Rufe nach Vergeltung für toten Gaddafi-Sohn
2. Mai 2011Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi griffen am Montag (02.05.2011) die Rebellenhochburg Misrata erneut mit Panzern an. Aus den Reihen der Aufständischen hieß es nach stundenlangen Gefechten, die Attacke sei zurückgeschlagen worden. Den Angaben zufolge hatten die Regierungstruppen versucht, vom Südwesten aus in die Hafenstadt einzudringen. Ärzte berichteten, bei den Kämpfen seien mindestens zehn Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.
Am Sonntag hatten die Regierungstruppen unter anderem die Hafenanlagen beschossen - wohl, um die einzige Verbindung der Stadt zur Außenwelt zu kappen. Misrata wird seit zwei Monaten von den Truppen Gaddafis belagert und ist nur noch über den Seeweg zu erreichen. Die Versorgungslage in der Rebellenhochburg ist deshalb katastrophal.
Beisetzung von wütenden Protesten begleitet
In Tripolis nahmen am Montag mehrere tausend Menschen an der Beisetzung des getöteten Sohns von Machthaber Gaddafi teil. Die Menge rief lautstark nach Vergeltung. Auch zwei Brüder des getöteten 29-Jährigen waren bei der Beerdigung auf dem Friedhof El Hani anwesend. Der Machthaber selbst stand jedoch nicht am Grab seines Sohnes.
Die libysche Regierung widersprach der Darstellung des Militärbündnisses, dass der NATO-Angriff militärischen Zielen gegolten habe. Der stellvertretende libysche Außenminister Chaled Kaim sagte, es habe keine Kommando- und Führungsstrukturen in dem Wohngebiet gegeben. Zudem wies er Medienberichte zurück, der Tod der Gaddafi-Familienmitglieder könnte eine Propaganda-Lüge sein. Staatliche libysche Medien sprachen von einem Mordversuch der NATO an Gaddafi.
Die Ausländischen hatten zunächst bezweifelt, dass der Gaddafi-Sohn tatsächlich tot ist. Sie stellten auch die offizielle Darstellung in Frage, wonach sich Gaddafi und seine Frau zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Haus aufgehalten haben sollen, aber unverletzt blieben. Die NATO bestätigte den Tod des Gaddafi-Sohns bislang nicht.
Attacken auf ausländische Botschaften
Kaim äußerte sein Bedauern über Angriffe wütender Demonstranten auf mehrere diplomatische Vertretungen. Die britische und italienische Botschaft war ebenso das Ziel von Attacken geworden wie das US-Konsulat in Tripolis. Die libysche Polizei sei von den Menschen überrannt worden, sagte der Vize-Außenminister.
Nach den Angriffen auf die drei Vertretungen schloss die Türkei ihre Botschaft in der libyschen Hauptstadt. Zuvor hatten bereits die Vereinten Nationen ihr ausländisches Personal aus Tripolis abgezogen.
Autorin: Ursula Kissel (dpa, rtr, afp, dapd)
Redaktion: Ulrike Quast