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Rüstungskonzern Rheinmetall wird BVB-Sponsor

29. Mai 2024

Erstmals sponsert ein Rüstungskonzern einen Top-Klub aus der Fußball-Bundesliga. Der Vertrag zwischen Borussia Dortmund und Rheinmetall sorgt für hitzige Diskussionen und Reaktionen der Fans.

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Fußball mit dem Logo von Borussia Dortmund
Borussia Dortmund erhält einen Millionenbetrag von RheinmetallBild: Bernd Thissen/dpaweb/dpa/picture alliance

Wenige Tage vor dem Finale der Champions League im Londoner Wembley-Stadion von Borussia Dortmund gegen den spanischen Renommierklub Real Madrid sorgt ein Sponsorendeal des Bundesliga-Vereins mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall für Unruhe. 

Welche Eckdaten sind zur Zusammenarbeit zwischen dem BVB und Rheinmetall bekannt? 

Die Borussia hat mit dem Rüstungskonzern einen Vertrag über drei Jahre geschlossen. Rheinmetall werde ein "Champion Partner", sprich einer der wichtigsten wirtschaftlichen Partner des Vereins, ließ Verein wissen. Der Deal umfasse die "Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion sowie auf dem Vereinsgelände". so der BVB. Wie viel Rheinmetall dafür zahlt, wurde offiziell nicht mitgeteilt. In Presseberichten ist von einer Summe von mehr als 20 Millionen Euro über den Zeitraum von drei Jahren die Rede. 

Um was für ein Unternehmen handelt es sich bei Rheinmetall? 

Rheinmetall ist der umsatzstärkste deutsche Rüstungskonzern. Er wurde im Jahr 1889 als "Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik" gegründet und produzierte schon damals vor allem Waffen und Munition für die deutsche Armee. An dieser Ausrichtung änderte sich auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg nichts. In der Nazi-Zeit waren mehrere tausend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in den Rheinmetall-Werken im Einsatz. Nach Kriegsende wurde Deutschland vorübergehend jede Waffenproduktion verboten. Mitte der 1950er-Jahre stieg Rheinmetall jedoch wieder als Rüstungskonzern ein. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 30.000 Mitarbeitende. Rheinmetall produziert unter anderem den Kampfpanzer Leopard 2 sowie Waffensysteme und Munition.

Panzerproduktion in einem Rheinmetall-Werk im Bundesland Niedersachsen
Panzerproduktion in einem Rheinmetall-Werk im Bundesland NiedersachsenBild: Sepp Spiegl/IMAGO

Der Konzern exportiert in andere NATO-Staaten, aber auch in die Ukraine, in Länder des Nahen und Mittleren Ostens, Asiens und Südamerikas. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 hat sich der Aktienkurs von Rheinmetall verfünffacht. In diesem Jahr erwartet der Konzern einen Rekordumsatz von rund zehn Milliarden Euro. 2022 war Rheinmetall bereits als Sponsor des lokalen Sports in Düsseldorf eingestiegen. Die Zentrale des Konzerns liegt in dieser Stadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen

Wie begründet der Verein den Deal mit dem Rüstungskonzern? 

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke argumentiert politisch. "Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie", sagt Watzke. "Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen. Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. Mit dieser neuen Normalität sollten wir uns auseinandersetzen." Der Bundesligist kalkulierte Gegenwind bei seiner Entscheidung ein. "Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit Rheinmetall und öffnen uns als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs", heißt es in der Pressemitteilung des Vereins."

Wie reagiert das BVB-Umfeld auf den Einstieg des Rüstungskonzerns? 

In den sozialen Medien und auf Fanforen distanzieren sich zahlreiche Fans deutlich von der Entscheidung der BVB-Spitze für den Sponsorendeal mit Rheinmetall. Tenor: Borussia Dortmund verkaufe seine eigenen Werte.

Auf der BVB-Fanplattform "schwatzgelb.de" fragt jemand, "ob die Stärkung der nationalen Sicherheit nicht eher die Aufgabe der Politik und nicht eines Fußballvereins ist. Leute, macht euch einfach gerade, sagt klar, dass Rheinmetall Image haben will und der BVB Geld." 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bezeichnete die Zusammenarbeit zwischen dem Rüstungskonzern und dem Bundesligisten als "erst einmal ungewöhnlich, aber es zeigt, wo wir stehen. Wir wissen und müssen es leider zugeben, dass wir in einer anderen, bedrohlicheren Welt sind." Man sei in ständigem Kontakt mit Rheinmetall, damit das Unternehmen noch mehr Munition zur Unterstützung der Ukraine produziere, sagte der Minister, der auch für Rüstungsexporte zuständig ist.

Der Artikel wurde am 31. Mai um die Aussage von Minister Habeck erweitert.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter