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Ruanda wirbt für Kleinfamilien

Sylivanus Karemera, Kigali11. Juli 2012

Ruanda hat seinem rasanten Bevölkerungswachstum den Kampf angesagt. Seit fünf Jahren wirbt die Regierung des kleinsten Landes Ostafrikas für eine Drei-Kinder-Politik. Nun sieht sie erste Erfolge ihrer Aufklärungsarbeit.

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Drei ruandische Jungen (Foto: AP)
Bild: AP

Ruanda - Land im Herzen Afrikas mit rund elf Millionen Einwohnern. Es ist eines der kleinsten und am dichtesten bevölkerten Länder des Kontinents. Auf einem Quadratkilometer leben hier mehr als 400 Menschen, die meisten davon in extremer Armut. Der Völkermord 1994 stürzte Ruanda noch tiefer in die wirtschaftliche Misere. Seitdem hat das Land zwar wirtschaftliche Fortschritte gemacht, doch das rasante Bevölkerungswachstum und die schlechte Gesundheitsversorgung behindern bis heute die Entwicklung vieler Ruander.

Sechs Kinder sind drei zu viel

Um die zunehmende Armut im Land zu bekämpfen, will die Regierung die Zahl der Kinder pro Familie auf drei begrenzen. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde bereits 2007 vorbereitet, doch bis heute nicht durchgebracht. Noch ist die Drei-Kinder-Familie in Ruanda nicht mehr als eine Empfehlung des Staates an seine Bürger. Das Gesundheitsministerium macht dennoch Werbung: "Die Kampagnen und die Aufklärungsarbeit der vergangenen fünf Jahre zeigen erste Erfolge. Die Leute ergreifen Maßnahmen zur Familienplanung, und wir erwarten in Zukunft weitere Erfolge durch unsere Strategie", sagt Arthur Asiimwe vom ruandischen Gesundheitsministerium. Er beruft sich auf die jüngsten Ergebnisse der landesweiten Demografie- und Gesundheitsstudie. So hätte eine ruandische Mutter im Jahr 2005 durchschnittlich noch 6,5 Kinder zur Welt gebracht. 2010 seien es nur noch 4,6 Kinder gewesen.

Familie in Ruanda (Foto: dpa)
Weniger Kinder pro Paar: durch Aufklärung über VerhütungBild: picture-alliance/dpa

Die Regierung habe in jedes Dorf des Landes jeweils zwei ausgebildete Gesundheitsexperten entsendet, die die Bewohner aufklären und für natürliche und moderne Verhütungsmethoden sensibilisieren sollen, sagt Asiimwe. In einigen Gebieten wird verstärkt über Sterilisation von Männern aufgeklärt. "Ich musste mich für die Sterilisation entscheiden. Es ist schon jetzt schwierig für mich, meine Kinder zu ernähren. Warum sollte ich noch mehr in die Welt setzen?", sagt Uwimana Gadi, arbeitsloser Vater von sechs Kindern.

Genozid-Opfer wünschen sich Großfamilien

Doch die Angst wächst, dass die neue Drei-Kinder-Politik unterlaufen werden könnte. Die Schrecken der Vergangenheit sitzen nach wie vor tief und fest in vielen Köpfen. 800.000 Menschen wurden beim Genozid vor 18 Jahren getötet. Viele Ruander glauben deshalb, große Familien gründen zu müssen. Joyce Uwera zum Beispiel. Sie und ihr Mann sind Genozid-Waisen. Verhütung kommt für sie nicht in Frage. "Wir haben außer uns beiden niemanden mehr. Wir wollen möglichst viele Kinder bekommen, als Wiedergutmachung für die Familien, die wir verloren haben", sagt sie.

Ruandische Flüchtlingsfamilie (Foto: ddp/AP)
Der Genozid 1994 hat tausende Familien zerstörtBild: picture-alliance/dpa

Auch wenn die Drei-Kinder-Politik noch nicht Gesetz ist in Ruanda, habe sich schon jetzt viel verändert, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Man hoffe, dass auch in Zukunft das Bevölkerungswachstum in dem kleinen Land weiter gebremst werden kann. So könnte Ruanda zum Beispiel werden für andere arme, übervölkerte Staaten.