Ruanda - Auf der Suche nach Versöhnung und Gerechtigkeit
24. Juni 2004Ruanda, 1994: In nur knapp drei Monaten werden zwischen 800 000 und einer Million Tutsi von Milizen der damaligen Hutu-Regierung auf grausamste Art und Weise ermordet. Auch tausende von moderaten Hutus fallen dem Massaker zum Opfer. Acht Jahre sind seit dem Völkermord von 1994 vergangen. Die Gefängnisse sind überfüllt mit Genozid-Verdächtigen, Überlebende fordern Gerechtigkeit und Entschädigung. Die derzeitige Regierung von Präsident Paul Kagamé ruft zu Versöhnung und Einheit des ruandischen Volkes auf. Von der Regierung eingesetzte Kommissionen und Programme sollen dazu beitragen, diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen.
Die 30-minütige Sendung stellt Projekte und Initiativen vor, die die Aufarbeitung des Völkermords und die Versöhnung der Ruander zum Ziel haben. Dabei kommen auch die Opfer und Täter zu Wort. Im ersten Teil geht um die Suche nach Gerechtigkeit: wir berichten über die sogenannten Gacaca-Tribunale – das sind Volksgerichte, die auf ruandischer Tradition beruhen und zur Verurteilung von Genozid-Tätern eingesetzt werden sollen. Im zweiten Teil geht es um das staatliche Demobilisierungs- und Reintegrationsprogramm für Soldaten und ehemalige Milizen. Kurz nach dem Völkermord 1994 waren viele Mitglieder der Hutu-Milizen in die benachbarte Demokratische Republik Kongo geflohen und hatten weiterhin gegen die neue Regierung gekämpft. Schließlich kommt die Jugend Ruandas zu Wort: Sie haben am meisten unter den Folgen des Völkermords zu leiden, sind aber auch eine der ersten Zielgruppen, die mit den Versöhnungsprogrammen angesprochen werden sollen. Wir besuchten ein Jugendzentrum in einem populären Vorort von Kigali, in dem die oftmals traumatisierten Jugendlichen lernen, ihre Zukunft zu gestalten. "Wir haben keine andere Wahl, als zu lernen, wieder miteinander zu leben," sagte uns ein Jugendlicher. "Und das trotz unserer schrecklichen Vergangenheit."
"Leben mit der Erinnerung - Ruanda auf der Suche nach Versöhnung und Gerechtigkeit." Die 30-minütige Sendung wurde in Englisch und Deutsch sowie in Kinyarwanda produziert. Die Autorinnen sind Tania Krämer und Flavia Salafina.
Diese Sendung wurde im Juni 2003 bei den New York Festivals in der Kategorie "Nationale und Internationale Angelegenheiten" mit der Silbermedaille der Vereinten Nationen, dem UN Special Award, ausgezeichnet.