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Ronaldo: Endlich Star bei einer WM

20. Juni 2018

Je älter er wird, umso besser scheint Cristiano Ronaldo zu spielen. Nun glänzt Portugals Superstar auch erstmals bei einer Weltmeisterschaft als Torschütze vom Dienst. Ob es mit der Gelassenheit des Alters zu tun hat?

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Russland WM 2018 | Portugal vs Marokko 1:0 - Ronaldo
Bild: Reuters/M. Shemetov

Cristiano Ronaldo ist in seiner langen und erfolgreichen Karriere bestimmt schon als vieles bezeichnet worden, aber das war dann doch neu: "Mit Cristiano ist das wie mit einem Portwein. Er wird mit dem Alter besser. Er entwickelt sich immer weiter. Anders als andere Spieler", lobte Portugals Trainer Fernando Santos seinen mit 31 Jahren nun auch noch nicht uralten Superstar nach dem 1:0-Sieg der Portugiesen gegen Marokko. Mal wieder war Ronaldo, dem bereits beim 3:3 gegen die Spanier drei Treffer gelungen waren, der entscheidende Mann. Keine fünf Minuten war die Partie alt, da entwischte CR7 nach einer Ecke seinem Gegenspieler und wuchtete den Ball in bester Ronaldo-Manier per Kopf in die Maschen. Und danach? Jubellauf mit ausgebreiteten Armen, Jubelsprung mit halber Drehung, martialischer Gesichtsausdruck, keine gelöste Freude - Ronaldo, wie man ihn kennt.

Dass Ronaldo entscheidende Tore schießt, ist in der Tat nichts Neues - weder bei seinem Klub Real Madrid, noch bei der portugiesischen Selecao. Das Tor gegen die Marokkaner war sein 85. Treffer im Dress der Nationalelf. Europarekord! Der legendäre Ferenc Puskas hatte für Ungarn 84-mal getroffen. Und doch: Bei dieser WM in Russland erleben die Fans, ja erlebt sich Ronaldo selbst in einer neuen Rolle. Erstmals bei einem Weltturnier scheint er nicht nur die im Vorfeld als Sensation angekündigte, schillernde Fußballikone und die Verheißung herausragender Fußballkunst zu sein - diesmal unterstreicht Ronaldo es erstmals bei einer WM auch mit Toren, dem Kriterium, nach dem sich Ronaldo am liebsten beurteilen lässt.

Kein Glück bei Weltmeisterschaften

Zugegeben: Bei der WM 2006 in Deutschland wurde Ronaldo mit den Portugiesen guter Vierter, doch hießen die Stars damals noch Luis Figo und Deco. Der 21-jährige Cristiano war eher eine Randfigur. Und seitdem mit Figo und Co. die sogenannte "Goldene Generation" aus Portugals Mannschaft verschwunden ist und Ronaldo das Zepter in der Hand hält, lief es für den mit großen Erwartungen beladenen Nachfolger nicht mehr, wenn es um den Goldpokal ging. 2010 schoss er nur gegen Nordkorea in der Vorrunde ein Tor. Nach dem Achtelfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister Spanien fokussierte sich die Kritik vor allem auf "CR7". Vier Jahre später in Brasilien war sogar schon in der Vorrunde Schluss. Wieder gelang Ronaldo nur ein Treffer, diesmal gegen Ghana.

WM 2018 | Russland | Portugal – Spanien
Es läuft bei CR7 - einen besseren Start in die WM als seine Tor-Gala gegen Spanien hätte er nicht erwischen könnenBild: Reuters/M. Sezer

Und jetzt? Die WM in Russland ist bisher Ronaldos Turnier, alles läuft nach Plan. Lionel Messi und Neymar, die anderen beiden Fußballikonen, die dem Turnier gerne ihren Stempel aufdrücken würden, hat Ronaldo zunächst in den Schatten gestellt. In beiden bisherigen Spielen wurde er zum "Man of the Match" gewählt, eine Auszeichnung, über die sich Ronaldo natürlich freut, was er aber niemals öffentlich zugeben würde. Lieber spielt er den Bescheidenen: "Das Wichtigste war es, das Spiel zu gewinnen und die drei Punkte zu holen", sagte Ronaldo: "Marokko war sehr stark. Es ist wunderbar für mich, das Tor gemacht zu haben. So müssen wir weitermachen."

In der Tat könnte Portugal trotz der bisher erlebten Ronaldo-Show noch in der Vorrunde ausscheiden. Gegen Spanien sah es lange nach einer Niederlage aus, auch gegen Marokko gerieten die Portugiesen zeitweise in Bedrängnis. Am Montag steht das erste K.o.-Spiel an, noch bevor die eigentliche K.o.-Runde überhaupt losgeht: Im abschließenden Gruppenspiel gegen den Iran darf Portugal nicht verlieren. Aber: Portugals Fans können einigermaßen beruhigt in die Partie gehen. Schließlich ist auf ihren Superstar momentan Verlass.