Roma aus dem Kosovo: Chance für Rückkehr?
14. Juli 2005Mit dem Schicksal der Roma aus dem Kosovo beschäftigte sich am 28. Juni eine Konferenz im Belgrader Medienzentrum, an der zahlreiche Vertreter von Roma-Organisationen und Menschenrechtsaktivisten teilnahmen. Rajko Djuric, stellvertretender Chefredakteur der Nachrichtenagentur TANJUG, sagte, genaue Daten über die Zahl der betroffenen Roma hätten niemals vorgelegen, Schätzungen aus den 80er Jahren zufolge hätten im Kosovo rund 250.000 Roma gelebt. Sie seien damals in allen kosovarischen Gemeinden vertreten gewesen.
Viele sind noch immer im Ausland
Djuric führte ferner aktuelle Angaben über die Zahl der aus dem Kosovo geflohenen Roma an. „In Serbien befinden sich demnach heute mehr als 60.000, in Montenegro mehr als 12.000, in Mazedonien mehrere tausend, etwas weniger in Bosnien, Kroatien, Slowenien sowie Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Norwegen bis hin zu Finnland, Schweden und Russland. Die Bundesrepublik Deutschland hatte Ende der 90er die meisten Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo aufgenommen, Angaben zufolge leben in Deutschland noch immer 50.000“.
Diese Angaben zeigen, dass die Roma die größte Gruppe der Opfer von „ethnischer Säuberung“ im Kosovo darstellen. Ein solches Schicksal haben sie in keinem anderen Land des ehemaligen Jugoslawien erfahren. Vladimir Cukic vom Kosovo-Koordinationszentrum sagte, seine Institution würde darauf bestehen, dass zwei Dokumente verabschiedet werden, um die Rückkehr der Flüchtlinge zu erleichtern. Und zwar ein Protokoll über dauerhafte Rückkehr und Bestimmungen zum Restitutionsverfahren für Immobilien.
Schwierige Lage im Kosovo und in Serbien
Aktivisten aus Roma-Organisationen wiesen in Belgrad hingegen darauf hin, dass die Rückkehr der Roma ins Kosovo noch immer gefährlich sei. Eine schlechte Lösung sei auch die Rückführung von mehr als 50.000 Roma aus Westeuropa nach Serbien, da ihnen dort kein normales Leben gewährleistet werden könne. Petar Antic aus dem Zentrum für die Rechte von Minderheiten, sagt der Deutschen Welle, dieses Problem belaste die ohnehin schwierige Position der Roma. „Es sind sehr viele, wir wissen jetzt schon nicht genau, wie viele Roma in Serbien leben. In Belgrad befinden sich mindestens 20.000, ebenso verhält es sich in Novi Sad. Sie leben in illegalen Siedlungen, in Häuschen aus Plastik oder Karton, ferner besuchen ihre Kinder nicht die Schule, sie haben keinen Gesundheitsschutz und sie sind nirgendwo gemeldet. Das Flüchtlingskommissariat hat es abgelehnt, ihnen Ausweise ohne Anmeldung des Wohnsitzes auszustellen, somit haben sie keine Möglichkeit, ihre grundlegenden Menschenrechte wahrzunehmen“.
Das Problem der Roma aus dem Kosovo ist kompliziert und erfordert konkrete Maßnahmen. In dieser Hinsicht sei allerdings nicht viel unternommen worden, sagt Antic der Deutschen Welle. „Ich habe mehrmals die Gelegenheit gehabt, mich mit den Zuständigen in den Ministerien zu treffen und ich habe bislang noch keine angemessene Antwort erhalten, auch wenn dort das Problem bekannt ist. Ich glaube, dass die internationalen Organisationen, die helfen sollten, nicht über ausreichende Kenntnisse über dieses Problem verfügen, damit sich auch die Politik entsprechend ändert. Denn offensichtlich ist dieses Problem nur auf diese Weise zu lösen“.
Petar Antic ist deshalb hinsichtlich der Rückkehr der Roma ins Kosovo keineswegs optimistisch: „Man kann kaum erwarten, dass Roma ins Kosovo zurückkehren, die kein Albanisch sprechen. Das heißt, es können nur die zurückkehren, die Albanisch sprechen“, so Antic.
Ivica Petrovic, Belgrad
DW-RADIO/Serbisch, 28.6.2005, Fokus Ost-Südost