"Rock am Ring" geht nach Terroralarm weiter
3. Juni 2017Das Musikfestival "Rock am Ring" ist nach der Unterbrechung wegen einer Terrorwarnung wie geplant fortgesetzt worden. "Nach intensiven Durchsuchungen des gesamten Festivalgeländes haben sich die Verdachtsmomente für eine akute Gefährdungslage nicht erhärtet", teilten die Veranstalter auf ihrer Internetseite mit. Auch die Polizei bestätigte, dass die Durchsuchungen beendet sind.
Das Festival war am Freitagabend ausgesetzt worden, weil die Behörden Hinweise auf eine mögliche terroristische Gefährdung hatten. "In einer solchen Bewertungssituation dürfen wir keine Risiken eingehen", sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz. "Sicherheit geht vor."
Razzien und Festnahmen
Nach jüngsten Angaben der Polizei gab es mehrere Razzien in Hessen. Insgesamt drei Personen wurden vorübergehend festgenommen. Im Visier waren demnach Mitarbeiter eines Subunternehmers des Veranstalters, die der Salafistenszene zugerechnet werden. Es sei befürchtet worden, dass die Männer verdächtige Gegenstände auf dem Gelände deponiert hatten. Gefährliche Objekte wurden jedoch nicht gefunden.
Konkreter Auslöser für den Terroralarm war, dass zum Sicherheitsbereich des Festivals mindestens eine Person Zugang hatte, zu der polizeiliche Erkenntnisse mit Terrorismus-Bezug vorlagen. Das sei am Freitagvormittag bekanntgeworden, sagte der Koblenzer Polizeipräsident Wolfgang Fromm. Erschwerend sei hinzugekommen, dass die Namen auf den Backstage-Pässen nicht mit den Namen der Verdächtigen übereingestimmt hätten. "Das hat die allgemein vorherrschende abstrakte Gefährdungslage aus unserer Sicht sehr deutlich konkretisiert", so Fromm. Auch der Verfassungsschutz sei in den Fall eingeschaltet gewesen.
Mitten im Song unterbrochen
Völlig überraschend für die Besucher war das Festival mitten in einem Song der Band Broilers abgebrochen worden. "Die Sicherheitsmitarbeiter hatten eine lange Kette gebildet und schoben die Fans langsam vor sich her", berichtet Reporterin Silke Wünsch, die für die Deutsche Welle am Ort war.
Dass nach der Terrorwarnung 86.000 Zuschauer innerhalb einer Viertelstunde ruhig und besonnen das Gelände verließen, sei ein "gemeinsames Zeichen" gewesen, sagte Veranstalter Marek Lieberberg. "So viel Disziplin kann man kaum voraussetzen, wie wir hier erlebt haben."
Das dreitägige Festival hatte am Freitagnachmittag begonnen. Schon vor der Unterbrechung hatten Sicherheitsbedenken das Rock-Event begleitet. Die Polizeikräfte waren auf mehr als 1200 Beamte aufgestockt worden. Hintergrund dafür war auch der Anschlag auf ein Konzert von Ariana Grande in Manchester vor anderthalb Wochen.
jj/gri (dpa, afp)