Richtungswahl auf den Philippinen
9. Mai 2016Die rund 54 Millionen wahlberechtigen Philippiner müssen eine wichtige Entscheidung treffen: Sind sie bereit, für mehr Sicherheit im Land demokratische Rechte zu opfern? Genau dafür steht der Kandidat Rodrigo Duterte. Der Bürgermeister der Millionenstadt Davao hatte im Wahlkampf vor allem mit dem Versprechen geworben, hart gegen Kriminelle vorzugehen und tausende Straftäter hinrichten zu lassen. Gleichzeitig drohte er mit der Auflösung des Parlaments.
Analysten warnen, dass der katholische Inselstaat mit mehr als 100 Millionen Einwohnern 30 Jahre nach der Absetzung von Diktator Ferdinand Marcos wieder in die Diktatur abrutschen könnte. Amtsinhaber Benigno Aquino darf laut Verfassung nicht erneut antreten und die Gegenkandidaten wirken zu schwach, um Duterte zu verhindern. Der kandidierende Ex-Innenminister Mar Roxas gilt als farblos. Die ebenfalls zur Wahl stehende Senatorin Grace Poe ist vielen zu unerfahren.
Armut wächst weiter
Der Wahlkampf in dem südostasiatischen Land wurde von Gewalt überschattet. Mindestens 15 Menschen starben in den Monaten vor der Abstimmung. Landesweit ist deshalb ein großes Aufgebot der Sicherheitskräfte im Einsatz. Auf den Philippinen ist die Ungleichheit in der Bevölkerung trotz des stabilen wirtschaftlichen Wachstums der vergangenen Jahre gestiegen. Nach wie vor lebt ein Viertel der Menschen in Armut.
"Die Leute wollen jetzt einen Macher", schätzt Benedikt Seemann von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Manila die Lage ein. "Duterte ist die Personifizierung von 'Recht und Ordnung', wobei es bei ihm wohl mehr um Ordnung als um Recht geht."
djo/nin (afp, dpa, rtr)