Rice folgt Powell
16. November 2004Condoleezza Rice soll die Nachfolge von US-Außenminister Colin Powell antreten. Nach dem Rücktritt Powells nominierte Präsident George W. Bush am Dienstag (16.11.04) seine bisherige Nationale Sicherheitsberaterin für das Amt.
Die USA sind nach den Worten der 50-jährigen Rice auf dem besten Weg, den weltweiten Krieg gegen den Terrorismus zu gewinnen. Unter Bush sei es gelungen, weltweit Koalitionen zu schmieden, die Freiheit in viele Regionen der Welt gebracht hätten, sagte Rice.
Das Gesicht Amerikas
Rice vertritt eher die Positionen der Hardliner im republikanischen Kabinett und genießt im Ausland bisher weniger Ansehen als der konziliantere Powell. "Der Außenminister ist das Gesicht Amerikas in der Welt, und in
Dr. Rice wird die Welt die Stärke, die Tugend und den Anstand unseres Landes erkennen", erklärte der Präsident. "In den vergangenen vier Jahren habe ich mich auf ihren Rat verlassen, von ihrer umfassenden Erfahrung profitiert und ihr einwandfreies und zuverlässiges Urteil geschätzt", würdigte Bush seine enge Vertraute.
Rice gehörte schon dem Sicherheitsrat von Bushs Vater an. Die promovierte Politologin galt als erste Wahl des Präsidenten für das diplomatische Spitzenamt. Sie löst Powell vermutlich im Januar 2005 ab. Zuvor muss der Senat noch der Ernennung zustimmen, was aber angesichts der republikanischen Mehrheit nicht in Zweifel steht. Nachfolger von Rice im Amt des Nationalen Sicherheitsberaters soll ihr bisheriger Stellvertreter Stephen Hadley werden.
Geteilte Reaktionen
Israel reagierte erfreut auf die Nachricht. "Rice ist eine wahre Freundin Israels", erklärte Außenminister Silvan Schalom im Rundfunk. Palästinensische Politiker reagierten zurückhaltend. Kabinettsminister Sajeb Erakat verwies auf Rices "analytische und systematische" Denkweise.
Der französische Außenminister Michel Barnier bezeichnete die 50-Jährige als "Frau mit Charakter". Beide Seiten hätten ein Interesse daran, das transatlantische Verhältnis wieder zu verbessern. Im Frühjahr 2003 war Rice angesichts des Widerstands gegen den Irak-Krieg in Teilen Europas der Satz zugeschrieben worden: "Bestraft Frankreich, ignoriert Deutschland und verzeiht Russland."
6 von 15
Das Weiße Haus lehnte eine Antwort auf die Frage ab, ob Bush Powell um den Rücktritt gebeten oder ob ihn der Präsident ersucht habe, weiter im Amt zu bleiben. Ivo Daalder, der dem Sicherheitsrat von Bushs demokratischen Vorgänger Bill Clinton angehörte, äußerte die Vermutung, dass Powell aus dem Kabinett gedrängt worden sei. "Er hat allen gesagt, dass er bleiben wolle", sagte Daalder.
Wie Powell erklärten am Montag auch Landwirtschaftsministerin Ann Veneman, Bildungsminister Rod Paige und Energieminister Spencer Abraham ihren Rücktritt. In der vergangenen Woche hatten bereits Justizminister John Ashcroft und Handelsminister Donald Evans diesen Schritt vollzogen. Damit haben sich 6 der 15 Kabinettsmitglieder zum Ausscheiden aus der Regierung entschlossen. Möglicherweise scheidet auch Sicherheitsminister Tom Ridge aus, der die neue Behörde für Heimatschutz leitet. (kas)