Sea-Watch 3 darf Malta verlassen
20. Oktober 2018Das monatelang von den maltesischen Behörden festgehaltene Migranten-Rettungsschiff Sea-Watch 3 hat den Hafen von Valletta verlassen. Wie die Organisation Sea-Watch mitteilte, fuhr es zunächst zu Instandhaltungsarbeiten in eine spanische Werft.
Der Vorstandsvorsitzende der deutschen NGO zur zivilen Seenotrettung von Flüchtlingen, Johannes Bayer, sagte, es sei höchste Zeit gewesen, dass Malta das Schiff freigelassen habe. "Über 500 Menschen sind im Mittelmeer ertrunken, seit unsere Schiffe beschlagnahmt wurden - vermutlich viele mehr, von deren Schicksal an der tödlichsten Grenze der Welt niemand mitbekommen hat, weil niemand vor Ort war, um zu berichten."
Wegen Unklarheiten bei der Registrierung beschlagnahmt
Die 50 Meter lange, niederländisch geflaggte Sea-Watch 3 war am 2. Juli von der maltesischen Regierung daran gehindert worden, den Hafen zu verlassen. Grund waren nach Angaben von Sea-Watch die parallel eingeleiteten Ermittlungen gegen den Kapitän des deutschen Rettungsschiffs Lifeline, Claus-Peter Reisch. Malta gab sowohl bei der Sea-Watch 3 als auch bei der Lifeline an, Registrierungsfragen klären zu müssen.
Im Falle der Sea-Watch 3 bestätigte die niederländische Regierung Anfang August die korrekte Registrierung. Sea-Watch sieht hinter dem Festhalten ihres und auch anderer Rettungsschiffe eine politische Kampagne.
Italien lässt keine Schiffe mehr einfahren
Die Bedingungen für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer haben sich insbesondere seit dem Amtsantritt der rechtspopulistischen Regierung in Italien geändert. Der neue italienische Innenminister Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega-Partei schloss die Häfen für die Schiffe ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer. Auch andere europäische Länder kritisieren, die privaten Retter würden indirekt Schleppern helfen.
Nach UN-Angaben sind seit Anfang des Jahres rund 1600 Flüchtlinge bei der Fahrt über das Mittelmeer gestorben. Die meisten Menschen, die 2018 über das Mittelmeer nach Europa gelangten, stammen der Internationalen Organisation für Migration zufolge aus afrikanischen Ländern wie Tunesien, Eritrea und dem Sudan. Sie werden oft von kriminellen Schleppern auf nicht seetauglichen Booten über das Mittelmeer geschleust.
ie/uh (dpa, afp, kna)