Rentiere - Wahre Überlebenskünstler
Rudolph und seine Freunde sind vor allem für ihre Fahrdienste für den Weihnachtsmann bekannt. Doch die nordischen Tiere sind mehr als nur Schlittentiere, die Geschenke verteilen. Sie sind ein wahres Wunder der Natur.
Rentiergarde des Santa Claus
Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen - sie ziehen den Schlitten des Weihnachtsmanns. Jedenfalls steht es so in dem Gedicht "The Night before Christmas". Rudolph kam erst ein wenig später hinzu. Doch warum hat der Weihnachtsmann ausgerechnet Rentiere erwählt? Was können sie, was andere Tiere nicht können?
Gruppentiere
Rentiere - oder auch einfach nur Ren - sind als Zugtiere besonders geeignet, da sie die einzige zähmbare Hirschart sind. Der Elch, der wie das Ren zur Unterfamilie der Trughirsche zählt, und der Rothirsch sind nicht domestizierbar. Ein weiterer Unterschied zu ihren Artverwandten: Rentiere sind keine Einzelgänger, sondern leben in großen Rudeln.
Brrrr!
Während Pferde bei Temperaturen von minus 50 Grad Celsius binnen Minuten tiefgefroren sind, kommen Rentiere mit solchen Temperaturen bestens klar. Das müssen sie auch, denn in ihrem nördlichen Lebensraum in Nordamerika, Skandinavien und Sibirien ist es im Winter bitterkalt. Gegen die Kälte hilft ihnen ihr Fell: Die Haare sind von innen hohl, was zusätzlich isoliert.
Ein dienlicher Spreizfuß
Rentiere zählen zu den Paarhufern. Ihre sich spreizenden Hufe verhindern in tiefem Schnee und moorigen Gebieten, dass sie einsinken. Bei der Futtersuche hilft diese Fußform, zugeschneite Gräser und Flechten freizuscharren. Kurios: Beim Laufen erzeugt eine überspringende Sehne im Gelenk bei jedem Schritt ein Knackgeräusch. Wenn das nicht die Ankunft des Weihnachtsmanns verrät…
Ab die Post!
Rentiere bringen es auf bis zu 80 Kilometer pro Stunde. Mit ihnen werden auch Rennen veranstaltet. Um nicht zu überhitzen, haben die Tiere eine besondere Technik: Bis zu 300 Atemzüge pro Minute durch die Nase kühlen das Blut in den Nasennebenhöhlen ab. Reicht dies nicht, beginnen sie zu hecheln. In Extremsituationen leiten sie kaltes Blut aus der Nase direkt in den Kopf, um ihr Gehirn zu kühlen.
Die Hörner abstoßen
Anders als bei anderen Hirscharten tragen bei Rentieren sowohl die Männchen als auch die Weibchen ein Geweih. Das der Männchen ist aber deutlich größer. Einmal im Jahr werfen sie ihr Geweih ab; danach wächst ein neues, größeres heran. In der Wachstumsphase ist das Geweih von einer haarigen Haut, dem Bast, umgeben. Darunter verknöchert das Geweih. Ist es ausgewachsen, streift das Tier den Bast ab.
Rentier ist nicht gleich Rentier
Es gibt mehrere Rentierarten. Sie lassen sich zwei Gruppen zuordnen. Eine davon lebt in Tundren: weitläufigen, baumlosen Steppen. Die andere Gruppe lebt in Wäldern. Der nordamerikanische Vertreter des Rentiers heißt Karibu (Bild). Karibus leben in Alaska, Kanada und Grönland.
Dauerläufer
Auf ihrer Suche nach Nahrung legen Rentieren tausende von Kilometern zurück. Dazu schließen sie sich zu riesigen Herden zusammen, die bis zu mehreren hunderttausend Tiere zählen können. Ihr Weg zum Futter führt manchmal auch durchs Wasser. Zum Glück sind Rentiere ausgezeichnete Schwimmer.
Lebensgrundlage von Kulturen
Die Widerstandsfähigkeit und Vielseitigkeit der Rentiere macht sie für nördlich lebende indigene Völker unverzichtbar. Völker wie die im Norden Skandinaviens lebenden Samen (Bild) oder die in Sibirien beheimateten Nenzen nutzen sie als Lasttiere, essen ihr Fleisch, trinken ihre Milch und nutzen ihre Felle als Kleidung.