Reiche ziehen Geld aus der Schweiz ab
17. September 2012Wegen des internationalen Drucks auf Steuerflüchtlinge und der geplanten Abgeltungssteuer "gehen wir davon aus, dass insgesamt Hunderte Milliarden Franken aus der Schweiz abfließen werden", sagte Vermögensverwaltungschef Jürg Zeltner von der Großbank UBS in einem am Montag veröffentlichten Interview des Magazins "Schweizer Bank". Bereits im Mai hatte Zeltner erklärt, dass europäische Kunden in den vergangenen Quartalen rund zehn Milliarden Franken von ihren Konten bei der UBS abgehoben haben.
Mitte 2012 verwaltete die größte Schweizer Bank 783 Milliarden Franken, das sind rund 654 Milliarden Euro, für reiche Kunden. "Im Offshore-Geschäft mit europäischen Kunden gehe ich davon aus, dass wir noch ziemlich lange mit bedeutenden Vermögensabflüssen rechnen müssen", sagte Zeltner. Allein bei der UBS werden nach Meinung von Zeltner bis zu 25 Milliarden Euro abfließen.
Credit Suisse leidet noch stärker
Seit 2009 haben reiche Westeuropäer auch bei der Credit Suisse unter dem Strich bereits 32 Milliarden Franken aus der Schweiz abgezogen. In den nächsten Jahren rechnet die zweitgrößte Bank des Landes im westeuropäischen Geschäft mit Abflüssen von weiteren 25 bis 35 Milliarden Franken, wie Finanzchef David Mathers vergangene Woche bei einer Anleger-Präsentation erklärte.
Mit Hilfe des Bankgeheimnisses hat sich die Schweiz zum weltweit wichtigsten Hort von ausländischem Geld entwickelt. Doch seit einigen Jahren üben vor allem die USA und Deutschland massiven Druck auf das Alpenland aus, reichen Steuerflüchtlingen bei Nachforschungen der Finanzämter keinen Schutz mehr zu gewähren.
Einer Studie der Unternehmensberatung ZEB in Münster zufolge verwalten Schweizer Banken rund 2800 Milliarden Franken von ausländischen Kunden. Knapp 800 Milliarden Franken dürften laut ZEB auf nicht versteuerte Gelder aus Westeuropa entfallen.
Lo/bea (reuters, dpa)