"Refugees": Poetische Fotoausstellung von Herlinde Koelbl
Mehrere Monate reiste die Fotokünstlerin Herlinde Koelbl 2016 durch die Flüchtlingslager Europas - auf der Suche nach Bildern, die noch nicht jeder gesehen hatte. Ihre eindrucksvollen Fotos zeigen: Sie wurde fündig.
Flüchtlingsalltag
Eine Momentaufnahme, malerisch, trotz des Flüchtlingselends drumherum. Aufgenommen hat Herlinde Koelbl dieses Bild auf Sizilien. Tausende Geflüchtete aus Afrika waren bereits versorgt, viele ruhten sich auf den Pritschen eines notdürftigen Erstaufnahmelagers aus, andere warteten in den Bussen. Der Presserummel war längst vorbei, als dieser Mann zu den Dixi-Klos eilte. Koelbl stand zufällig da.
An Land gespült
Bilder von verzweifelten Flüchtlingen, die aus überfüllten Booten gerettet und mit Schwimmwesten versorgt werden, gibt es viele. Nur selten aber ist ein Fotograf hinter den Kulissen der Flüchtlingsdramen unterwegs gewesen. Herlinde Koelbl sucht nach ungewöhnlichen Motiven und findet oft Bilder, die ihre eigene Geschichte erzählen.
Fluchtpunkt Europa
Achtlos schwimmen überall an der Mittelmeerküste Kleidungsstücke im Wasser, von der Brandung ans Ufer getrieben. Niemand weiß, ob die Menschen, die diese Kleidung trugen, ihre gefährliche Reise übers Meer überlebt haben. Oder ob sie zu den Tausenden gehören, die ertrunken sind.
Verbarrikadierte Festung
Die Außengrenzen der europäischen Länder sind mittlerweile martialisch aufgerüstet: NATO-Stacheldraht, Panzer, die die Grenzen bewachen. Koelbl hat einige dieser Außenposten besucht. Selbst im Schatten solcher Zäune versuchen die Flüchtlinge, sich einzurichten: in winzigen Zelten, in denen die Menschen auf dem nackten Erdboden campieren. Am Stacheldraht hängen sie Wäsche zum Trocknen auf.
5 x 5 Meter Deutschland
Wie kleine Waben oder Zellen, die als größeres Netzwerk von Behausungen zusammengeknüpft sind, wirken diese Notunterkünfte in einem deutschen Aufnahmelager. Aber hier sei wenigstens ein bisschen mehr Privatsphäre möglich als in den vom Wind zersausten provisorischen Zeltlagern in Griechenland oder Mazedonien, sagt Koelbl.
Botschafterin in Sachen Fotografie
Die erste Station von Koelbls Fotoausstellung "Refugees" war das Auswärtige Amt in Berlin. Hier die Fotografin, die anfangs als Modedesignerin gearbeitet hat, bei der Eröffnung in Berlin. Durch politisch ambitionierte Fotoprojekte ("Spuren der Macht", "Feine Leute") hat sich Herlinde Koelbl längst auch international einen Namen gemacht.
Vorliebe für das Serielle
Herlinde Koelbl fotografiert gern längerfristige Themenreihen. Im Berliner Museum für Kommunikation sind derzeit noch andere Flüchtlingsbilder von ihr zu sehen: "Stille Post. Vom Hören und Verstehen". Eine Anregung zum freundlichen Dialog mit den Flüchtlingen in unserem Land. Die Ausstellung "Refugees" im Literaturhaus München ist noch bis 7. Mai zu sehen und geht danach nach New York..