Radprofi Weylandt stirbt bei Giro
9. Mai 2011Wieder einmal zeigte sich auf grausame Art und Weise, welche Risiken die Fahrer bei Straßenrennen eingehen müssen. In der hektischen Schlussphase der dritten Giro-Etappe stürzte sich das Feld vom Bocco-Pass bei Rapallo am Montag (09.05.2011) in die Abfahrt. Dort, rund 25 Kilometer vor dem Ziel, verhakte sich Weylandt nach Informationen von Streckenposten mit einem Pedal in einer Steinmauer, wurde 20 Meter durch die Luft geschleudert und blieb regungslos auf dem Asphalt liegen.
Rettungshubschrauber konnte erst spät landen
Danach spielten sich an der Unfallstelle dramatische Szenen ab. Nach seinem Sturz hatte Weylandt sofort das Bewusstsein verloren, sein Gesicht war blutüberströmt. Die medizinischen Kräfte der Italien-Rundfahrt waren zwar binnen weniger Minuten beim schwer verletzten Belgier. Doch nach Angaben italienischer Medien herrschte an der Unglücksstelle kein Mobilfunk-Empfang. Per TV-Appell wurde ein Notfall-Hubschrauber angefordert, doch dieser fand im bergigen Gelände lange keinen geeigneten Landeplatz.
So kämpften die herbeigeeilten Rennärzte noch auf der Straße mit Herzmassagen um Weylandts Leben. Letztlich vergeblich: "Wouter Weylandt war schon bewusstlos, als wir eintrafen. Wir haben 40 Minuten lang versucht, ihn zu reanimieren. Aber es war nichts mehr zu machen", sagte Rennarzt Giovani Tredici später. Kurz darauf bestätigte seine Mannschaft Leopard-Trek den Tod Weylandts: "Wir haben einen Freund verloren. Das gesamte Team steht unter Schock."
Weylandt bereits der vierte Todesofall des Giro
Auch Renndirektor Angelo Zomegnan reagierte bestürzt nach dem Horror-Crash: "Das ist ein äußerst trauriger Tag für den Radsport, eine schlimme Nachricht für den Giro. Ich habe am Bildschirm gesehen, was passiert ist". Die Ehrungen für den spanischen Etappensieger Angel Vicioso wurden sofort abgesagt. Dennoch werden dem Veranstalter in den kommenden Tagen wohl auch unangenehme Fragen gestellt werden. Denn mehrere Fahrer und Teamverantwortliche hatten vor der Italien-Rundfahrt die Streckenführung als zu schwer kritisiert. Zomegnan versucht seit einigen Jahren sein Rennen im Vergleich zur größeren Tour de France mit spektakulären und in einigen Fällen grenzwertigen Etappen sportlich aufzuwerten.
Weylandt ist bereits das vierte Todesopfer in der 102-jährigen Geschichte des Giro. Vor ihm waren der italienische Rennfahrer Orfeo Ponsin (1952), der Spanier Juan Manuel Santisteban (1976) und der Italiener Emilio Ravasio (1986) jeweils nach tragischen Stürzen verstorben. Der Todesfall Weylandt wird eine juristische Untersuchung nach sich ziehen: Noch am Abend nach Weylandts Sturz eröffnete der stellvertretende Staatsanwalt von Chiavari, Francesco Brancaccio, ein Ermittlungsverfahren zur Klärung des Unfallhergangs. Er ordnete auch die Autopsie des Leichnams an. Der Giro d'Italia wird trotz des tragischen Unfalls fortgesetzt, gab Renndirektor Angelo Zomegnan bekannt.
Autor: Joscha Weber (mit sid,dpa)
Redaktion: Sabine Faber