Radprofi stirbt nach Herzstillstand
26. April 2019Das Rennen war gerade einmal 15 Kilometer alt, als es für Robbert de Greef ein plötzliches Ende fand. Auf dem ersten Kopfsteinpflaster-Abschnitt des niederländischen Rennens Omloop van de Braakman am 1. April brach de Greef zusammen. Zuvor hatte er Berichten zufolge über Unwohlsein geklagt. Rettungssanitäter behandelten den Niederländer am Straßenrand, dann entschieden die Ärzte, ihn in ein Krankenhaus im nahegelegenen belgischen Antwerpen zu bringen. Während das Rennen aus Respekt vor dem Notfall abgebrochen wurde, kämpften die Ärzte um das Leben des Radprofis.
Stundenlang wurde de Greef reanimiert, wie sein Team Alecto später mitteilte. Dann entschieden sich die Ärzte, de Greef in ein künstliches Koma zu versetzen. Die Hoffnung war, so seinen Zustand zu stabilisieren. Am Ende half auch das nicht: "Leider müssen wir mit großer Trauer bestätigen, dass Robbert letzte Nacht an Komplikationen nach seinem Herzstillstand verstorben ist", schrieb sein Team am Freitag auf der eigenen Webseite. "Danke für alles, Robbert, wir werden dich nie vergessen!"
Der 27 Jahre alte De Greef konnte mit Rang zwei bei der Ronde van Drenthe in diesem Frühjahr ein starkes Ergebnis vorweisen, obwohl er nur noch für ein drittklassiges Team fuhr - eine echte Überraschung in der Szene. Im Winter wechselte er vom niederländischen Zweitdivisionär Roompot - Nederlandse Loterij zum Drittdivisionär Alecto. Auch sein altes Team kondolierte: "Wir sind tief betroffen, nachdem wir vom Tod unseres ehemaligen Teamkollegen Robbert de Greef erfahren haben. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Angehörigen", schrieb das Roompot-Team auf Twitter. Dort nahm auch der niederländische Top-Sprinter Dylan Groenewegen Abschied: "Schlechte Nachrichten. Ruhe in Frieden Robert de Greef."
Wieder einmal nimmt die Radsport-Familie damit Anteil am Tod eines ihrer Fahrer. Und wieder einmal ist es ein plötzlicher Herztod eines eigentlich gesunden, jungen Athleten. Vor einem Jahr verstarb Michael Goolaerts im Alter von nur 23 Jahren beim Klassiker Paris-Roubaix. Ebenfalls auf einem Kopfsteinpflaster-Teilstück fiel der der Belgier ohne zu bremsen vom Rad. Auch er wurde eilig in ein Krankenhaus gebracht, verstarb aber noch am selben Tag.Ein ähnliches Schicksal ereilte Goolaerts Landsmann Daan Myngheer 2016. Der 22-Jährige erlitt beim Critérium International auf Korsika einen Herzstillstand und starb kurz darauf in einem Krankenhaus in Ajaccio. Auch er hatte während des Rennens über Unwohlsein geklagt. Auch die Profis Tim Pauwels (Belgien) und Alessio Galetti (Italien) verstarben in der Vergangenheit infolge eines plötzlichen Herzstillstandes während des Wettkampfes, weitere Profis starben durch Herzattacken im Training oder nach dem Ende ihrer Karriere.
Neben einer Reihe von Todesfällen durch Stürze und Unfälle sind Herzprobleme demnach immer wieder ein Risikofaktor für Radprofis. Hans-Georg Predel, Kreislauf-Experte von der Deutschen Sporthochschule Köln, betonte 2018 im Gespräch mit der DW, dass der Sport mehr für Gesundheitsprävention tun könnte: "Jährliche Kader-Athletenchecks, wie sie zum Beispiel in Deutschland durchgeführt werden, können solche Fälle ausschließen". Diese werden aber nicht in allen Ländern und Sportarten in gleicher Weise umgesetzt. Die Frage, ob die Todesfälle infolge von Herzattacken im Radsport auch mit Medikamentenmissbrauch zusammenhängen, kann nach derzeitigem Kenntnisstand nicht beantwortet werden.