Rücktritte mit Wumms
Andrea Nahles ist nicht die erste, die sich mit einem großen Knall verabschiedet. In jüngerer Vergangenheit gab es so manchen fulminanten Rücktritt mit Folgen, in Deutschland wie im Ausland. Eine Zeitreise in Bildern.
Die Genossin entlässt sich selbst
Andrea Nahles war etwas mehr als 13 Monate lang SPD-Vorsitzende. Als Nachfolgerin von Martin Schulz gelang es ihr nicht, den jahrelangen Abwärtstrend ihrer Partei bei Wahlen und Umfragen zu stoppen. Nach der aus SPD-Sicht desaströsen Europawahl und dem Machtverlust in der Bremer Bürgerschaft gab Nahles neben der Partei- auch die Fraktionsführung und ihr Bundestagsmandat auf.
Zum Heulen, dieser Brexit!
Sie hat lange auf aussichtslosem Posten gekämpft, immer wieder ihr Mantra "Brexit heißt Brexit" wiederholt und schließlich ihr Scheitern eingeräumt: Ende Mai war auch das politische Ende von Theresa May. Sie war 2016 nach dem Brexit-Referendum als Premierministerin eingesprungen, verzockte 2017 ohne Not ihre Regierungsmehrheit und konnte im Parlament keine Mehrheit für ihren Brexit-Deal gewinnen.
Des Vizekanzlers "B'soffene G'schicht"
Am 18. Mai 2019 trat Heinz-Christian Strache als österreichischer Vizekanzler und Chef der rechtspopulistischen FPÖ zurück. Tags zuvor waren heimliche Mitschnitte eines feuchtfröhlichen Abends 2017 auf Ibiza bekannt geworden. Darin buhlte Strache um russische Wahlkampfhilfe. Als Gegenleistung versprach er einer angeblichen Oligarchennichte Staatsaufträge, sollte er an die Macht kommen.
Aufstehen und abtreten
"Unumstritten" ist sicher kein Wort, das Sahra Wagenknechts Stellung in der Politik beschreibt. In der eigenen Partei Die Linke polarisierte sie dermaßen, dass einige potenzielle Mitstreiter der Sammlungsbewegung "Aufstehen" wegen ihrer Führungsrolle nicht beitraten. Im März 2019 kündigte Wagenknecht an, die Leitung von Fraktion und Bewegung aus gesundheitlichen Gründen abzugeben.
Zumas Sumpf
Als Südafrikas Präsident Jacob Zuma im Februar 2018 zurücktrat, überwog bei vielen die Erleichterung. Und die Frage, wie er es überhaupt geschafft hatte, sich neun Jahre lang an der Macht zu halten. Journalisten hatten ein verzweigtes Netzwerk jahrelanger Korruption offengelegt. Zumas Partei, der ANC, hatte ihn zum Abgang aufgefordert - ein Schritt, den Zuma bis zuletzt nicht für nötig hielt.
Ex-Finanzminister auf dem Feuerstuhl
Lange kritisierte der Ökonom Yanis Varoufakis die griechische Schuldenpolitik von der Seitenlinie - bis ihn der Chef der linken Syriza, Alexis Tsipras, aufforderte, Verantwortung zu übernehmen. So wurde Varoufakis 2015 Finanzminister in der Regierung Tsipras, legte sich mit den Finanzministern der restlichen EU an und brauste von einem Euro-Gruppentreffen. Wenig später legte er sein Amt nieder.
Rosenmontag ohne Benedikt
Päpste sind im Normalfall alte Männer, und bis auf eine Ausnahme war es immer so, dass ein Papst sein Amt ausübte bis zum Tod - selbst wenn er gesundheitlich dazu nicht mehr in der Lage war. Der Deutsche Joseph Ratzinger brach als Benedikt XVI. mit dieser Tradition, weil ihn im Alter seine Kräfte verließen: Er trat am Rosenmontag 2013 überraschend zurück.
Zapfenstreich fürs Präsidentenpaar
Christian Wulff war nicht nur der Bundespräsident mit der kürzesten Amtszeit (20 Monate), sondern auch der einzige, dessen Immunität aufgehoben wurde. Anfangs ging es um den Verdacht der Vorteilsnahme, der Skandal weitete sich jedoch aus - bis zu Wulffs Versuch, Medienberichte zu verhindern. Als im Februar 2012 die Ermittler in den Startlöchern standen, ging Wulff, hier mit damaliger Frau Bettina.
Der Vater aller Rücktritte
... war Oskar Lafontaine zwar nicht, aber trotzdem dürften gerade SPD-Mitglieder an den 11. März 1999 zurückdenken. An diesem Tag kehrte Lafontaine dem Finanzministerium den Rücken, und sechs Jahre später auch seiner SPD. Sein Ausscheiden aus der Regierung Schröder rechtfertigte er später mit dem gegenseitigen Umgang und fehlendem Vertrauen - was wiederum an Nahles' Begründung erinnert.