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Rückschlag für den Frieden

13. Juli 2011

Der Halbbruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ist in seinem Haus ermordet worden. Ein brisanter Mord, der Auswirkungen auf die Sicherheit des Landes haben könnte.

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Präsident Karsai als Redner auf einer Versammlung (Foto: ap)
Nach dem Tod seines Bruders ist das Regieren für Präsident Karsai schwieriger gewordenBild: AP

Der König ist tot. Ahmad Wali Karsai wurde von vielen der König von Kandahar genannt. In den letzten Jahren hat er sich zum mächtigsten Mann der südlichen Provinz Kandahar etabliert. Kein politisches Amt wurde ohne seinen Segen besetzt und kein größeres Geschäft ohne seine Zustimmung abgeschlossen. Seine guten Beziehungen zu den USA und der Beistand des Präsidenten gaben ihm genug Rückendeckung, um auch im restlichen Süden des Landes seinen Einfluss auszuüben.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai reagierte bedrückt auf den Tod seines Bruders: "Dass man in seinem eigenen Haus nicht sicher ist, ist für uns alle ein großes Leid. Wir hoffen, dass - so Gott will - die Sorgen der Menschen vergehen und dass in unserer Heimat Sicherheit herrscht und der Frieden und Wiederaufbau des Landes voran kommt. Und dass der Schmerz, den wir alle gleichermaßen tragen, uns nicht lange leiden lässt."

Vertrauter Attentäter

Ein verhüllter Talib neben einem Tisch voller Waffen (Foto:picture alliance)
Stecken die Taliban hinter dem Mord?Bild: picture-alliance/Photoshot

Zwei weitere Anschläge hatte Ahmad Wali Karsai zuvor überlebt. Ein langjähriger Freund der Familie und gleichzeitig Angehöriger der Sicherheitskräfte tötete Karsai nun mit einem Kopfschuss. Während eines privaten Gesprächs waren beide ungestört. Sicherheitsleute von Ahmad Wali Karsai stürmten nach dem ersten Schuss ins Zimmer und erschossen den Attentäter daraufhin. Die Taliban haben die Verantwortung für die Ermordung Karsais übernommen. Wer tatsächlich hinter dem Tod Ahmad Wali Karsais steckt, ist weiterhin unklar.

Die Motive und Interessen für den Anschlag sieht Wahidullah Ghazykhyl vom politischen Forschungsinstitut in Kabul jedoch in der Zerschlagung des Friedensprozesses. Dies sei ein herber Rückschlag für die Bemühungen Karsais für den Frieden im Land. "Die Feinde Afghanistans wollen zeigen, dass sie in der Lage sind, den inneren Zirkel des Präsidenten zu zerschlagen. Das ist ein Zeichen, dass sie den Friedensprozess in Afghanistan schwächen und damit das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung mindern können."

Schwächung der Sicherheitslage

Afghanische Polizisten haben in manchen Regionen die Kontrolle übernommen (Foto: DW)
Afghanische Polizisten haben in manchen Regionen die Kontrolle übernommenBild: DW

Der Tod des einflussreichsten Mannes im Süden Afghanistans kommt zu einer Zeit, in der die Sicherheitslage des Landes schwierig ist. Die Amerikaner haben bereits mit dem Abzug ihrer Truppen begonnen. Die Verantwortung ist bereits teilweise an die Afghanen übergeben worden. Die Bevölkerung erwartet eine ungewisse Zukunft.

Die Ermordung Ahmad Wali Karsais wird Auswirkungen auf die Sicherheit in Afghanistan haben. "Die Sicherheit wird wahrscheinlich noch mehr angegriffen sein, vor allem in Kandahar", sagt Puya, ein Student in Masar-i-Sharif. "Es ist eine unmoralische Tat, aber es wird die Position Hamid Karsais erschüttern. Der Präsident hat die Taliban aufgefordert als Brüder an dem Friedensprozess teilzunehmen. Jetzt haben sie seinen wahren Bruder umgebracht. Das wird ihm eine Lehre sein, die Taliban weiterhin an dem Wiederaufbau des Landes einzubinden."

Der Tod des Bruders von Hamid Karsai ist für Puya eine Warnung: Afghanistan sei noch nicht am Ziel angekommen. Frieden und Sicherheit stehen noch in weiter Ferne. Für viele ein weiteres Indiz dafür, wie verwundbar der Staat noch ist.

Autorin: Waslat Hasrat-Nazimi
Redaktion: Chi-Viet Giang