Präsidentenwahl im Iran: Wettbewerb der Verlierer
Irans Wächterrat hat sieben Kandidaten für die Präsidentschaftswahl Mitte Juli ausgewählt. Die meisten waren bereits in der Vergangenheit angetreten.
Favorit der Hardliner
Der 61-jährige Kleriker Ebrahim Raisi kandidiert zum zweiten Mal, 2017 verlor er gegen den amtierenden Präsident Rohani. 2019 wurde er vom religiösen Führer Ayatollah Chamenei zum Justizchef ernannt und wird als möglicher Nachfolger Chameneis gehandelt. In den 80er Jahren gehörte Raisi dem sogenannten "Todes-Komitee" an, das für die Hinrichtung Tausender politischer Gefangener verantwortlich war.
Auf Konfrontationskurs
Said Dschalili ist Vorsitzender des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Iran. Der 55-Jährige war unter Präsident Ahmadinedschad Vize-Außenminister und leitete für den Iran die Atomverhandlungen bis 2013. Im selben Jahr trat er gegen den moderateren Hassan Rohani an. Der konservative Dschalili steht für einen harten außenpolitischen Kurs gegen den Westen.
Vierter Anlauf
Mohsen Resai ist Mitglied der Revolutionsgarden. Der 67-jährige General ist momentan Generalsekretär des iranischen Schlichtungsrats. Der Schlichtungsrat wird bei Konflikten zwischen Wächterrat und Parlament angerufen. Mohsen Resai kandidiert bereits zum vierten Mal: Er strebte schon 2005, 2009 und 2013 zum Präsidentenamt.
Kritiker Rohanis
Der 55-jährige Aliresa Sakani (r.) ist Leiter des staatlichen parlamentarischen Forschungszentrums. Bereits 2013 und 2017 hatte er sich für die Präsidentschaftswahlen registrieren lassen, wurde aber jedes Mal disqualifiziert. Warum er damals abgelehnt und dieses Mal zugelassen wurde, ist nicht bekannt. Sakani gehört zu den schärfsten Kritikern der Regierung des amtierenden Präsidenten Rohani.
Kandidat der Reformkräfte?
Mohsen Mehralisadeh war unter Präsident Chatami (1997-2005) Leiter der Nationalen Sportorganisation. 2005 kandidierte der heute 66-Jährige Politiker für die Präsidentschaftswahlen, wurde aber zunächst disqualifiziert und nach Intervention des religiösen Führers doch noch zugelassen, wahrscheinlich in der Absicht, die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Wahlsieger war Mahmud Ahmadinedschad.
Fokus auf Wirtschaft
Abdulnaser Hemmati ist Leiter der iranischen Zentralbank. Nachdem die Bewerbungen von Vizepräsident Dschahangiri sowie dem früheren Parlamentspräsidenten Laridschani vom Wächterrat abgelehnt wurden, gilt er als der Kandidat der Moderaten, der noch am ehesten den Kurs Rohanis fortführen würde. Hemmati betont seine politische Unabhängigkeit und verweist auf seine Pläne für den Aufbau der Wirtschaft.
Wackelkandidat
Amir-Hossein Ghasisadeh Haschemi ist seit 2008 Mitglied des iranischen Parlaments. Der 50-jährige konservative Politiker sieht sich als Vertreter der jüngeren Generation und versucht mit populären Wahlversprechen wie der Abschaffung der Wehrpflicht zu punkten. Wegen geringer Chancen wird er möglicherweise seine Kandidatur zurückziehen und Ibrahim Raisi unterstützen.
Der für die ideologische Qualifikation und Loyalität der Kandidaten zuständige Wächterrat hat viele Bewerber unter anderen auch den Spitzenkandidaten der Moderaten disqualifiziert. Das Rennen um das Präsidialamt machen Ultrakonservative und Hardliner unter sich aus.