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Totes Ferkel auf Leipziger Moschee-Gelände

25. Februar 2016

Einen grausigen Fund mussten Bauarbeiter auf dem Moschee-Gelände in Leipzig machen: Ein Ferkelkadaver mit der Aufschrift "Mutti Merkel" wurde nachts über den Bauzaun geworfen. Der Staatsschutz ermittelt.

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Ein Polizei-Absperrband flattert auf einem Leipziger Bauplatz einer Moschee. (Foto: picture-alliance/dpa/H. Hanschke)
Bild: picture-alliance/dpa/H. Hanschke

In Sachsen gab es schon wieder eine fremdenfeindliche Aktion: Bislang unbekannte Täter haben auf dem Baugrundstück einer künftigen Moschee in Leipzig ein totes Ferkel abgelegt. Das Tier sei am Vortag auf dem noch unwegsamen Gelände im Leipziger Norden zwischen Gestrüpp entdeckt worden, sagte ein Sprecher der Leipziger Polizei. Auf dem Kadaver stand mit roter Farbe "Mutti Merkel" geschrieben, wie die Polizei mitteilte. Zudem sei aus dem linken Ohr des Tieres die Erkennungsmarke entfernt worden.

"Aufgrund der Umstände liegt es nahe, dass es sich um eine fremden- oder ausländerfeindliche Tat handelt", erklärte Polizeisprecher Uwe Voigt. Wegen eines vermuteten politisch motivierten Hintergrunds habe der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Ermittelt werden wegen "Beleidigung der Bundeskanzlerin".

"Tiefpunkt und Verrohung des politischen Klimas"

"Symbolisch einen Menschen mit Schweinen zu vergleichen und die Kanzlerin mit dem Tod zu bedrohen ist ein weiterer Tiefpunkt und Beleg für die Verrohung des politischen Klimas", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Mann. Auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, ebenfalls SPD, verurteilte den Angriff: "Eine ganze Religionsgemeinschaft zu beleidigen, zu verunglimpfen und zu schmähen ist kleingeistig und verabscheuungswürdig."

"Wir sind über diese Provokation durch das tote Schwein verwundert", sagte der zuständige Iman Said Ahmad Arif. Es sei jederzeit möglich mit den Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinde ins Gespräch zu kommen und Kontakt aufnehmen. Der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde sah von einer Anzeige ab. Schweine gelten bei Muslimen aus religiösen Gründen als unrein. Als Bedrohung empfand der Iman die Tat nicht, obwohl es nicht die erste Attacke war.

Bereits im November 2013 hatte ein Vorfall auf dem Moschee-Gelände für bundesweites Entsetzen gesorgt. Nach dem Bekanntwerden der Moschee-Baupläne wurden fünf blutige Schweineköpfe auf Holzpflöcke aufgespießt auf dem Gelände gefunden. Gleichzeitig hatte es heftige von der NPD initiierte Proteste gegen das Bauvorhaben gegeben. "Bis heute konnte dafür kein Täter ermittelt werden", erklärte Polizeisprecher Voigt. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel bezeichnete die Tat damals bei einem Besuch des Geländes als "Angriff auf die ganze Gesellschaft".

Zwischen dem von Blut rot gefärbten Laub liegt eine Blechdose. (Foto: Peter Endig/dpa)
Schon 2013 wurden tote Schweine auf dem Moschee-Gelände gefunden (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa

Zweite Moschee mit Minaretten in Ostdeutschland

Das geplante Gotteshaus für bis zu 100 Menschen wäre der zweite Moschee-Neubau mit Minaretten in Ostdeutschland. Mit dem Bau soll in diesem Jahr begonnen werden.

Die Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) versteht sich als weltweite islamische Reformbewegung. In Deutschland hat die Gemeinschaft rund 35.000 Mitglieder. Die Gemeinde plant auf dem Areal in Leipzig-Gohlis den Bau einer Moschee im orientalischen Stil mit zwölf Meter hohen Minaretten. Es wäre - nach einer Moschee in Berlin-Pankow - die zweite Moschee mit Minaretten in Ostdeutschland. Baustart sollte eigentlich bereits 2014 sein.

Ein Pappmodell zeigt das Haupthaus und ein Minarett der geplanten Moschee in Leipzig. (Foto: Jan Woitas/dpa)
Bisher nur aus Pappe: die geplante Moschee in LeipzigBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Die AMJ unterhält bundesweit mehr als 30 Moscheen und etwa 225 Gemeinden sowie einen TV-Sender und einen Verlag. Der Verfassungsschutz stuft sie als konservativ, aber "weder als extremistisch noch als gewalttätig" ein. In den vergangenen Jahren veranstaltete die AMJ Aktionen in ganz Deutschland, um für einen friedlichen und versöhnlichen Islam zu werben. Im Juni wurde der Religionsgemeinschaft in Hessen der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zuerkannt - als erster islamischer Organisation in Deutschland.

pab/rb (dpa, epd, kna)