Proteste als "Notruf" in Hongkong
2. November 2019Erneut haben in Hongkong Tausende Menschen gegen die Regierung demonstriert. Die Polizei feuerte Tränengas ab, um die von den Behörden verbotene Kundgebung aufzulösen. Deren Organisatoren hatten im Vorfeld von einem "Notruf" für Autonomie für die chinesische Sonderverwaltungszone gesprochen. Die Demonstranten zogen durch das Einkaufsviertel Causeway Bay zum Victoria Park, der inzwischen zum traditionellen Versammlungsort für Proteste und Mahnwachen der Demokratiebewegung geworden ist. In Agenturberichten ist von etlichen Festnahmen die Rede.
Einige der Protestler errichteten mit Metall-Absperrungen Straßenbarrikaden und attackierten die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Sie zerschlugen Glastüren, sprühten rote Farbe und legten Feuer im Eingangsbereich des Gebäudes. Nach dem Tränengas-Einsatz zerstreuten sich die Demonstranten, viele zogen in Richtung Stadtzentrum weiter, einige warfen mit Steinen. Auch darauf antworteten die Sicherheitskräfte mit Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfern.
Drohung oder Prognose
Es ist das 22. Wochenende in Folge mit Protesten. Diese hatten im Juni als Widerstand gegen einen inzwischen zurückgezogenen Gesetzentwurf für eine Auslieferung Beschuldigter an China begonnen. Inzwischen geht es aber längst um die Zukunft der Peking-treuen Führung von Regierungschefin Carrie Lam. Längst ist die Forderung nach mehr Demokratie diplomatisch ein internationales Thema. Die Demonstranten vor Ort fürchten den wachsenden Einfluss der Pekinger Führung. Auch Lam hatte schon öffentlich über die Möglichkeit gesprochen, dass China eingreifen könnte. Manche Beobachter nannten dies eine Drohung, andere eine Prognose.
ml/as (rtr, afp)