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Premierensieg unter Trauer für Leclerc

Calle Kops dpa
1. September 2019

Der erste Sieg von Charles Leclerc ist eine Randnotiz. Das Formel-1-Rennen in Belgien steht ganz im Zeichen des Todes von Anthoine Hubert. Der schlimme Crash des Formel-2-Piloten erschüttert die gesamte Motorsport-Szene.

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Charles Leclerc sitzt auf dem Boden  (Foto: picture-alliance/Zuma/Lapresse)
Bild: picture-alliance/Zuma/Lapresse

In dem Moment seines bisher größten Triumphs in der Formel 1 zeigte Charles Leclerc mit dem Finger in den Himmel, mit seinen Gedanken war der Sieger von Spa-Francorchamps vor allem bei seinem toten Freund Anthoine Hubert. Knapp 24 Stunden nachdem der französische Nachwuchsfahrer im Rennen der Formel 2 verunglückt und danach gestorben war, nahm der Monegasse seine erste Trophäe mit einem Trauerflor entgegen. Auf eine Champagnerdusche mit dem Zweitplatzierten Lewis Hamilton und dem Drittplatzierten Valtteri Bottas von Mercedes verzichtete Leclerc auch, er nahm nicht mal einen Schluck aus der Magnum-Flasche. Den Sieg widmete er Hubert.

Dass Leclercs Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel nicht über den enttäuschenden vierten Platz hinaus kam, war an diesem Nachmittag ebenfalls nicht von großer Bedeutung. "Es ist sehr schwer", sagte Leclerc: "Ich kann meinen ersten Sieg nicht wirklich genießen, aber ich werde ihn für immer in Erinnerung behalten." Das gilt auch für Hubert, mit dessen Schriftzug auch Leclercs Ferrari geschmückt war. Als normales Rennen wird dieser Große Preis nicht in Erinnerung bleiben. Eine Absage hatte aber nicht zur Disposition gestanden. "Genau wie für Anthoine, ist Racing unsere Passion und unser Traum. Also fahren wir heute für Anthoine. Heute und für immer werden wir ihn ehren", twitterte die Rennserie: "Wir machen das mit schweren Herzen."

Bevor es losging, versammelten sich alle Piloten zu einer Schweigeminute um einen Helm Huberts. Dessen Mutter und Bruder kämpften hinter Sonnenbrillen mit den Tränen. Auch die Fahrer rangen um Fassung, vor allem für Leclerc war es hart, vor vier Jahren hatte er in Jules Bianchi schon einmal einen guten Freund infolge eines tödlichen Unfalls verloren.

Angehörige von Anthoine Hubert trauern (Foto; picture-alliance/AP Photo/F. Seco)
Arm in Arm bei der Schweigeminute: Angehörige und das Team des tödlich verunglückten Anthoine HubertBild: picture-alliance/AP Photo/F. Seco

Motorsportszene unter Schock

Der tragische Unfall des französischen Nachwuchsfahrers am Samstag versetzte einmal mehr die gesamte Motorsportszene in einen Schockzustand. "Das Schicksal ist brutal. Der Verlust ist unendlich. Anthoine, wir vermissen dich schon", schrieb Huberts deutscher Formel-2-Kollege Mick Schumacher via Twitter. Hubert wurde nur 22 Jahre nur alt. "Das sind erschütternde Nachrichten", sagte Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton. "Alle Fahrer riskieren ihr Leben, sobald sie auf die Strecke gehen. Das muss mit mehr Ernsthaftigkeit anerkannt werden", schrieb der 34 Jahre alte Superstar in einem emotionalen Post bei Instagram und ergänzte: "Antoine ist für mich ein Held, weil er dieses Risiko eingegangen ist, um seine Träume zu verwirklichen."

Es sei eine brutale Erinnerung, wie gefährlich dieser Sport noch immer sei, betonte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto: "Das ist auch der Grund, warum wir unermüdlich an der Erhöhung der Sicherheit arbeiten müssen." Red-Bull-Teamchef Christian Horner sagte: "Es ist auch eine Erinnerung daran, wie grausam Motorsport manchmal sein kann."

Lewis Hamilton, Charles Leclerc und Valtteri Bottas (l.-r.) auf dem Podest (Foto: Reuters/J. Geron)
Finger zum Himmel: Lewis Hamilton, Charles Leclerc und Valtteri Bottas (l.-r.) auf dem PodestBild: Reuters/J. Geron

Alptraumszenen beim Formel-2-Rennen

Huberts Unfall ereignete sich am Samstagnachmittag im Hauptrennen der Formel 2, in der seit diesem Jahr auch Mick Schumacher antritt. Um 17.07 Uhr MESZ verlor Hubert in einer unübersichtlichen Situation mit mehreren Fahrzeugen aus noch ungeklärter Ursache die Kontrolle über sein Fahrzeug vom Team BWT Arden. Er krachte nach der berühmten Kurve Eau Rouge in die Begrenzung und wurde mit seinem Wagen zurück auf die Strecke geschleudert. Dort raste mit voller Wucht der 20 Jahre alte US-Amerikaner Juan Manuel Correa in den querstehenden Wagen von Hubert.

Die 620 PS starken Autos sind an dieser Stelle bis zu 270 Stundenkilometer schnell. Die Unfallstelle glich einem Trümmerfeld, der Asphalt war übersät von Autoteilen. Rettungskräfte eilten herbei. Der Motorsport-Weltverband FIA erklärte, dass Hubert um 18.35 Uhr MESZ im medizinischen Zentrum an der Rennstrecke gestorben war. Er konnte nicht einmal mehr in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Zustand des in Ecuador geborenen Correa ist stabil. Er zog sich Brüche an beiden Beinen sowie eine kleinere Wirbelsäulenverletzung zu, wurde im nahen Lüttich operiert und befindet sich derzeit auf der Intensivstation. Er hatte keine Chance, dem Wagen von Hubert auszuweichen.

ck/og (dpa)