Die Daimler-Aufspaltung gefällt
4. Februar 2021Die Anleger an den Börsen mögen offenbar klar erkennbare Firmen. Der Gigant Siemens hat es vorgemacht und taucht inzwischen mit gleich drei Unternehmen an der Börse auf, die den Namen Siemens mitführen. Nun also auch die Traditionsmarke Daimler. Der Stuttgarter Konzern spaltet sich auf in eine PKW-Sparte und eine LKW-Sparte. An der Börse schoss die alte Daimler AG am Mittwoch um knapp neun Prozent in die Höhe auf 64,56 Euro.
Dem deutschen Aktienindex DAX brachte das zum Schluss einen Zuwachs von 0,7 Prozent. Experten hatten zwar erwartet, dass der Konzern von Daimler Truck einen Minderheitsanteil an die Börse bringen würde. Nun geht Daimler-Chef Ola Källenius aber einen Schritt weiter. Der Konzern besteht künftig aus zwei unabhängigen Unternehmen - eins für LKW und Busse, eins für PKW.
Später soll der Konzern von Daimler in in Mercedes-Benz umbenannt und damit an den Namen der Kernmarke
angepasst werden.
Über die Aufspaltung muss eine außerordentliche Hauptversammlung entscheiden, die im Sommer stattfinden soll. Der Börsengang von Daimler Truck soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Das Unternehmen solle ein Kandidat für den deutschen Leitindex Dax werden, der in diesem Jahr auf 40 Mitglieder erweitert werden soll.
"Projekt Fokus"
Die Stuttgarter Zeitung am Ort des Hauptsitzes von Daimler kommentierte am Donnerstag die überraschende Aktion von Källenius so: "Er setzt damit weiter konsequent auf seine Linie, die Effizienz zu steigern und mehr Kapital zu generieren, um den Umbau des Konzerns erfolgreich managen zu können."
Als "Projekt Fokus" stellte Vorstandschef Källenius das Projekt vor. "Dies ist ein historischer Moment für Daimler und der Anfang für eine tiefgreifende Umgestaltung des Unternehmens", sagte Källenius am Mittwoch.
Noch keine zwei Jahre im Amt, ist es für den Schweden schon der zweite Konzernumbau. Nach Källenius' Amtsantritt im Mai 2019 hatte sich Daimler die jetzige Struktur gegeben: drei eigenständige Sparten unter dem Dach und in komplettem Besitz der Daimler AG.
Damit soll nun schon wieder Schluss sein. Die Daimler Mobility AG verschwindet, die Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen gehen in den beiden anderen Sparten auf. Und auch die Holding wird auf lange Sicht nicht mehr gebraucht.
Die Mehrheit der Anteile an der abzuspaltenden LKW-Sparte soll in die Hände der heutigen Aktionäre gegeben werden - zu welchen Konditionen, steht noch nicht fest. Daimler selbst behält nur eine Minderheit.
"Passt in die Zeit"
Unabhängig voneinander könnten beide Firmen schneller handeln, mehr investieren und Wachstum vorantreiben, sagte Källenius. "Das alles macht sie deutlich stärker und wettbewerbsfähiger." So könnten die Daimler-Töchter den Wandel zu Elektromobilität und autonomen Fahren besser bewältigen. Über die Aufspaltung muss eine außerordentliche Hauptversammlung entscheiden, die im Sommer stattfinden soll.
Für den Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer ist der Schritt folgerichtig. "Es passt in die Zeit." Die Geschäfte der verschiedenen Sparten hätten wenig miteinander zu tun, zudem habe man erkannt, dass es besser sei, sich auf das Kerngeschäft zu besinnen und nicht nach dem allumfassenden Mobilitätskonzern zu streben.
Nach Einschätzung von Arndt Ellinghorst, Auto-Experte von Bernstein Research, hat eine Abspaltung für Daimler Trucks zwei Vorteile: Ein Wertgewinn am Aktienmarkt - die mit Volvo vergleichbare Daimler Truck AG hätte einen Börsenwert von rund 35 Milliarden Euro, während der gesamte Konzern derzeit knapp 40 Milliarden Euro wert wäre. Zum anderen käme das Truck-Management stärker unter Druck, für mehr Rendite zu sorgen.
Daimler Truck ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Hersteller von Lkw und Bussen mit sieben Marken, mehr als 100.000 Beschäftigten und einem Umsatz von zuletzt knapp 45 Milliarden Euro. Für Daimler insgesamt arbeiten weltweit rund 300.000 Menschen. Mit einem Umsatz von 24 Milliarden Euro (Januar bis September 2020) ist die Lkw-Tochter weniger als halb so groß wie das Mercedes Pkw-Geschäft, die im gleichen Zeitraum 68 Milliarden Euro erlöste.
ar/bea (rtr, dpa, afp)