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Frauen in Uniform

9. Dezember 2010

Die Polizei von Bosnien und Herzegowina hat ihre Reihen für Frauen geöffnet. Damit setzt Sarajewo europäische Standards um: Bei der Polizei sollen 30 Prozent der Beamten weiblich sein. Das bringt Probleme mit sich.

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Polizistin steht im Vordergrund umgeben von ihren männlichen Kollegen (Foto: DW)
In Bosnien soll es bald mehr Polizistinnen gebenBild: Sanel Kajan

Marija Ilic hat schon in Kroatien bei der Polizei gearbeitet. Nach ihrer Heirat ist sie nach Bosnien gezogen und arbeitet nun dort als Polizistin. Sie möge ihre Arbeit und habe es nie bereut, zur Polizei gegangen zu sein, sagt sie. "Die Polizeiarbeit geht einem unter die Haut, dauert buchstäblich 24 Stunden, hat aber auch viele Vorteile", sagt Marija. "Bei meiner Arbeit habe ich unschätzbare Erfahrungen gesammelt. Als Frau habe ich mich nie weniger Wert gefühlt und unter meinen männlichen Kollegen habe ich viele Freunde gefunden."

Doch im Einsatz stoße sie auch auf Vorurteile, beklagt Marija. "Es ist immer noch etwas anderes, eine Frau in Polizeiuniform zu sehen als einen Mann. Aber mit der Zeit wird sich auch das geben", sagt sie optimistisch.

Polizistinnen vernetzen sich

Silhouetten von Menschen, die an einem Sandstrand ein Fischernetz hochhalten (Foto: picutre-alliance/dpa)
Ein Netzwerk soll die Gleichstellung verbessernBild: picture-alliance/dpa

Polizeibeamtinnen aus Südosteuropa haben sich in Sarajewo nun in einem Netzwerk zusammengeschlossen. Polizistinnen aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Mazedonien, Serbien, Bulgarien, der Republik Moldau und Albanien wollen dazu beitragen, die Empfehlungen der EU für die Förderung der Position der Frauen bei der Polizei umzusetzen. So soll die Polizeiarbeit effizienter gestaltet werden, sagt die Vorsitzende des Netzwerks, Jelena Vasiljevic. "Die Anwesenheit von Frauen bei der Polizei ist nicht nur eine Frage der Menschenrechte, sondern auch ein neues Qualitätskriterium, das sie in die Arbeit einbringen."

Die Empfehlungen der EU beziehen sich auf die Entwicklung einer strategischen Heranführung der Frauen in den Polizeidienst, ihre Ausbildung, die Verbesserung ihrer Aufstiegsmöglichkeiten und die personellen Aufstockungsmöglichkeiten. Das Ziel: die höchsten Führungspositionen mit Frauen zu besetzen.

Vorurteile und Vorteile

2009 wurde die Stellung der Frau im Polizeidienst in sieben Ländern Südosteuropas untersucht. Ein Ergebnis der Studie: Die Gründung eines Netzwerks für Polizistinnen in Südosteuropa sei unerlässlich, damit die Frauen Information austauschen und gemeinsame Projekte umsetzen können, sagt die Koordinatorin eines Gleichstellungsförderungsprojekts, Bojana Balon. Ein solches Netzwerk sei auch wichtig, weil die Polizistinnen noch sehr zurückhaltend seien. "Sie haben sich nicht frei gefühlt, ihre Arbeitgeber zu kritisieren, ihre Polizeidienststellen. Mir scheint, es ist gerade in diesem Punkt ein großer Fortschritt gelungen. Die Frauen versuchen, zusammenzuarbeiten, um ihre Stellung bei der Polizei zu verbessern", so Balon.

Eine uniformierte bosnische Polizistin steht im Vordergrund, dahinter sind Passanten (Foto: DW)
Manches können Polizistinnen besserBild: Sanel Kajan

Konservative und hierarchisch geprägte Dienste wie die Polizei und das Militär tun sich schwer mit Änderungen. "Das sind Männerdomänen. Sie sind eine eigene Sprache gewohnt und ihre eigenen Geschichten", sagt die Polizistin Emira Sefo. Es sei für die Frauen schwer oder sogar unmöglich, sich daran anzupassen. "Doch mit der Zeit sind wir immer mehr auf Augenhöhe."

Es sei aber eine Tatsache, dass die Männer bei Aufgaben, bei denen körperlicher Einsatz gefordert sei, gegenüber den Frauen im Vorteil seien, sagt die Polizistin. "Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass auch die Frauen bei der Polizei im Vorteil sind, beziehungsweise ihre Anwesenheit äußerst hilfreich ist", betont Zlatko Miletic, Polizeidirektor in Sarajewo. Frauen seien besonders geeignet "für die Arbeit mit Vergewaltigungsopfern, Opfern von häuslicher Gewalt, Menschenhandel und minderjährigen Delinquenten". Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt wurden, sprächen lieber mit Polizistinnen als mit Polizisten. "Ganz sicher machen Frauen diese Arbeit auch besser als ihre männlichen Kollegen", sagt Miletic.

In den vergangenen Jahren haben sich bei den Polizeikräften in Südosteuropa zwar mehr Frauen beworben, aber noch sind sie den Ergebnissen der Untersuchung zufolge nicht vollständig integriert.

Autoren: Sanel Kajan / Mirjana Dikic
Redaktion: Julia Kuckelkorn