Polizei stürmt Flüchtlingslager auf Manus
23. November 2017Zahlreiche Polizisten und paramilitärische Einheiten sind in das besetzte Flüchtlingslager auf der Insel Manus eingedrungen. Sie forderten die Bewohner auf, umgehend in bereitgestellte Busse zu steigen. Doch die meisten der etwa 400 verbliebenen Flüchtlinge weigerten sich, das Gelände zu verlassen. Einige von ihnen kletterten auf die Dächer ihrer Unterkünfte, um der Zwangsräumung zu entgehen.
Australiens Einwanderungsminister Peter Dutton bestätigte den Einsatz und erklärte, die Migranten sollten in neue Unterkünfte in der nahe gelegenen Stadt Lorengau gebracht werden. Doch die Asylsuchenden befürchten Angriffe der örtlichen Bevölkerung. Außerdem soll es in den drei neu eingerichtenen Lagern derzeit weder Elektrizität noch ausreichend Trinkwasser geben.
Australien kauft sich frei
Die australische Regierung weigert sich, Flüchtlinge aufzunehmen, die versuchen, auf eigene Faust oder mit Hilfe von Menschenschmugglern per Boot das Land zu erreichen. Die Behörden ließen die Schiffe auf hoher See abfangen und bezahlten das bitterarme Nachbarland Papua-Neuguinea dafür, auf der Insel Manus ein Lager einzurichten. Nachdem allerdings das Oberste Gericht Papua-Neuguineas das Flüchtlingslager vor einigen Monaten für illegal erklärt hatte, beschloss Australien seine Schließung zum 31. Oktober. Die Behörden kappten die Versorgung mit Strom, Wasser, Nahrung und Medikamenten. Seitdem sind die Menschen dort sich selbst überlassen, einige verließen die Einrichtung. Auch Papua-Neuguinea will die Flüchtlinge nicht permanent beherbergen.
In den vergangenen Tagen protestierten die verbliebenen Bewohner mit Sitzblockaden und Kundgebungen gegen ihre menschenunwürdige Behandlung. Behördenmitarbeiter hatten zuvor wiederholt Wassertanks im Lager zerstört, wie Flüchtlinge berichteten. Der kurdisch-iranische Flüchtling Behrouz Boochani schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: "(Beamte der) Einwanderungsbehörde bohren Löcher in die Wassertanks, die wir benutzt haben, um Regenwasser zu sammeln. Unsere Unterkünfte haben sie schon abgerissen." Andere Flüchtlinge veröffentlichten in sozialen Netzwerken Fotos und Videos des Polizeieinsatzes.
Nai Jit Lam, ein Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks, berichtete per Telefon, rund 380 Menschen harrten ohne Aussicht auf einen Ausweg aus ihrer Lage dort aus. Weitere 250 Asylsuchende seien außerhalb des Lagers ebenfalls in prekärer Lage. Australien sei für das Wohlergehen dieser Menschen verantwortlich, sagte er und appellierte an die Regierung in Canberra, die Versorgung wieder sicherzustellen. Die meisten Flüchtlinge stammen aus Afghanistan, Iran, Pakistan, Syrien und Sri Lanka.
Papua-Neuguineas Einwanderungsminister Petrus Thomas sagte kürzlich dem Sender Radio Neuseeland: "Ich bleibe dabei, es wird keinen erzwungenen Umzug geben. Dennoch müssen sie freiwillig umziehen."
se/cr (afp, dpa)