Illegales Flüchtlingscamp bei Paris geräumt
30. Mai 2018Die französische Polizei hat das größte illegale Flüchtlingslager in Paris geräumt. Sicherheitskräfte lösten die Zeltstadt mit mehr als tausend Migranten auf, wie die Behörden mitteilten. Die Bewohner der behelfsmäßigen Unterkünfte im Nordosten der Stadt sollen auf 20 legale Aufnahmeeinrichtungen in Frankreichs Hauptstadt und dem Umland verteilt werden. Dort könnten sie einen Asylantrag stellen, hieß es weiter. Schätzungen zufolge leben allein im Großraum Paris rund 2700 illegal eingewanderte Menschen.
"Es war hart hier"
Die Räumung des Lagers am Kanal von Saint Denis begann im Morgengrauen und war am späten Vormittag beendet. Die Flüchtlinge leisteten keinen Widerstand, als die Polizei sie auf mehrere Busse verteilte. "Wir wissen nicht wirklich, wo es hingeht", sagte ein Libyer, der sich nach eigenen Angaben seit sieben Monaten in Paris aufhält. "Es war hart hier." Die Räumung erfolge aus Gründen der Fürsorge und der Sicherheit, erklärte Innenminister Gerard Collomb. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo kritisierte allerdings, dass der Staat nicht früher eingeschritten sei. "Man hätte nicht vier Monate warten müssen, um diese Menschen in Unterkünfte zu bringen", sagte die Sozialistin dem Fernseh-Nachrichtensender BFMTV.
Nach Behördenangaben ist es bereits das 35. Mal innerhalb von drei Jahren, dass ein solches Lager in Paris aufgelöst wurde. Die Zeltstadt hatte sich vor einigen Monaten gebildet; dort lebten vor allem Migranten aus dem Sudan, Somalia und Eritrea. In Frankreich entstehen immer wieder Behelfslager. Zwei weitere Camps mit mehreren hundert Bewohnern wollen die Behörden ebenfalls bald räumen.
Erstmals 100.000 Asylanträge in Frankreich
Im vergangenen Jahr hatte Frankreich erstmals mehr als 100.000 Asylanträge registriert - 17 Prozent mehr als 2016. Im EU-Schnitt halbierte sich die Zahl der Bewerber dagegen. Über Frankreich versuchen viele Menschen, nach Großbritannien zu gelangen.
sti/uh (afp, dpa, rtr)