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Polizei räumt Protestcamp in Istanbul

31. Mai 2013

In der Türkei ist die Polizei mit großer Härte gegen Demonstranten vorgegangen. Die Proteste richteten sich zunächst gegen die Rodung von Bäumen, jetzt steht auch Ministerpräsident Erdogan in der Kritik.

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Zusammenstöße in Instanbul. Die Polizei geht hart gegen die Demonstranten am 31.Mai vor. Foto: REUTERS
Bild: Reuters

Bei den Zusammenstößen zwischen Polizei und Regierungskritikern gab es in der Millionenstadt Istanbul zahlreiche Verletzte. Darunter waren auch mehrere Touristen, die über den bekannten Taksim-Platz zu ihren Hotels hasteten. Amnesty International sprach von mehr als 100 Verletzten, die türkischen Behörden von zwölf.

Viele Verletzte nach Protesten in Istanbul

Sicher ist: Die Sicherheitskräfte setzten mit großer Härte Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Proteste gegen die konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zu beenden. In Agenturberichten heißt es, Zehntausende Bürger hätten sich an den Kundgebungen beteiligt. Nach der Auflösung der Proteste zogen tausende Menschen bis zum Samstagmorgen durch die Straßen Istanbuls. In den Stadtvierteln Beyoglu und Besiktas setzte die Polizei erneut Tränengas ein, während die Demonstranten Steine auf die Einsatzkräfte warfen.

Erst ging es nur um Bäume

Die Aktionen hatten am Montag in einem Park begonnen und richteten sich zunächst gegen die Rodung von Bäumen für ein geplantes Einkaufszentrum nahe des Taksim-Platzes im Stadtteil Cihangir. Inzwischen weiteten sie sich jedoch zu Protesten gegen die Politik von Erdogans Regierungspartei AKP aus. Nach den Kundgebungen bot sich ein Bild der Verwüstung: Glasscherben und Steine pflasterten eine der Haupteinkaufsstraßen von Istanbul. Hunderte hatten wegen des eingesetzten Tränengases Atemprobleme. Eine Mauer stürzte ein, als Demonstranten auf der Flucht vor dem Gas über sie klettern wollten.

Die türkische Polizei geht am 31. Mai hart gegen Demonstranten in Istanbul vor, Foto: Reuters
Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas einBild: Reuters

Auch in der Hauptstadt Ankara kam es zu Zusammenstößen. Eigentlich wollten dort junge Leute gegen Beschränkungen beim Alkoholverkauf protestieren. Aus Solidarität mit den Demonstranten in Istanbul zogen sie jedoch in Richtung der Partei-Zentrale der AKP. "Überall gibt es Widerstand", skandierten sie.

Die Polizei setzte - so wie in Istanbul - auch in Ankara Tränengas ein. Die Demonstranten skandierten an die Adresse Erdogans gerichtet "Tayyip, Rücktritt" und flüchteten vor der Polizei immer wieder im umliegende Seitenstraßen.

Ministerpräsident Erdogan gilt nach wie vor als der beliebteste Politiker in der Türkei. Viele Bürger empfinden seinen Politikstil aber inzwischen als autoritär und beklagen Beschränkungen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International betonte, dass die Reaktion der Polizei gegen die zunächst friedlichen Proteste überzogen sei.

Großprojekte als Symbol des Wiederaufstiegs?

Die Türkei erlebt seit einigen Jahren einen Wirtschaftsboom. Im Zuge dieses Aufschwungs setzt Erdogan auf eine ganze Reihe von Großprojekten, zum Beispiel auf eine dritte Brücke über den Bosporus, einen neuen Flughafen und weitere Bauten in Istanbul. Stadtplaner, Wissenschaftler und linke Politiker kritisieren, dass es in der Millionenstadt schon jetzt nicht mehr genügend Parks, Grünflächen und Erholungsräume gebe. Für Erdogan sind die Bauvorhaben dagegen Symbol für einen Wiederaufstieg der Türkei. Auf die Kundgebungen reagierte er mit den Worten: "Macht, was ihr wollt, wir haben entschieden."

sti/haz (rtr, dpa)