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Politik stresst und macht krank

25. September 2019

Schlafstörungen, Frust und belastete Freundschaften. Forscher haben erstmals untersucht, welche Auswirkungen der politische Diskurs auf Körper und Psyche hat. Das Ergebnis: Politik ist schlecht für die Gesundheit.

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USA Trump Protest Arizona
Erhitzte Gemüter 2016 beim Aufeinandertreffen von Demokraten und Trump-Anhängern Bild: Reuters/R. Arduengo

Kennen Sie das, Sie schauen abends die Nachrichten und anschließend ist Ihre Laune komplett im Keller? Sie legen die Zeitung kopfschüttelnd zur Seite, weil die ganze Welt scheinbar verrückt geworden ist? Der politische Diskurs raubt Ihnen den Schlaf? Sie streiten sich immer häufiger selbst mit engen Freunden oder Verwandten über aktuelle politische Themen?

Die US-amerikanische Universität von Nebraska-Lincoln hat jetzt erstmals umfassend untersucht, wie stark uns die Teilhabe am politischen Diskurs physisch und emotional belastet. Laut Studie gaben 40 Prozent der Befragten US-Amerikaner an, dass die Politik sie stresse und jeder fünfte gab an, wegen der Politik schlecht zu schlafen.

Riss durch die ohnehin gespaltene Nation

Untersucht haben die Forscher vor allem den US-Wahlkampf 2016, der in der ohnehin stark polarisierten Gesellschaft zu einer weiteren Spaltung geführt hatte. "Bei zwanzig Prozent sind Freundschaften durch politische Meinungsverschiedenheiten beschädigt worden. Jeder Fünfte berichtet von Müdigkeit. Und es ist ein kleiner (Anteil), aber 4% der Befragten in unserer Stichprobe sagten, dass sie wegen der Politik Selbstmordgedanken hatten. Das sind 10 Millionen Menschen", so Kevin Smith, Politikwissenschaftler aus Nebraska, der die Studie geleitet hat. Dies komme einer echten Krise im Gesundheitswesen gleich. Veröffentlicht werden die Ergebnisse in der Zeitschrift PLOS ONE

US-Präsident Donald Trump
Untersucht haben die Forscher vor allem den US-Wahlkampf 2016, bei dem Donald Trump als Sieger hervorgegangen ist.Bild: AFP/B. Smialowski

Erhoben wurden diese Daten vom britischen Meinungsforschungsinstitut YouGov, das an fünf Tage im März 2017 insgesamt 800 Personen befragte. Für ihre repräsentativen Stichproben greift YouGov auf ein Panel von 1,8 Millionen Personen zu. Besonders gestresst vom politischen Diskurs waren laut Kevin Smith vor allem Befragte aus dem linken politischen Spektrum.

Politik greift die Psyche an 

Insgesamt gaben 11,5 Prozent der Befragten an, dass die Politik einen negativen Einfluss auf ihre körperliche Gesundheit habe. 31,8% erklärten, dass es sie verrückt mache, wenn Medien Ansichten vertreten, die im Widerspruch zu ihren persönlichen Überzeugungen stehen.

29,3% gaben an, dass sie durch die Politik die Beherrschung verloren hätten. 22,1% vertraten die Auffassung, dass sie sich zu sehr um den Ausgang der Wahl gekümmert hätten.

Da es sich um die erste Studie ihrer Art handelt, wollen Smith und seine Co-Autoren die Umfrage in Zukunft auf weitere Politikfelder ausweiten.

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund