Phantome der Nacht: 100 Jahre Nosferatu in Berlin
"Nosferatu" war einer der ersten Horrorfilme und gilt als Meisterwerk des Deutschen Expressionismus. Eine Ausstellung in Berlin feiert den Vampir, den Filmemacher Friedrich Murnau vor 100 Jahren zum Leben erweckt hat.
Monster mit Qualen
Der Schauspieler Max Schreck schlüpfte in die Rolle des Vampirs Nosferatu. Die Figur war hager, hatte unnatürlich spitze Ohren und ebenso spitze Zähne und lange gebogene Fingernägel. Der unheimliche Karpatengraf wird nachts zum Blutsauger, dämonisch und zugleich gequält. Der Film "Nosferatu - eine Symphonie des Grauens" gilt als einer der ersten Horrorfilme und kam 1922 in die Kinos.
Blinder Passagier
Im Sarg wird Nosferatu auf ein Schiff gebracht. Während der Fahrt stirbt fast die komplette Besatzung an der Pest. Am Ende sind nur noch der Maat und der Kapitän übrig. Als Nosferatu an Deck erscheint, stürzt sich der Maat vom Schiff. Auch der Kapitän überlebt die Fahrt nicht. Als das Schiff im Hafen einläuft, stellt man fest: Keine lebende Seele mehr an Bord. Nun - fast.
Pest und Tod
Nosferatu bringt Pest und Tod über die Hafenstadt - nur das Blut eines Mädchens kann ihn stoppen. Eine junge Frau opfert sich; er macht sich über sie her und vergisst dabei, dass der Morgen bereits da ist. Das Sonnenlicht trifft ihn, er löst sich in Rauch auf. Nach diesem Muster sind unzählige Vampirfilme und -geschichten entstanden - bis heute hört die Faszination für den Blutsauger nicht auf.
Plakat des Grauens
Ein Entwurf für das Filmplakat von Albin Grau. Er hatte die Idee, mit "Nosferatu" einen Vampirfilm zu drehen und konnte den Regisseur Friedrich Murnau dafür gewinnen. Grau war der Künstlerische Direktor der Produktion und entwarf die Masken, Dekorationen, Kostüme und zahlreiche Werbegrafiken. Ihm hat der Film das Prädikat "eins der wichtigsten Werke des deutschen Expressionismus" zu verdanken.
Werbung mit Gänsehauteffekt
Vor der Kinopremiere wurde der Film stark beworben. Allein das Programmheft sollte das Publikum schon das Fürchten lehren, zudem wurde noch eine Abhandlung über den Vampirismus veröffentlicht. Die Ausstellung der Sammlung Scharf-Gerstenberg in der Berliner Nationalgalerie zeigt viele Originale aus jener Zeit und auch, nach welchen kunsthistorischen Vorbildern das Artwork des Films entstanden ist.
Nosferatus Kollegen
In der Berliner Ausstellung, die bis zum 23. April 2023 zu sehen ist, treten die Filmbilder in einen Dialog mit Zeichnungen, Grafiken und Gemälden von Künstlern wie Alfred Kubin, Francisco de Goya oder Caspar David Friedrich - oder dem tschechischen Grafiker František Kobliha. Inspiriert von Edgar Allan Poes alptraumhaften Geschichten schuf er eine Reihe unheimlicher Radierungen.
Wird diese Fledermaus gleich zum Vampir?
Vergleichsweise friedlich wirkt dieses Gemälde mit dem Titel "Lied in der Dämmerung" von Franz Sedlacek. Die warm anmutende Atmosphäre dieses Raums mit seinen gedämpften Farben und der Person am Klavier ist jedoch trügerisch. Denn die Fledermaus, die hier scheinbar träge durch den Raum fliegt, wirft keinen Schatten und könnte sich in der Dunkelheit in ein blutsaugendes Monster verwandeln.