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Peter J. Lenné: Gartenkünstler und Stadtplaner

Sabine Peschel22. Januar 2016

Ob Pfaueninsel, Tierpark oder Neuer Garten in Potsdam: Auch 150 Jahre nach seinem Tod leben die Visionen des Landschaftsarchitekten als grüne Kunstwerke weiter.

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Deutschland Sacrower Heilandskirche in Berlin
Bild: picture-alliance/SCHROEWIG/E. Oertwig

Peter Joseph Lenné starb vor 150 Jahren, am 23. Januar 1866. Bei seiner Beerdigung wurde dem Sarg ein aus Silber gefertigter, mit Blattgold überzogener Lorbeerkranz vorangetragen. Seine Schüler und Freunde hatten den Ehrenkranz gestiftet, der Gartenkünstler sollte ihn ursprünglich anlässlich seines fünfzigjährigen Dienstjubiläums erhalten. Er hat es nicht mehr erlebt, nicht mehr die Gravuren auf jedem der fünfzig Blätter gesehen: die Namen seiner wichtigsten Werke.

Fast ein halbes Jahrhundert lang wirkte Lenné als Gartenbauer im Dienst der preußischen Könige. Er war schon zu Lebzeiten eine Legende. Berlin und Potsdam haben ihm zwischen Caputh, Pfaueninsel und Sacrow eine weltweit einmalige Parklandschaft zu verdanken.

Gartenbau, die Ausschmückung von Landschaften und die Anlage von Parks, gehörten im 18. und frühen 19. Jahrhundert zum fürstlichen Prunk. Adelige wie Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau oder Fürst Pückler setzten sich mit ihren Parks ein Denkmal. Der Wörlitzer und der Muskauer Park gehören heute zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Welterbe: die Schlösser und Gärten von Potsdam

Auch Lenné machte sich vor allem durch seine Garten- und Parkanlagen in Berlin und Potsdam unsterblich. Die von ihm umgestaltete Havellandschaft zwischen den beiden Städten mitsamt ihren 150 Schlössern und Palais, Tempeln, Kirchen, Brunnenanlagen, Seen und künstliche Wasserläufen wurde schon 1990 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Aber auch an andern Orten, weit über Brandenburg hinaus bis Aachen und Wien, entwarf er Garten- und Parkanlagen im damals neuen, englischen Stil.

Lenné wurde im französischen Revolutionsjahr 1789 in Bonn geboren. 1816 kam er als Gärtnergehilfe in die Verwaltung der Königlichen Gärten von Potsdam. Sein Vater, der selber Hofgärtner in Bonn war, hatte ihn vorher zur Ausbildung auch nach Paris und München geschickt, wo ihm die neuen "Englischen" Gärten mit ihren Bäumen und Sträuchern die barocken Blumen- und Ziergärten verleideten. Der Zeitpunkt für seinen beruflichen Start im Verwaltungsapparat der preußischen Könige war günstig: Mit dem Wiener Kongress 1815 waren die Kriege beendet und Europa dabei, sich neu zu ordnen. Staatskanzler Fürst Hardenberg erkannte Lennés künstlerisches Talent, seine innovativen Sichtweisen und seine unternehmerische Begabung. 1824 wurde er zum Gartendirektor ernannt, ab 1828 war er allein für die königlichen Gärten verantwortlich.

Peter J. Lenné, Gemälde von Carl Joseph Begas (1830)
Peter J. Lenné, Gemälde von Carl Joseph Begas (1830)Bild: gemeinfrei

Die Verschönerung einer ganzen Landschaft

Der Reformer König Friedrich Wilhelm III. war sein Auftraggeber, ein aufgeschlossener, aber gegen Verschwendung allergischer Herrscher. Auch dessen Sohn und Nachfolger, Friedrich Wilhelm IV., förderte und verehrte Lenné. Als geschicktem Gartenbauer und Beamten gelang es ihm, seine Könige immer wieder für die Neugestaltung der Gartenanlagen zu begeistern. Potsdam wurde so mit der Zeit zu einer der schönsten Gartenstädte: Die Anlagen von Sanssouci mit dem Charlottenhof, den Orangerie-Terrassen und dem Pfingstberg ließ er erweitern und mit dem nach seinem Entwurf angelegten Neuen Garten verbinden. Er schuf eine künstlerisch gestaltete Kulturlandschaft.

Potsdam Schloss Babelsberg Luftaufnahme
Lennés künstlerisch gestaltete Havellandschaft mit Schloss Babelsberg bei PotsdamBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Gartenpflege kam unter den Adeligen in Mode, und nicht wenige ließen sich von ihm die Umgebung ihres ländlichen Schlosses oder ihrer Gutshöfe neu gestalten. Gruppen mit exotischen Bäumen, die er damals pflanzen ließ, fallen in der brandenburgischen Landschaft hier und da noch heute ins Auge.

Parks für die Erholung der Massen

Zum bedeutendsten Gartenarchitekten des 19. Jahrhunderts aber wurde Lenné, weil er über den Horizont fürstlicher Anwesen hinausblickte. Er erkannte, welche Rolle Parks, Grünanlagen, Plätze, Sichtachsen und Verbindungen für die Entwicklung einer Großstadt spielen. 1822 hatte er auf seiner Reise nach England neuartige Stadtgärten wie den Regent's Park besucht und verstanden, welche Funktion diese Anlagen mit ihren schattigen Plätzen und ihrer Ruhe für die Massenerholung hatten. In Deutschland erteilte ihm 1824 als erste Stadt Magdeburg durch ihren Magistrat den Auftrag zum Entwurf eines Volksparks. Die unter Lenné gegründete "Landesbaumschule" sorgte für immer ausreichendes Pflanzmaterial.

Ein moderner Stadtplaner

Voller Elan widmete sich der Rheinländer der Gestaltung der preußischen Hauptstadt, als Vertreter einer städtischen Grünflächenpolitik. Bei den Ideen, die ihn schon seit 1818, damals in seinem Amt als Königlicher Garteningenieur, beschäftigten, ging es um Großraumplanung: Ein versumpftes Waldstück wandelte er nach englischen Vorbild um in die mit Denkmälern besetzte öffentliche Anlage des Großen Tiergartens – ein Projekt, das erst nach siebenjähriger Arbeit 1840 abgeschlossen war. Als er den Landwehrkanal, den Luisenstädtischen Kanal und den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal ausheben ließ, ehrten ihn die Berliner mit dem Spitznamen "Buddel-Peter". Er ließ die Gartenanlage um das Schloss Friedrichsfelde, den heutigen Tierpark im Osten der Stadt, und den Zoologischen Garten im Westen anlegen. Seine klaren Achsen, die er quer durch die Stadt mit begradigten Straßenzügen schaffen ließ, die vielen begrünten Plätze, auch die kleineren Gärten und Parks prägen bis heute das moderne, frische Gesicht Berlins.

Deutschland Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg
Der Landwehrkanal in Berlin-KreuzbergBild: picture-alliance/dpa/P. Grimm

Lennés letzte Arbeit war 1863 der Botanische Garten von Köln, die "Flora": eines der goldenen Blätter im Kranz seiner weltläufigen Schöpfungen.