"Pentagon Papers"-Whistleblower Daniel Ellsberg gestorben
16. Juni 2023Daniel Ellsberg starb nach Angaben seiner Familie "friedlich" in seinem Haus in Kalifornien an den Folgen einer Krebserkrankung.
Der frühere Pentagon-Mitarbeiter arbeitete für die Denkfabrik Rand Corporation, als er 1971 zunächst der "New York Times" Teile eines streng geheimen Schriftsatzes aus dem US-Verteidigungsministerium zuspielte - die "Pentagon Papers" zum Vietnamkrieg. Das rund 7000 Seiten starke Dokument belegte, dass mehrere US-Regierungen die Öffentlichkeit und den Kongress über Einsätze in dem Krieg belogen hatten, insbesondere jene des Präsidenten Lynden B. Johnson von 1963 bis 1969.
Der "gefährlichste Mann in Amerika"
Ellsberg hielt den Vietnamkrieg nicht für gewinnbar und hoffte, mit der Veröffentlichung des Dokuments ein schnelleres Ende des Kriegs herbeiführen zu können. Die Regierung von US-Präsident Richard Nixon reagierte erbost, Nixons damaliger Nationaler Sicherheitsberater Henry Kissinger bezeichnete Ellsberg als den "gefährlichsten Mann in Amerika".
Ellsberg stellte sich später selbst der Justiz. Er wurde wegen Spionage und Landesverrat angeklagt, weshalb ihm bis zu 115 Jahre Haft drohten. Sein Prozess endete 1973, als alle Anschuldigungen gegen ihn fallengelassen wurden, unter anderem wegen illegaler Beweissammlung durch die Regierung. Für seine Enthüllungen wurde er mehrfach ausgezeichnet.
In den folgenden Jahrzehnten betätigte sich Ellsberg als Buchautor, Redner und Anti-Kriegs-Aktivist. Zuletzt hatte er sich immer wieder eindringlich zu den Gefahren eines Atomkrieges geäußert.
qu/wa (dpa, afp, rtr)