Pegida-Kundgebungen in Europa
6. Februar 2016Die Forschungsgruppe "Durchgezählt" kam auf rund 8000 Pegida-Anhänger, die an der zentralen Anti-Asyl-Demonstration in der sächsischen Hauptstadt Dresden teilnahmen. Immer wieder gab es "Merkel muss weg"-Rufe. Der Hauptredner und Mitbegründer der Bewegung, Lutz Bachmann, fiel wegen Krankheit aus.
Die Polizei sicherte die Kundgebung in Dresden mit einem Großaufgebot ab, um Zusammenstöße mit Gegendemonstranten zu verhindern. Zwischenfälle sind bislang keine bekannt. Im Vorfeld des Aktionstages hatte die Polizei mit bis zu 15.000 Pegida-Sympathisanten gerechnet.
Es gab Liveschaltungen in andere europäische Städte, wo anlässlich des gemeinsamen Aktionstages fremdenfeindlicher Gruppen ebenfalls gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes demonstriert wurde.
Bengalos in Prag
In Prag kam es bei einer mit Pegida abgestimmten islamfeindlichen Kundgebung zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten. Es flogen Flaschen und Feuerwerkskörper. Rund 1500 Islamgegner hatten sich vor der Prager Burg versammelt und hilten Spruchbänder hoch mit "Nein zur Einwanderung - Stopp der Merkelisierung".
Solidarität in Australien
Im australischen Canberra gingen etwa 400 Islamfeinde auf die Straße und skandierten: "Wir lieben Schweinefleisch" und "Wer zum Teufel ist Allah?". Die Demonstranten trugen Banner mit Aufschriften wie "Rapefugees not welcome" und "Der Islam ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Anlässlich des gemeinsamen Aktionstages unter dem Motto "Festung Europa" hatten sich auch im französischen Calais trotz eines Verbots etwa 100 Demonstranten versammelt. Einige von ihnen wurden festgenommen.
Technische Probleme
In Dresden kamen geplante Liveschaltungen zu Kundgebungen nach Bratislava und Prag wegen technischer Probleme indes nicht zustande. Stattdessen gab es Einspielfilme rechter Bündnisse aus der Slowakei, Ungarn, den Niederlanden und Estland.
In Warschau rief Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling auf einer Kundgebung polnischer Nationalisten zum europäischen Schulterschluss gegen eine islamische Einwanderung auf. Vor einigen Hundert Teilnehmern, darunter Skinheads und militante Fußballfans, erinnerte sie an den Kampf von "Polen und Litauern, Sachsen und Österreichern" bei der Verteidigung Wiens gegen die Türken im 17. Jahrhundert. Damals habe das Heer des polnischen Königs das christliche Abendland gerettet.
Bereits am Vormittag hatten in Dresden Gegendemos stattgefunden. Auf dem Platz vor der Semperoper, an dem für gewöhnlich montags Pegida-Kundgebungen stattfinden, waren mehrere Tausend Gegendemonstranten versammelt und trugen Plakate mit Sprüchen wie "Kein Platz für Nazis".
Auch der sächsische Wirtschaftsminister und SPD-Landeschef Martin Dulig war bei der Gegendemonstration dabei. "Ich bin hier, um ein Zeichen zu setzen gegen Hass und Gewalt", sagte er. Zu der Gegendemonstration unter dem Motto "Solidarität statt Ausgrenzung" hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund und verschiedene Initiativen aufgerufen. Auch an anderen Orten der Stadt gab es Protestaktionen.
uh/wl (dpa,afp)