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CAF-Präsident von Infantinos Gnaden

12. März 2021

FIFA-Chef Gianni Infantino hat die Wahl des südafrikanischen Milliardärs Patrice Motsepe an die Spitze des afrikanischen Fußballverbands eingefädelt. Das könnte sich für Infantino eines Tages rächen.

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Fußball CaF | Patrice Motsepe und FIFA Präsident Gianni Infantino
Teambuilding beim Fußballspielen: Patrice Motsepe und FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.)Bild: BackpagePix/empics/picture alliance

Patrice Motsepe gibt sich als Teamplayer. "Der afrikanische Fußball braucht kollektive Weisheit", sagte der 59 Jahre alte Südafrikaner schon vor seiner Wahl per Akklamation zum neuen Präsidenten des afrikanischen Fußballverbands CAF an diesem Freitag in Rabat in Marokko. "Wenn wir alle mit unserer Erfahrung, unserem Talent und unserer Leidenschaft zusammenarbeiten, wird der Fußball in Afrika einen Erfolg und ein Wachstum erleben, wie es ihn in der Vergangenheit nicht gegeben hat. Dazu braucht es uns alle."

Die anderen Kandidaten für den Posten des CAF-Chefs hatten ihre Bewerbungen zurückgezogen, nachdem ihnen unter Vermittlung von FIFA-Präsident Gianni Infantino und einigen hochrangigen Vertretern des Weltverbands andere Aufgaben zugesagt worden waren: Augustin Senghor aus dem Senegal und Ahmed Yahya aus Mauretanien werden Vizepräsidenten des CAF, Jacques Anouma aus der Elfenbeinküste wird Chefberater des neuen CAF-Präsidenten Motsepe. Der frühere Amtsinhaber und Infantino-Vertraute Ahmad Ahmad aus Madagaskar hatte ebenfalls kandidieren wollen, durfte aber nicht, weil er wegen Korruption für zwei Jahre gesperrt ist. 

Indirekte Rekolonisierung?

Fußbal | Caf - Dr Patrice Motsepe
Afrikas neuer Fußballchef Patrice MotsepeBild: Muzi Ntombela/BackpagePix/empics/picture alliance

"Ich freue mich, dass die FIFA, wenn auch nur ein wenig, zu diesem entscheidenden Moment für den Fußball auf diesem großen Kontinent beitragen konnte", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino, nachdem der Posten-Deal perfekt war und die Wahl in Rabat zur reinen Formsache degradiert hatte. Kritiker in Afrika werfen Infantino eine "indirekte Rekolonisierung" vor, "bei der die Europäer den anderen die von ihnen bevorzugten Führer aufzwingen", wie es die südafrikanische Zeitung "The Sowetan" beschrieb. Der FIFA-Präsident habe sich mit Kalkül eingemischt. Motsepe stehe nun in der Schuld Infantinos und müsse sich irgendwann revanchieren - zum Beispiel mit den 54 afrikanischen Stimmen für eine mögliche Wiederwahl des Schweizers im Jahr 2023. "Als ein Mann, der seit Jahrzehnten in der Politik und in der Geschäftswelt unterwegs ist, wird Motsepe nur zu gut wissen, dass es so etwas wie ein kostenloses Mittagessen nicht gibt", schrieb der "Sowetan".

Erster schwarzer Milliardär Afrikas

Über den Umweg CAF und FIFA reich werden muss Motsepe nicht, er ist es schon. "Meine Freunde würden mich einen 'schwarzen Kapitalisten' nennen", sagte er einmal. Motsepe war 2008 der erste schwarze Afrikaner auf der Liste der reichsten Menschen der Welt, die regelmäßig vom US-Magazin "Forbes" herausgegeben wird. Aktuell wird sein Vermögen auf 3,2 Milliarden Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro) geschätzt, damit wird er als neuntreichster Mann Afrikas geführt.

Geboren wurde Motsepe 1962 in einem Township in Johannesburg. Schon zur Schulzeit begann er, im kleinen Gemischtwarenladen seines Vaters nahe Pretoria mitzuarbeiten. Später studierte Motsepe Jura und trat in eine Kanzlei ein, sein Spezialgebiet war das Bergbaurecht. In den 1990er Jahren stieg er ins Bergbaugeschäft ein und machte dort ein Vermögen. Seine Taktik: Er kaufte kriselnde Minen zu einem niedrigen Wert auf und senkte anschließend konsequent deren Kosten. Heute gehören seinem Konzern "Afrikan Rainbow Minerals" Gold-, Platin-, Nickel-, Kohle- und Eisenbergwerke. Außerdem ist er Vorstandschef von Harmony Gold, einem der größten Goldminen-Unternehmen der Welt. Mit anderen Worten: Er hat ausgesorgt.

Philantrop, Strippenzieher und Fußball-Klubchef 

Südafrika | Richard Brenson spricht mit Patrice Motsepe 2013
Mit Ehefrau Precious (r.) und dem britischen Milliardär Richard Branson (l.)Bild: Felix Dlangamandla/AP/picture alliance

2013 schloss er sich als erster Afrikaner der Initiative "The Giving Pledge" (Das Versprechen, etwas herzugeben) der beiden US-Milliardäre Bill Gates und Warren Buffett an, die Hälfte ihrer Vermögen für wohltätige Zwecke zu spenden. Die Motsepe-Stiftung hat sich den Kampf gegen Rassismus und für Diversität auf die Fahnen geschrieben und investiert vor allem in Bildungsprojekte, zuletzt aber auch in den Kampf gegen die Corona-Pandemie. Motsepe gilt als Strippenzieher, mit engen Verbindungen in die politische Elite Südafrikas. So ist seine ältere Schwester Tshepo mit Staatspräsident Cyril Ramaphosa verheiratet.

Als Fußballfunktionär ist Motsepe bisher nicht in Erscheinung getreten. Allerdings gehört ihm seit 2003, als er sich die Mehrheitsanteile sicherte, der südafrikanische Erstliga-Klub Mamelodi Sundowns. Die "Brasilianer", wie die Spieler wegen ihrer gelb-blauen Trikots auch genannt werden, gewannen bisher zehnmal die südafrikanische Meisterschaft, die letzten drei Saisons in Serie. Größter Erfolg der Vereinsgeschichte war der Triumph in der afrikanischen Champions League im Jahr 2016.

CAF Champions League Finale | Südafrika feiert Sieg
2016 waren die Mamelodi Sundowns Afrikas beste VereinsmannschaftBild: Ahmed Gamil/AP Photo/picture alliance

Misserfolge akzeptiert Motsepe nicht, weder eigene noch jene anderer, das Beste ist gerade gut genug. "Man muss hohe Maßstäbe setzen", sagt der 59-Jährige. "Ich kann niemals mit einer mittelmäßigen Leistung zufrieden sein." Nun wird er mindestens vier Jahre lang an der Spitze des afrikanischen Fußballs stehen. Als Präsident der CAF wird Motsepe zudem Vizepräsident der FIFA und damit einer der Stellvertreter Infantinos. Als Ja-Sager, der anderen nach dem Mund redet, gilt der Südafrikaner nicht. Vielleicht wird Motsepe sogar eines Tages zu einem ernst zu nehmenden Rivalen Infantinos. Dann könnte der FIFA-Chef vielleicht bereuen, dass er sich vor der CAF-Wahl eingemischt hat. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter