Parteien nominieren Gauck als Präsidentschaftskandidaten
19. Februar 2012Dies teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, am Sonntagabend in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Chefs der anderen Parteien in Berlin im Beisein Gaucks mit. Der 72-jährige Theologe und einstige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde dürfte nun von der Bundesversammlung mit großer Mehrheit zum Nachfolger des am Freitag zurückgetretenen Christian Wulff gewählt werden. Gauck war 2010 als Kandidat von SPD und Grünen gegen Wulff, CDU, angetreten und hatte knapp verloren.
Merkel erwartet von Gauck wichtige Impulse
Merkel sagte, mit Gauck verbinde sie die Würdigung der ""Freiheit in Verantwortung". "Vergessen wir nicht, dass Kirchenmänner wie Gauck es waren, dass die friedliche Revolution in der DDR gelingen konnte", betonte die Kanzlerin. Sie sei sicher, dass Gauck den Deutschen wichtige Impulse geben und wieder Vertrauen in die Demokratie und die freiheitlich-demokratische Grundordnung schaffen könne.
SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte mit Blick auf die Abstimung in der Bundesversammlung 2010, er sei sicher, dass inzwischen alle die damals nicht erfolgte Wahl von Gauck bedauerten. Ausdrücklich lobte Gabriel, dass Merkel und die Koalition "offene und faire" Gespräche mit der Opposition gesucht hätten, um einen überparteilichen Kandidaten zu finden.
Kandidat will stärkeren Gemeinsinn
Gauck selbst rief in einer kurzen Erklärung die Bürger zu einem stärkeren Gemeinsinn auf. Er wolle die Menschen einladen, Verantwortung zu übernehmen und nicht nur Zuschauer und kritische Begleiter zu sein. Gauck bat ausdrücklich, ihm erste Fehler im künftigen Amt gütig zu verzeihen. Man dürfe nicht erwarten, dass er ein "Supermann und ein fehlerloser Mensch" sei.
Merkel hatte unmittelbar nach Wulffs Rücktritt ihr Ziel bekundet, sich mit SPD und Grünen auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen. Medienberichten zufolge soll es am Wochenende allerdings zeitweise Widerstand gegen Gauck in den Reihen der Union gegeben haben. Union und FDP verfügen in der Bundesversammlung nur über knappe Mehrheit. Wulff war zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren angekündigt hatte. Wegen Vorgängen in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident steht Wulff unter dem Verdacht der Vorteilsannahme.
wl/se (dapd, rtr, afp, dpa)