Tonnenweise "bio"
15. Januar 2010Gewächshäuser, so weit das Auge reicht: In Almería werden auf einer Fläche von 250 Quadratkilometern Paprika, Gurken, Zucchini und Auberginen unter Plastikfolie angebaut - 2,6 Millionen Tonnen Gemüse für den Export nach Europa. In der Wintersaison verlassen täglich rund 1000 Lastwagen mit Gemüse die Region.
Gemüse in einer Wüstenlandschaft
Almería ist eigentlich eine karge Landschaft mit unfruchtbarem Boden zwischen der Wüste Sierra Nevada und dem Mittelmeer. Bis in die 1960er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts war es das Armenhaus Spaniens. Dann setzte der Gemüseanbau in Gewächshäusern ein und machte Almería zu einer der reichsten Regionen Spaniens. Heute gibt es rund 16.000 Obst- und Gemüsebauern dort. Es sind vor allem Kleinbauern, die Flächen von durchschnittlich etwa 1,6 Hektar intensiv bewirtschaften.
Zu viele und illegal eingesetzte Pflanzenschutzmittel brachten die industrielle Gemüseproduktion in Almería jedoch europaweit in Verruf. Trinkwasserbrunnen, die mit Dünger und Pestiziden verseucht waren, und über die übermäßige Wasserverschwendung und illegale Landnutzung in Naturschutzgebieten sorgten für negative Schlagzeilen. Die Konsequenz: Anfang 2007 stoppten Lebensmittelketten aus ganz Europa den Import des betroffenen Gemüses. Diese Entscheidung führte bei Bauern und verantwortlichen Politikern zu einem Umdenken. Der Pestizideinsatz bei der konventionellen Gemüseproduktion wurde erheblich reduziert.
Biogemüse aus Almería
Bereits vor der Absatzkrise gab es in Almería Bauern, die anders denken: Sie haben sich in der Biogenossenschaft "Agrieco" zusammengeschlossen. Elf Millionen Kilogramm ökologisch angebautes Gemüse werden von den rund 50 Bauern im Jahr produziert. Auf den ersten Blick unterscheidet sich dieser Bioanbau kaum von der konventionellen Gemüseproduktion - auch sie findet im großen Stil in Treibhäusern oder unter Planen statt.
Aber die Pflanzen haben hier mehr Platz, und durch robuste Sorten, optimierte Pflege und modernste Technik wird das Risiko für die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen minimiert. Schädlinge werden nur mit natürlichen Mitteln bekämpft, beispielsweise mit Insekten, die die Eier von Schädlingen vertilgen. Denn chemische Pestizide und Dünger sind laut EU-Bioverordnung verboten.
In Pechina bei Almería steht die genossenschaftliche Verpackungsfabrik von "Agrieco". Täglich werden dort rund 80.000 Tomatenschälchen abgepackt - ein großer Teil der Ware für deutsche Discount- und Supermarktketten. Als erste Firma in Spanien entwickelte "Agrieco" eine umweltfreundliche Verpackung. Sie sieht aus wie Plastik, doch sie ist aus Zuckerrohr und Mais hergestellt. Die Schale ist somit vollkommen biologisch abbaubar.
Die Biobauern sind überzeugt: Ihr Konzept hat Zukunft. Schon jetzt übernimmt "Agrieco" auch für Biowaren aus Libyen und Marokko den europäischen Vertrieb.
Autor: Gero Rueter
Redaktion: Julia Kuckelkorn