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Panzer gegen Demonstranten

6. Oktober 2013

Der 6. Oktober ist ein symbolträchtiger Tag in Ägypten. Muslimbrüder und Regierungsanhänger nutzten ihn zu Protestzügen. Die Armee stationierte in Kairo gepanzerte Fahrzeuge. Bei Krawallen gab es viele Tote.

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Soldaten und Panzer sperren den Tahrir-Platz in Kairo ab (Foto: afp/Getty Images)
Bild: Khaled Desouki/AFP/Getty Images

Karussell: Wieder Blutbad in Ägypten

Am 40. Jahrestag des ägyptischen Angriffs auf Israel wird die Spaltung des Landes am Nil besonders deutlich. Während Anhänger der Armee an diesem Tag feierten, gingen Islamisten auf die Straßen, um zu protestieren. Tausende Anhänger der Übergangsregierung versammelten sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo, während Kampfflugzeuge über die Hauptstadt flogen, um an den israelisch-arabischen Krieg im Jahr 1973 zu erinnern.

Umgeben von zahlreichen Panzern und gepanzerten Truppenfahrzeugen mussten sich die Besucher an den Eingängen zu dem Platz strengen Kontrollen unterziehen. Viele Demonstranten trugen Porträts von Armeechef Abdel Fattah al-Sisi bei sich. Ursprünglich hatten Islamisten dort eine Großkundgebung geplant. Doch Sicherheitskräfte schirmten den Platz weiträumig ab. Als Tausende Anhänger der Muslimbrüder sich dem Platz näherten, setzte die Polizei Tränengas ein, um sie fernzuhalten. Auch in anderen Städten postierten sich die Sicherheitskräfte um die wichtigsten Plätze.

Warnung an Islamisten

Karussell: Wieder Blutbad in Ägypten

Ägypten erinnert am 6. Oktober landesweit mit Festveranstaltungen an den Angriff auf die israelischen Truppen 1973. In Israel heißt dieser Krieg Jom-Kippur-Krieg. Der Sprecher des Übergangspräsidenten Adli Mansur, Ahmed Al-Muslimani, sprach nach einen Bericht der staatlichen Zeitung "Al-Akhbar" eine Warnung an die Islamisten aus: "Wer an diesem Jahrestag gegen die Armee demonstriert, handelt im Sinne ausländischer Agenten und nicht als Aktivist."

Trotz dieser Warnungen kam es bei landesweiten Protestmärschen erneut zu tödlichen Krawallen. Laut Agenturberichten kamen dabei am Sonntag mehr als 40 Menschen ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt. Immer wieder gab es in verschiedenen Städten Zusammenstöße zwischen Islamisten und ihren Gegnern.

Anhänger der Armee demonstrieren auf dem Tahrir-Platz in Ägypten (Foto: AP)
Anhänger der Armee demonstrieren auf dem Tahrir-Platz in ÄgyptenBild: picture-alliance/AP

In Kairo griffen islamistische Demonstranten die bekannte Fernsehmoderatorin Buthaina Kamel an. Nach Angaben von Aktivisten wurde die Journalistin, die 2012 als einzige Frau versucht hatte, für das Präsidentenamt zu kandidieren, von ihnen verprügelt. Ihr Auto wurde von den Anhängern des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi schwer beschädigt. Kamel ist erklärte Gegnerin der Muslimbruderschaft.

Erst am Samstag waren bei einem Feuergefecht zwischen ägyptischen Soldaten und Aufständischen nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Mena vier Menschen erschossen worden. Bewaffnete hatten einen Armeeposten auf einer Verbindungsstraße zwischen Kairo und der Stadt Ismailia am Suezkanal attackiert. Die Angreifer seien getötet, in ihrem Fahrzeug Sturmgewehre gefunden worden. Am Vortag hatten Unbekannte in derselben Gegend zwei Soldaten erschossen.

Westerwelle: Kein Öl ins Feuer gießen

Bundesaußenminister Guido Westerwelle warnte vor einer neuen Gewaltwelle. "Ich rufe alle Verantwortlichen dazu auf, jetzt nicht Öl ins Feuer zu gießen und alles dafür zu tun, dass es nicht wieder zu einer blutigen Eskalation der Gewalt auf den Straßen Ägyptens kommt", erklärte er. Der Fahrplan für die Rückkehr zur demokratischen und verfassungsmäßigen Ordnung dürfe nicht in Zweifel gezogen werden. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und das US-Außenministerium zeigten sich besorgt.

Der den Muslimbrüdern entstammende Mursi war am 3. Juli vom Militär entmachtet worden. Am 14. August räumten Polizei und Streitkräfte die Protestlager der Muslimbrüder in Kairo mit Gewalt. Dabei wurden hunderte Menschen getötet. Mehr als 2000 Islamisten, darunter nahezu die gesamte Führungsriege der Muslimbruderschaft, wurden inhaftiert. Ende September verbot ein Gericht alle Aktivitäten der Organisation und ordnete die Beschlagnahme ihres Vermögens an.

kle/uh (dpa, afp, rtr, ape)