Palästinenser brechen Kontakte zu Israel ab
21. Juli 2017Nach einem Krisentreffen seiner Regierung erklärte Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas (Artikelbild), der Abbruch der Kontakte gelte solange, bis die "Besatzungsmacht" Israel die Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg wieder aufhebe. Hintergrund ist ein Streit um Metalldetektoren, die Israel am vergangenen Sonntag am Zugang zu der heiligen Stätte in Jerusalems Altstadt aufgestellt hatte - nach einem tödlichen Anschlag auf zwei Polizisten.
Mit den Detektoren will Israel nach eigener Darstellung das Einschmuggeln von Waffen verhindern. Muslimischen Männern unter 50 Jahren wurde der Zutritt zum Tempelberg, wo sich mit der Al-Aksa-Moschee und der Klagemauer Heiligtümer von Muslimen und Juden befinden, ganz verwehrt.
Todesopfer auf beiden Seiten
Bei Protesten nach dem Freitagsgebet waren in Ost-Jerusalem und in der nahe gelegenen Stadt Abu Dis im Westjordanland insgesamt drei Palästinenser getötet worden. Dutzende Personen sollen verletzt worden sein. Auch auf dem Tempelberg selbst kam es zu Zusammenstößen zwischen israelischen Einsatzkräften und Palästinensern.
Am Abend wurde ein weiterer Anschlag auf Israelis gemeldet. Ein Angreifer sei in ein Haus in der jüdischen Siedlung Neve Zuf nordwestlich von Ramallah eingedrungen und habe dort drei israelische Zivilisten erstochen, teilte die Armee mit. Der Täter sei erschossen worden. Stunden später stürmten israelische Soldaten den Heimatort des Attentäters und nahmen dessen Bruder fest.
"Extrem gefährlich"
Angesichts der angespannten Lage wandte sich Abbas direkt an die USA, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete. Die Situation sei "extrem gefährlich und könnte außer Kontrolle geraten", sagte Abbas demnach in einem Telefonat mit Jared Kushner, dem Berater und Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump.
Das Auswärtige Amt in Berlin rief Bundesbürger dazu auf, die Altstadt von Jerusalem sowie die angrenzenden Ost-Jerusalemer Stadtviertel ab sofort zu meiden. In der näheren Umgebung der Altstadt, an Checkpoints sowie in größeren Städten des Westjordanlands sei besondere Vorsicht geboten.
wa/myk (afp, dpa, rtr, kna)