Ouattaras Truppen erobern die Hauptstadt
31. März 2011Nach übereinstimmenden Agenturberichten haben Alassane Ouattaras Kämpfer am Mittwoch (30.03.2011) die Hauptstadt der Elfenbeinküste, Yamoussoukro, erobert. Die Milizen Ouattaras patrouillierten durch die Straßen, gestand nach Angaben der Agentur Reuters selbst ein Anhänger des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo ein.
Wirtschaftliches Zentrum des Landes
In Yamoussoukro leben rund 200.000 Menschen. Wirtschaftliches Zentrum des Landes ist die Millionenstadt Abidjan an der Küste. Berater Ouattaras gehen davon aus, dass Gbagbo spätestens seinen Posten räumen und ins Exil gehen würde, wenn entweder Yamoussoukro oder der wichtige Kakaohafen San Pedro fallen würden.
Glaubt man Augenzeugenberichten, rückten Ouattaras Milizen auch in die Stadt Soubre ein. Widerstand von Truppen Ghagbos habe es dabei nicht gegeben, hieß es. Nur noch 130 Kilometer weiter südlich liegt das eigentliche Ziel der Offensive, nämlich San Pedro.
Rund eine Million Flüchtlinge
Seit der Präsidentschaftswahl im November sind nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 500 Menschen getötet worden. Mehr als eine Million Menschen seien vor den Kämpfen geflohen, die meisten aus der Stadt Abidjan. Die Angriffe auf Unbeteiligte nehmen zu. Nahezu täglich wird von Kriegsverbrechen berichtet.
Im Zuge der aktuellen Gefechte gerate auch die UN-Mission in dem westafrikanischen Land zunehmend unter Beschuss, verlautete aus New York. Danach hatten Gefolgsleute Ouattaras einen internationalen Hubschrauber attackiert. Der UN-Sicherheitsrat forderte in einer am Mittwoch in New York verabschiedeten Resolution Gbagbo einstimmig zum Rücktritt auf. Außerdem verhängte er Sanktionen gegen Gbagbo und seine Vertrauten.
Kakaopreis stürzt ab
Papst Benedikt XVI. hat die Konfliktparteien zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. Bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom äußerte sich das katholische Kirchenoberhaupt betroffen über das Schicksal der Menschen in der Elfenbeinküste, die durch die Kämpfe sowie soziale und politische Spannungen traumatisiert seien.
Derweil fiel an den internationalen Rohstoffmärkten der Kakao-Preis auf seinen niedrigsten Stand seit zweieinhalb Monaten. Börsianer nannten als Grund die jüngsten militärischen Erfolge von Ouattara. Dies lasse die Spekulanten erwarten, dass die Kakaolieferungen des Weltmarktführers Elfenbeinküste bald wieder aufgenommen werden könnten.
Autor: Gerd Winkelmann (afp, rtr, dapd)
Redaktion: Michael Wehling