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Oscar-Preisträger Milos Forman ist tot

14. April 2018

Formans Ehefrau Martina sagte der tschechischen Nachrichtenagentur CTK, der Regisseur sei am Freitag in den USA im Alter von 86 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.

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Milos Forman
Bild: Imago/Mandoga Media

Milos Forman hat in zwei ganz unterschiedlichen Welten Erfolge und Niederlagen erlebt. Mit seinen preisgekrönten Werken hat er weltweit Wellen geschlagen. "Einer flog über das Kuckucksnest", 1976 mit fünf Oscars ausgezeichnet, löste eine Debatte über den Umgang mit psychisch kranken Menschen aus. "Amadeus" schürte 1984 das Mozart-Fieber. Der Film zeigte das Musik-Genie in einem neuen, nicht nur freundlichen Licht und gewann acht Academy Awards.

Doch der Wahl-Amerikaner sorgte auch dafür, dass die Liste der Hollywood-Flops ein wenig länger wurde. Für sein Zeiten-Panorama der Jahrhundertwende "Ragtime" (1981) nach dem gleichnamigen Roman von E.L. Doctorow konnte er zwar Altstar James Cagney noch einmal vor die Kamera locken, aber der Film kam beim Publikum nicht an und wurde ein kommerzielles Desaster.

Jack Nicholson in "Einer flog über das Kuckucksnest"
Ausgezeichnet: "Einer flog über das Kuckucksnest"Bild: picture-alliance/dpa/United Artists

Auch "Valmont" (1989), eine Adaption des Romans "Gefährliche Liebschaften" von Choderlos de Laclos, erwies sich als Flop. Etwa zur selben Zeit hatte der britische Regisseur Stephen Frears mit der Verfilmung desselben Stoffes großen Erfolg.

Ein Kind seiner Zeit

Forman nahm solche Niederlagen mit Gelassenheit hin. Der Sohn eines jüdischen Lehrers aus Mittelböhmen hatte im Leben schon unvergleichbar Schlimmeres erfahren. Seine Mutter kam 1943 im Konzentrationslager Auschwitz um, sein Vater ein Jahr später in Buchenwald.

1968, das Jahr des Prager Frühlings, brachte für Forman die Enttäuschung aller Hoffnungen auf einen liberalen und demokratischen Sozialismus in seinem Heimatland. Als russische Panzer über den Wenzelsplatz in Prag rollten, hielt sich der Regisseur in Paris auf. Es gelang ihm zwar, seine Frau, die Sängerin Vera Sedlakova, und die Zwillingssöhne Petr und Matej nachkommen zu lassen. Doch die Ehe, Formans zweite, zerbrach schon bald.

Filmstill | Die Liebe einer Blondine von Milos Forman
In der Komödie "Die Liebe einer Blondine" (1965) besetzte Forman seine Ex-Frau Hana Brejchove (rechts)Bild: picture-alliance

Der Weg nach Hollywood

Mit seiner ersten Frau, der Schauspielerin Jana Brejchova, hatte Forman nach der Scheidung unter anderem die ironische Komödie "Die Liebe einer Blondine" (1965) besetzt. Damit und noch mehr mit der Satire auf das Kleinbürgerleben "Der Feuerwehrball" (1967) hatte er international Aufmerksamkeit erregt, auch bei den Talentespähern in Hollywood.

Dort setzte Forman allerdings sein erstes Projekt in den Sand. Der Witz seiner Komödie über Konflikte zwischen den Generationen "Taking Off" (1971) entsprach nicht dem amerikanischen Humor, fand aber auch in Europa kaum Zuspruch.

Doch 1975 führte der Absolvent der renommierten Prager Filmakademie (FAMU) mit "Einer flog über das Kuckucksnest" seine großartige Fähigkeit vor, Schauspieler zur scheinbar mühelosen und völlig selbstlosen Hergabe ihres ganzen Könnens zu führen. Jack Nicholson als eigentlich recht normaler Draufgänger, den die Psychiatrie zum Wrack macht, und Louise Fletcher als nur scheinbar normale Stations-Chefin wurden mit Oscars geehrt.

Der Amerika-Kritiker

1979 brachte Forman seine Verfilmung des erfolgreichen Hippie-Musicals "Hair" in die Kinos. Eine Oscar-Nominierung gab es 1996 für "Larry Flint - die nackte Wahrheit". Forman, mit gesellschaftlichen Heucheleien aus seinem sozialistischen Vorleben bestens vertraut, hielt der Prüderie der "Greatest Nation of the World" den Spiegel vor.

Filmszene Larry Flynt
Süffisante Satire: "Larry Flint" mit Woody Harrelson in der Titelrolle des umstrittenen US-VerlegersBild: Imago

Wie sehr er längst zum verständnisvollen Kenner und Kritiker Amerikas geworden war, zeigte der Exil-Tscheche auch 1999 mit der verschmitzten Komödie "Der Mondmann" über den umstrittenen US-Komödianten Andy Kaufman mit dem Kanadier Jim Carrey in der Hauptrolle.

Dass Forman sich zwar immer noch seiner tschechischen Wurzeln bewusst, aber längst auch mental in Amerika beheimatet war, zeigte er mit der Namensgebung für seine zweiten Zwillinge. Die Jungen, die ihm 1998 seine dritte Ehefrau, Martina Zborilova, gebar, nannte er Andrew und James - nach Andy Kaufman und Jim Carrey.

Er sei ruhig gestorben und die ganze Zeit von seiner Familie und seinen Nächsten umgeben gewesen, sagte Martina Zborilova telefonisch aus den USA. Der letzte Abschied werde im engen Familienkreis stattfinden. Der tschechische Regierungschef Andrej Babis würdigte Forman als "markanteste wie auch erfolgreichste Persönlichkeit" des Films seines Landes.

rb/kle (afp, dpa, DW)