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Organshow war ein Bluff

2. Juni 2007

Die in den Niederlanden und ganz Europa umstrittene Organspende-Show im niederländischen Fernsehen war ein Scherz. Der Sender wollte damit auf das Thema Organspende aufmerksam machen.

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Die doch nicht todkranke "Lisa" alias Leonie Gebbink, Quelle: AP
Die doch nicht todkranke "Lisa" alias Leonie GebbinkBild: AP
Der Host Patrick Lodiers, Quelle: AP
Der Host Patrick LodiersBild: AP

Der niederländische Fernsehbluff um eine Organspende-Show ist auf Überraschung und viel Verständnis gestoßen. Medienminister Ronald Plasterk, der die Sendung vor einigen Tagen als "unangemessen und unethisch wegen des Wettbewerbselements" bezeichnet hatte, nannte den Scherz nach seiner Offenlegung am Freitagabend (1.6.07) einen "sagenhaften Trick". BNN habe einen "intelligenten Weg" gewählt, um Aufmerksamkeit auf den Mangel an Spenderorganen in den Niederlanden zu lenken.

Zweitbeste Quote aller Zeiten

Der Gesundheitsminister des Landes, Ab Klink, kritisierte zwar die Art und Weise, wie der Sender BNN die Aufmerksamkeit auf den Mangel von Spenderorganen gelenkt habe. Gleichzeitig begrüßte der konservative Politiker am Samstag, dass das Thema Organspende nun diskutiert werde.

Die von dem öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal BNN ausgestrahlte Show entpuppte sich kurz vor Schluss als Inszenierung mit einer Schauspielerin als angeblich todkranker Nierenspenderin. Den Angaben zufolge sahen mehr als 1,2 Millionen Menschen die "Spender-Show" am Freitagabend. Es war die zweitbeste Einschaltquote aller Zeiten in den Niederlanden.

"Wir werden hier keine Niere vergeben, das geht selbst uns zu weit", sagte der Moderator Patrick Lodiers am Freitagabend im Fernsehsender BNN. Die als todkranke "Lisa" vorgestellte Frau sei eine Schauspielerin, die drei "Kandidaten" für ihre angebliche Spenderniere warteten allerdings tatsächlich auf ein Spenderorgan. Sie seien darüber informiert gewesen, dass in der Sendung nicht wirklich eine Niere vergeben werden sollte. "Wir wollten Aufmerksamkeit auf ihr Leben und ihre Probleme lenken", sagte Lodiers.

Abstimmung über Leben und Tod

Die Fernsehsendung folgte dem bekannten Schema ähnlicher Reality-Shows. Filme zeigten das Leben der drei "Kandidaten" und Interviews mit Angehörigen. Die Aspiranten mussten zudem Fragen über ihr Leben und ihre Einstellungen beantworten. Die Zuschauer waren aufgerufen, "Lisa" in ihrer Entscheidung durch eine Abstimmung per SMS zu unterstützen. "Lisa" selbst erläuterte ihre Entscheidung zur Organspende genau und erzählte von einem Freund, der an Nierenversagen gestorben sei. Die Enthüllung, dass es sich bei der Sendung um einen Schwindel handelte, machte der Moderator in dem Moment, als sich "Lisa" für einen der drei Kandidaten für ihre Niere entscheiden sollte.

BNN hatte ursprünglich angekündigt, in der Show werde die 37-jährige todkranke "Lisa" entscheiden, wer von drei Kandidaten ihre Niere bekomme. Die Frau leide an einem Hirntumor, ihre anderen Organe seien gesund, deshalb habe sie entschieden, eine Niere zu spenden. Die Entscheidung über den Empfänger sollte sie im Fernsehen fällen - live und unter Einbeziehung der Zuschauer.

Heftige Diskussionen

Die Ankündigung der Show hatte in den Niederlanden und in Europa für heftige Diskussionen um ethische Standards in den Medien geführt. Der Fernsehsender hatte die Sendung mit dem Argument verteidigt, der Mangel an Spenderorganen müsse als Problem thematisiert werden. "Das ist nicht grausig, das ist das wirkliche Leben. Jedes Jahr sterben hunderte Menschen, weil es nicht genug Spender gibt." Die Chance der drei Kandidaten, eine Niere zu erhalten, sei mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Drittel deutlich höher als für Patienten auf Wartelisten. BNN-Gründer Bart de Graaff war vor fünf Jahren gestorben, nachdem er jahrelang vergeblich auf eine Spenderniere gewartet hatte.

Der Sender war schon früher durch ungewöhnliche Formate aufgefallen. So strahlte er im vergangenen Jahr eine Reihe über junge Menschen mit tödlichen Erkrankungen aus. Die Nierenspende-Show hatte bei Bürgern und Politikern in den Niederlanden für heftige Empörung gesorgt. Ein EU-Kommissionssprecher in Brüssel sprach mit Blick auf die Sendung von "ziemlich schlechtem Geschmack". Der niederländische Ärzteverband KNMG hatte kritisiert, das Leiden der Menschen dürfe niemals Gegenstand einer Unterhaltungssendung sein. (stu)