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Olympische Spiele in Tokio - ja, bitte!

Marko Langer
27. Januar 2021

Während die Corona-Pandemie die Welt unverändert im Griff hat, wird weiter diskutiert, ob die Olympischen Spiele in Tokio nicht ganz abgesagt werden müssen. Aus Deutschland kommen nun aber optimistische Stimmen.

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Japan Sport l Olympische Spiele in Tokio
Bild: picture alliance/dpa/kyodo

Michael Vesper hat es viele Jahre miterlebt: die ganzen Vorbereitungen, die Vorfreude und Aufregung, etwa wenn die Sportler, die zum "Team D" gehören, ihre Ausrüstung in Empfang nehmen können. Große Momente. "Für viele Athleten ist Olympia das größte Ereignis ihrer Karriere, wenn nicht ihres ganzen Lebens", sagt Vesper.

Keine Rennen, keine Zuschauer, keine Einnahmen

Der frühere Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) steuert seit März 2018 die Geschicke des Galopprennsports in Deutschland. Als Präsident des Deutschen Galopp e.V. hat er im März 2020 nur wenige Tage vor der Eröffnung der "grünen Saison" - also der Rennen unter freiem Himmel - das Großereignis in Hoppegarten absagen und sich danach als Krisenmanager bewähren müssen. Keine Rennen, keine Wetten, keine Zuschauer, keine Einnahmen - ein sportliches und geschäftliches Desaster drohte, wie in vielen Sportarten.

Deutschland |  Dr. Michael Vesper Präsident von Deutscher Galopp e.V.
Früher DOSB, heute Pferdefreund: Dr. Michael Vesper, Präsident von Deutscher Galopp e.V.Bild: Imago Images/Galoppfoto/S. Scherning

Knapp ein Jahr danach ist Vesper froh, durch die TV-Übertragung vieler Einzelrennen und den Ausbau des digitalen Wettgeschäfts das wirtschaftliche Fiasko abgewendet zu haben. Aber: "Natürlich ist Corona für uns eine riesengroße Belastung und Herausforderung." Dass bei alledem der Umsatz mit 26,1 Millionen Euro im Jahr 2020 auf Vorjahresniveau gehalten werden konnte, ist für den erfahrenen Sportfunktionär nicht ganz unwichtig.

Vesper: "Ich bin sehr dafür"

Wenn man Vesper auf die Diskussion um die Olympischen Spiele in Pandemiezeiten anspricht, ist sein Urteil schnell und klar. "Ich bin sehr dafür, dass diese Spiele stattfinden, auch zum geplanten Eröffnungstermin am 23. Juli", sagt Vesper, der viermal Chef de Mission deutscher Teams bei Olympischen Spielen war: "Sollen wir einer ganzen Generation von Athleten diesen Traum nehmen?" Er stellt sich Tokio 2021 als "ein tolles globales Zeichen vor, dass wir diese Pandemie überwinden können".

Ob der Traum Realität wird? Anderslautende Presseberichte ließen zuletzt wenig Hoffnung aufkommen, und die Coronavirus-Mutationen aus Großbritannien, Südafrika oder Brasilien lassen nichts Gutes annehmen. "Wenn Sie mich vor 14 Tagen gefragt hätten, wäre meine Antwort gewesen: Die ziehen das durch", sagt der Sportmediziner Hans-Georg Predel im Gespräch mit der DW. Hygiene-Konzepte und Coronatests auch bei sportlichen Großveranstaltungen hätten sich inzwischen in einer Weise bewährt, dass dies zu verantworten sei.

Doch jetzt sind da die Mutanten als neue Gegner. "Jetzt muss man das doch mit einem Fragezeichen versehen", erklärt der Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln. Kein Virologe, kein Epidemiologe weltweit könne gegenwärtig vorhersehen, wie der weitere Verlauf der Pandemie sein werde.

Prof. Dr. Hans Georg Predel
"Mein Herz hängt am Sport": Prof. Dr. Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule KölnBild: Privat

Und so müssten wohl alle mit einer Planungsunsicherheit leben, nicht zuletzt die Sportlerinnen und Sportler. Für diese sei es auch, so Predel, "eine ganz schwierige Entscheidung. Aber das sind Kämpfer. Und ich bin immer wieder überrascht, wie die sich wieder aufbauen und neu motivieren können". Der Vorschlag des Sportmediziners wäre, den Start der Spiele in den Oktober zu verlegen, nicht nur aus klimatischen Gründen. "Im Moment ist unsere Impfquote ja noch eher schlapp, aber vielleicht sieht das ja im Sommer schon anders aus."

Japan: erst der Krieg, dann die Pandemie

Ob das eine realistische Option ist? Vesper verweist darauf, dass schon die Verlegung im Jahr 2020 um ein Jahr eine gewaltige logistische Aktion gewesen sei. Und Predel wagt einen Ausflug in die Sporthistorie, als Japan bereits 1940 der Austragungsort der Olympischen Spiele hätte sein sollen, "und dann wurden sie Opfer des Zweiten Weltkriegs". Und nun, ein Opfer der Pandemie?

Als Predel im vergangenen Jahr frühzeitig für eine Verlegung der Wettkämpfe plädierte, musste sich der Sportmediziner von Kollegen die Frage gefallen lassen: "Wie kannst du nur so pessimistisch sein?" 2021 versucht er es mit mehr Optimismus. "Mein Herz hängt am Sport. Ich würde mich freuen, wenn die Spiele stattfinden könnten. Aber die Gesundheit geht vor."

Absage vielleicht billiger

Oder geht am Ende das Geschäft vor? Wer danach fragt, erntet etwa von Michael Vesper nur einen Seufzer und den Hinweis, dass es für das Internationale Olympische Komitee (IOC) einfacher und vielleicht auch billiger gewesen wäre, die ganze Show abzublasen. Schließlich gebe es Versicherungen.

Deutschland Vortsellung der Bekleidung für Olympia in Düsseldorf
Es geht um Sport, Mode und Moneten, wenn Ausstatter wie Adidas die Kleidung für das deutsche Team vorstellenBild: picture alliance/Gladys Chai von der Laage

Letzte Nachfrage bei Adidas, dem Konzern, der die deutschen Sportler ausstatten und von den quotenträchtigen TV-Übertragungen profitieren würde. Wie sieht der Großsponsor die Debatte? "Wir hoffen für alle Athletinnen und Athleten, die sich zum Teil seit vielen Jahren auf dieses Ereignis vorbereitet haben, dass die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio stattfinden können. Wir werden sie dabei genauso unterstützen, wie wir das letztes Jahr gemacht hätten", erklärt Adidas-Sprecher Oliver Brüggen der DW. Und: "Selbstverständlich muss die Gesundheit und die Sicherheit aller Beteiligten garantiert sein. Wir sind im engen Austausch mit unserem Partner DOSB und planen aktuell die nächsten Schritte wie die Präsentation der Ausrüstung und der Einkleidung des Team D."

Und da wäre er dann wieder, dieser Moment der Vorfreude und Aufregung. Wenn das Virus es zulässt.