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Olympia 2024: Triathlon wegen Seine-Verschmutzung abgesagt

30. Juli 2024

Der Olympia-Triathlon in Paris muss wegen der Seine-Verschmutzung verschoben werden. Die schlechte Wasserqualität zwingt die Athleten zu warten. Drohende Unwetter könnten weitere Verzögerungen verursachen.

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Auf einer schwimmenden Barriere steht: "Paris 2024" - das im Vordergrund sichtbare Wasser ist trüb
Höchstwert bei Kolibakterien überschritten: Das Seine-Wasser ist derzeit nicht zum Baden geeignetBild: Jan Woitas/dpa/picture alliance

Der olympische Triathlon der Männer ist wegen der schlechten Wasserqualität der Seine um einen Tag auf Mittwoch verschoben worden. Das teilten die Organisatoren nur wenige Stunden vor dem geplanten Start des Wettbewerbs mit. Die heftigen Regenfälle am Wochenende hätten erneut zu "Werten über dem Limit" geführt, heißt es in einer Erklärung. Schon das Training am Sonntag und Montag war ausgefallen.

Der Mehrkampf der Herren soll nun am Mittwoch um 10.45 Uhr beginnen - unmittelbar nach der Entscheidung der Frauen um 8.00 Uhr. Voraussetzung sei, dass die nächsten Tests den Standards entsprächen, teilten das Organisationskomitee der Pariser Spiele und der Verband World Triathlon mit. Die Gesundheit der Athleten habe Priorität.

Drohende Unwetter am Horizont

Sollte die Seine dann immer noch nicht sauber genug sein, wäre eine weitere Verschiebung auf Freitag möglich, schreiben die Organisatoren. Allerdings rechnete der staatliche Wetterdienst Meteo France für diesen Dienstag mit Unwettern. Mehrstündiger Regen könnte erneut zu einer Verschlechterung der Wasserqualität führen. Wenn auch am Freitag kein Seine-Schwimmen möglich wäre, fiele die erste Disziplin des Triathlons weg, der damit zum Duathlon aus Radfahren und Laufen würde.

Blick auf die Tribünen an der Seine, im Hintergrund das Grand Palais
Leere Ränge: Die Tribünen an der Seine stehen schon bereit, doch der Triathlon der Herren wurde zunächst auf Mittwoch verschobenBild: Jan Woitas/dpa/picture alliance

Sportdirektor Martin Veith von der Deutschen Triathlon-Union nannte die Entscheidung der Organisatoren "nachvollziehbar, aber vor allem für die Athleten maximal unglücklich". Diese müssten nun umdenken und sich neu orientieren. Er sei jedoch sicher, dass die Sportler "das gut hinbekommen". Man habe sich auf verschiedene Szenarien vorbereitet.

Die Wettbewerbe der Triathleten sind die ersten, die in dem Pariser Fluss stattfinden sollen. Ebenso ist geplant, das Freiwasserschwimmen in der kommenden Woche mit Florian Wellbrock und Leonie Beck in der Seine auszutragen.

Sprung ins kalte Wasser

Schon vor dem Start der Spiele hatte die Wasserqualität immer wieder für Aufsehen gesorgt. Unter anderem nahmen die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und Organisationschef Tony Estanguet ein Bad in der Seine. Zuvor hatten Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra und Paralympic-Goldmedaillen-Träger Alexis Hanquinquant mit einem Sprung ins Wasser zu beweisen versucht, dass man gefahrlos im Fluss schwimmen könne.

Gegenüber dem Eiffelturm sind Tribünen im Trocadero-Stadion aufgebaut
In Sichtweite des Eiffelturms: Die Spielstätten des Sportereignisses sind über das Stadtgebiet verteilt - einzelne Wettbewerbe finden sogar im Überseegebiet Französisch-Polynesien vor der Insel Tahiti stattBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

In den vergangenen Jahren investierte der französische Staat etwa 1,4 Milliarden Euro, um die Seine zu säubern. Dafür mussten zahlreiche Haushalte an die Kanalisation angeschlossen werden, die ihr Abwasser zuvor direkt in die Seine und ihre Nebenflüsse geleitet hatten. Zudem wurde in Paris ein riesiges Überlaufbecken gebaut, damit bei starkem Regen die Kanalisation nicht mehr wie bislang in die Seine flutet.

"Toilette von Paris"

Wegen des regenreichen Frühsommers liegen die Wasserproben aber teilweise noch über den Schwellenwerten, etwa bei den Fäkalien-Bakterien E. coli. In sozialen Netzwerken kursierten zahlreiche bissige Kommentare zur Seine - der vermeintlichen "Toilette von Paris".

Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra (links) und Paralympic-Goldmedaillen-Träger Alexis Hanquinquant halten sich, in der Seine schwimmend, an den nach oben gestreckten Händen
Bad im Fluss: Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra (links) und Paralympic-Goldmedaillen-Träger Alexis Hanquinquant wollten Mitte Juli beweisen, dass die Wasserqualität der Seine besser sei als ihr RufBild: Ministry Of Sport, Olympic And Paraolympic Games/AP/picture alliance

Bürgermeisterin Hidalgo hatte den Fluss zum Angelpunkt der Olympia-Bewerbung gemacht und schließlich den Zuschlag erhalten. Zum ersten Mal überhaupt fand die Eröffnungsfeier am Samstag nicht in einem Stadion statt. Stattdessen spielte die Seine eine Hauptrolle, auf der die Länder-Teams mit Ausflugsbooten vorüberfuhren. An den Ufern und auf Brücken verfolgten mehr als 300.000 Schaulustige die Zeremonie; vor den Fernsehbildschirmen saßen weltweit mehr als eine Milliarde Zuschauer.

Schwimmende Badeanstalten

Bereits bei den Sommerspielen im Jahr 1900 wurden die Schwimmwettbewerbe in der Seine ausgetragen, allerdings etwas westlich stadtauswärts. Damals gab es in Paris mehrere schwimmende Badeanstalten, die mit Wasser aus dem insgesamt 775 Kilometer langen Fluss gespeist wurden.

Seit 1923 ist das Seine-Baden im Stadtgebiet grundsätzlich verboten. Die Präfektur begründete dies mit der Verschmutzung und den Gefahren durch die Schifffahrt. Für den kommenden Sommer ist eine Lockerung geplant: Dann soll der Badebetrieb auf mehreren Seine-Abschnitten für alle freigegeben werden.

jj/pg (dpa, afp, sid)

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