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Olympia der langen Wege

Hanspeter Detmer

Am Sportstättenkonzept von München 1972, wo die meisten Arenen auf engstem Raum konzentriert waren, werden seitdem alle Olympiaausrichter gemessen. Sydney war beispielhaft - Athen deutlich anders.

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Panathinaikon: das Stadion der Antike

Das Ideal wird von keinem Olympiaausrichter mehr kopiert werden können: Vor 2780 Jahren, als in der vom heutigen Athen rund 300 Kilometer entfernten Stadt Olympia erstmals Wettkämpfe stattfanden, die dann später den Namen dieser Stadt trugen, hatte man es auch einfacher. In ein- und derselben Arena wurde gelaufen, Speer oder Diskus geschleudert, geboxt, gerungen und es konnten sogar Pferderennen dort ausgetragen werden. Der Sport beanspruchte noch nicht so speziell ausgerichtete Wettkampfstätten wie heute. Ein einziges Stadion reichte. Seine Laufbahn war damals 192,27 Meter lang.

Inzwischen gehören 28 Sportarten zum Programm olympischer Sommerspiele. Sie alle stellen sehr spezielle Anforderungen. Im Zentrum stehen natürlich die großen Stadien für die Leichtathleten, die Schwimmer und die Bahnradsportler. Ebenso gehören die überdachten Arenen für die Hand- und die Basketballer oder die Turner dazu.

Nicht unbedingt besucherfreundlich

Kanu- und Kajak-Slalom Zentrum, Hellenikon
Kanu- und Kajak-Slalom Zentrum, HellenikonBild: dpa

Rund 4,5 Milliarden Euro wurden in die Neuerrichtung und grundlegende Renovierung von Stadien, Hallenarenen und in ganz spezielle Sportstätten wie zum Beispiel den künstlich angelegten Wildwasser-Kanal für die Kanu-Slalomfahrer investiert. Die Zahlen sind geschätzt. Genaueres können oder wollen die Athener Olympiagastgeber nicht sagen.

An die sehr besucherfreundlich und kompakt konzipierten Olympiastätten von Sydney 2000 kommt Athen nicht heran. Die Athener Olympiazentrale liegt in der nördlichen Vorstadt Maroussi, wo sich rund um das 74.000 Zuschauer fassende Olympiastadion das Schwimmzentrum mit Plätzen für 11.000 Zuschauer, das Velodrom für 3500 Zuschauer, die große Olympiahalle für Turnen und die Basketball-Finals mit bis zu 20.000 Zuschauern sowie das Tennis-Zentrum für 11.000 Zuschauer gruppieren.

Olympischer Rekord im Rasenwechsel

Das Olympiastadion war Austragungsort der Eröffnungs- und Schlussfeiern. Außerdem fielen hier die Entscheidungen in der Leichtathletik und im Fußball der Männer. Gab es schon lange vor Beginn der Spiele großen Wirbel um die Fertigstellung des vom spanischen Stararchitekten Calatrava geplanten futuristisch anmutenden Daches, so wurde während der Spiele noch ein außergewöhnlicher olympischer Rekord in diesem Stadion aufgestellt: Denn nicht weniger als viermal wurde während der 16 olympischen Tage der Stadionrasen ausgetauscht - nach den letzten Testwettkämpfen, damit er zu Beginn der Eröffnungsfeier makellos wirkte; nach der Eröffnungsfeier; nach der Leichtathletik, wenn er von Speer-, Diskus- und Hammereinschlägen ramponiert wurde; sowie nach dem Fußballfinale vor der glanzvollen Abschlusszeremonie.

Hellenikon wird Vergnügungspark

Um in die anderen olympischen Sportzentren zu gelangen, musste man oft quer durch die Vier-Millionen-Metropole Athen fahren. Und auch das Athletendorf ist vom olympischen Zentrum in Maroussi immerhin knapp 15 Kilometer entfernt. Ein völlig neuer Sportkomplex entstand auf dem Gelände des alten Athener Flughafens Hellenikon mit Hallen für Tischtennis, Fechten, Handball und Basketball-Vorrundenspiele sowie Freiluftstadien für Feldhockey, Baseball, Softball und Kanuslalom.

Dieses Freiluftgelände soll später einmal in einen Vergnügungspark umgewandelt werden, da die Griechen zu den dort auszutragenden olympischen Sportarten kaum eine Beziehung haben. Nicht allzu weit entfernt, nahe der Hafenstadt Piräus, fanden im Vorort Faliron die Wettkämpfe in Beachvolleyball, Handball, Taekwondo oder Volleyball statt. Ganz weit draußen, 43 km vom Olympischen Dorf entfernt in Markopoulo, ist das Reitsportzentrum. Es wirkt sehr steril, weil die Bäume und Sträucher viel zu spät angepflanzt wurden, so dass sie praktisch keinen Schatten spenden können.

Athen: Reitsportzentrum
Athen: ReitsportzentrumBild: dpa
Olympiastadion Athen
Olympiastadion AthenBild: dpa

Rummel bedroht Kultstätten

Mit Olympischen Spielen in Athen verbindet man natürlich auch immer den Gedanken an die olympische Historie. Als Verbeugung vor der olympischen Uridee finden die Entscheidungen im Kugelstoßen der Frauen und Männer im 300 Kilometer entfernten Stadion von Olympia statt. Dieses Stadion war von deutschen Archäologen wieder entdeckt und seit 1875 restaurierten worden. Seine Nutzung während der Spiele für Kugelstoßwettbewerbe stieß auf schärfsten Protest der Historiker und Archäologen, die durch den unvermeidbaren Rummel schwere Schäden an den fast 3000 Jahre alten Kultstätten befürchteten.

Ebenfalls in die aktuellen Spiele einbezogen wurde das Kallimarmaro - das Stadion des weißen Marmors - wie die Arena im Volksmund genannt wird, wo 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit stattfanden. Wer sich hier im Herzen Athens als Sieger feiern lassen wollte, der hatte übrigens den längsten Anmarschweg - nämlich genau 42,195 Marathonkilometer.

Antikes Stadion Olympia - Publikum beim Kugelstoßen
Publikum beim Kugelstoßen im antiken StadionBild: AP