Flüchtlinge in Deutschland
20. Juni 2009Gassan kommt aus Rafah in Palästina. Seine Flucht führte ihn über Ägypten, den Libanon, Libyen, Frankreich und Italien und nach Deutschland - ohne Papiere. Seit drei Monaten ist er in Hamburg bei Freunden untergetaucht. Geflohen sei er, weil es in seinem Land immer Krieg gebe. Er habe zu Hause nicht genügend zu essen gehabt und keine Arbeit gefunden.
Ein Leben in Unsicherheit
Für Flüchtlinge wie Gassan ist der einzige Hoffnungsschimmer ein Deutschkurs in einer Einrichtung der örtlichen Diakonie. Dort lernt auch Akwasi Asiamah die neue Sprache. Der Ghanaer ist seit 20 Jahren in Deutschland. Während seiner zwei Ehen mit deutschen Frauen war sein Aufenthalt vorübergehend gesichert. Jetzt lebt er getrennt, das Sorgerecht für seine Kinder hat seine Ex-Frau. Damit hat Asiamah nicht nur seine befristete Aufenthaltsgenehmigung verloren. Auch seine Kinder, die in einer anderen Stadt leben, kann er nicht besuchen. Denn mit einer Duldung darf er weder arbeiten noch Hamburg verlassen.
Asiamah ist Mormone und flüchtete aus Ghana, weil er sich als Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft bedroht fühlte. Zwar wurde er in Deutschland mit dieser Begründung nicht als politischer Flüchtling anerkannt, aber auch nicht sofort abgeschoben. Er erhielt eine Duldungserlaubnis und einen Platz in einem Asylbewerberheim. "Ein Freund von mir ist hier einfach festgenommen worden - und dann abgeschoben. Das heißt, auch meine Situation kann sich jeder Zeit verändern", erzählt er.
Zirkuläre Migration als Lösung
Diese Schicksale sind typisch für die Situation von Flüchtlingen in Europa. In den Herkunftsländern hält das jedoch kaum jemanden von einer Flucht ab. Auf gut organisierten Wegen wanderten täglich Menschenmassen ab – trotz aller Hindernisse, sagt Elizabeth Adjei, Direktorin des "Immigration Service" in Ghana. "Zuletzt hatten wir eine Rückführung von Flüchtlingen aus Libyen: Allein 6000 meiner Landsleute waren in diesem Transitland." Sie plädiert für Abkommen zwischen Europa und Afrika - und eine so genannte zirkuläre Migration: drei bis fünf Jahre geregelter Aufenthalt in Europa, dann zurück in die alte Heimat. Das sei im Interesse beider Seiten, sagt sie. "Es wäre weit besser wenn diese Menschen wüssten: Es gibt einen offiziellen Weg und dann kann ich nach Deutschland oder Spanien. Und es wäre auch für Deutschland kalkulierbarer: Dieses Jahr erwarten wir so und so viele Leute und die kann das System verkraften", zählt sie die Vorteile auf. Die Auswanderer könnten im Ausland Fähigkeiten erwerben, die sie bei ihrer Rückkehr im eigenen Land einbringen könnten.
Für Akwasi Asiamah aus Ghana ist das aber keine Lösung. Nach 20 Jahren in Deutschland will er nicht zurück nach Ghana. Sein Lebensinhalt sind seine Kinder. Und sein Traum: Irgendwann mit ihnen zusammenzuleben - in Deutschland.
Autorin: Ute Hempelmann
Redaktion: Mareike Röwekamp