Schutz für Myanmars Unterwasserwelt
22. Dezember 2015Anzeige
"Stellen sie sich vor, zwei Panzer, miteinander verbunden durch einen 200 Meter langen Stacheldraht, fahren wie ein Pflug durch die afrikanischen Savanne und fangen Zebras, Löwen, Gazellen und Elefanten ein." Ein grausames Bild, das der Meeresbiologe Manuel Marinelli da zeichnet, doch es geht noch weiter. "Stellen Sie sich nun vor, diese Tierfänger behalten nur die Gazellen und verarbeiten sie zu Steaks. Alle anderen Tiere, die tot im Stacheldraht hängen, schmeißen sie weg und lassen sie verrotten."
Marinelli ist ehemaliger Greenpeace-Aktivist, der jahrelang gegen Schleppnetzfischerei kämpfte. Er meint "würde jemand so etwas in Afrika tun, käme er ins Gefängnis. Aber genau das ist es, was auf dem Meeresgrund tagtäglich passiert. Die Zerstörung der Unterwasserwelt schreitet voran, ohne dass die Menschen etwas merken."
Marinelli ist ehemaliger Greenpeace-Aktivist, der jahrelang gegen Schleppnetzfischerei kämpfte. Er meint "würde jemand so etwas in Afrika tun, käme er ins Gefängnis. Aber genau das ist es, was auf dem Meeresgrund tagtäglich passiert. Die Zerstörung der Unterwasserwelt schreitet voran, ohne dass die Menschen etwas merken."
Diese Zerstörung sei einfach nicht sichtbar, erklärt der Meeresbiologe gegenüber der DW und ebenso unsichtbar bleibe für die meisten Menschen auch der zunehmende Plastikmüll in den Ozeanen.
Im vergangenen Monat segelte der Österreicher und Gründer der gemeinnützigen Organisation #link:http://www.projectmoken.com/:Projekt Manaia# in die kristallklaren Gewässer der Küstenregion rund um den Mergui-Archipel. 800 Inseln gehören zu dem Archipel, sie liegen vor der Küste Myanmars und erstrecken sich bis weit über die Grenze zu Thailand hinaus.
Sechzig Jahre lang war Myanmar quasi von der Außenwelt isoliert, für die reichen Korallenriffe und ihre Bewohner war das ein Segen und ermöglichte den Bestand eines Ökosystems mit 365 verschiedenen farbenfrohen Fischarten. Doch bis heute ist dieses Ökosystem kaum erforscht.
Marinelli möchte das ändern. Mit einem Katamaran, den er über Spenden finanziert hat, möchte er Journalisten, Wissenschaftler und Kartographen bei ihrer Arbeit in dieser abgelegenen Gegend unterstützen. Die Forschungsarbeit der deutschen Meeresbiologin Julia Hager beispielsweise, die die Ausbreitung von Mikroplastik untersucht.
Grundlagen schaffen für Umweltschutz
Sein Ziel ist, die gewonnenen Erkenntnisse mit anderen gemeinnützigen Organisationen zu teilen, darüber hinaus stellt Julia Hager Daten über die Plastikverschmutzung für die UNESCO zusammen, die die Region um das Mergui-Archipel schon 2014 als Weltnaturerbe deklariert hat und dauerhaft überwacht. Beide hoffen, dass es ihnen gelingen wird, die Inseln und das saubere Wasser vor den Folgen der voranschreitenden ökonomischen Entwicklung des Landes zu bewahren.
"Je stärker sich das Land entwickelt, umso mehr wird auch diese Region beansprucht. Es wird dann immer schwieriger zu argumentieren, dass es wichtig ist, diesen Ort unberührt zu belassen", sagt Marinelli und betont die Bedeutung des Archipels für die einheimischen Tiere und das 3000 Menschen zählende seefahrende Nomadenvolk der Moken.
Für die Moken, auch “Seezigeuner” genannt, ist der Ozean seit mindestens 300 Jahren Lebensraum und Nahrungsquelle. Sie sind sogenannte Free-Diver, tauchen ohne jegliche Ausrüstung 20 Meter tief in die blauen Fluten, halten bis zu sieben Minuten die Luft an, während sie mit Speeren Fische jagen oder Muscheln vom Meeresgrund sammeln.
Nie nehmen sie mehr als sie täglich zum Essen brauchen, sie sind der Inbegriff einer nachhaltigen Fischerei. Bis zu acht Monate im Jahr verbringen die Moken in ihren hölzernen Booten, Kabang genannt, auf dem Meer. Anthropologen glauben, dass dieses Volk schon seit Jahrhunderten rund um das Archipel vor der Küste Myanmars und Thailands lebt.
Natur im Wandel
Umweltverschmutzung ist für die Moken heute schon mehr als blasse Theorie. Vor drei Jahren nahm Nguk Suriyan Katale, ein erfahrener Taucher aus dem Volk der Moken, an einer Säuberungsaktion vor der Küste Phukets teil. An einem einzigen Tag förderte er eine Öltonne, einen Autoreifen und ein großes Schleppnetz, mit dem der Meeresgrund leergefischt wird, zutage - 15 Tonnen Müll wurden an diesem Tag aus dem Meer geholt.
"Der viele Müll da unter Wasser bedroht Fische und andere Meerestiere", sorgt sich Katale, vor allem die Schildkröten bereiten ihm Kopfzerbrechen, denn sie sterben, wenn sie das Plastik fressen und auch die Fischernetze, die sich in den Korallenriffen verfangen, könnten viele Meeresbewohner töten.
Julia Hager, die zum ersten Mal während ihrer Forschung zu Seelöwen in den USA auf das Problem des Plastikmülls in den Ozeanen stieß, beschreibt die Schadstoffbelastung als zunehmend besorgniserregend.
"Mikroplastik ist eine Gefahr für das gesamte Leben auf der Erde. Nicht nur für die Tiere und Meere, sondern auch für uns Menschen", sagt sie. "Es hat die Eigenschaft, die Chemikalien, die in den Ozeanen treiben, zu absorbieren, zum Beispiel Pestizide, Medikamente oder Feuerschutzmittel. Und diese ganzen Chemikalien lagern sich dann auch im Gewebe der Fische ab, die das Plastik fressen."
Ein kaum kontrollierbares Problem
Schon heute wurde an vier von fünf untersuchten Stränden des Mergui-Archipels Mikroplastik gefunden - überwiegend handelte es sich um Styropor. Einiges davon stammt laut Hager von Verpackungsmaterial auf den Fischerbooten oder von nahegelegenen Baustellen. Je mehr kommerzielle Entwicklungs- und Fischereiprojekte genehmigt werden, umso höher die Wahrscheinlichkeit, Plastikpartikel in den nahe gelegenen Gewässern zu finden.
Ohne den Status als geschütztes Gebiet wird der Mergui-Archipel vor der Küste Myanmars der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung zum Opfer fallen. Für hier lebende Menschen, wie Katale vom Volk der Moken, würde sich nicht nur das Erscheinungsbild der Natur und des Meeres verändern, sondern ihre ganze Art zu leben. Seine Botschaft ist freundlich aber deutlich:
"Es wäre gut, wenn die Menschen dabei helfen würden, den Müll zu sammeln. Ob auf ihrem Weg zum Strand oder im Wasser selbst. Jedes kleine bisschen kann schon helfen."
Im vergangenen Monat segelte der Österreicher und Gründer der gemeinnützigen Organisation #link:http://www.projectmoken.com/:Projekt Manaia# in die kristallklaren Gewässer der Küstenregion rund um den Mergui-Archipel. 800 Inseln gehören zu dem Archipel, sie liegen vor der Küste Myanmars und erstrecken sich bis weit über die Grenze zu Thailand hinaus.
Sechzig Jahre lang war Myanmar quasi von der Außenwelt isoliert, für die reichen Korallenriffe und ihre Bewohner war das ein Segen und ermöglichte den Bestand eines Ökosystems mit 365 verschiedenen farbenfrohen Fischarten. Doch bis heute ist dieses Ökosystem kaum erforscht.
Marinelli möchte das ändern. Mit einem Katamaran, den er über Spenden finanziert hat, möchte er Journalisten, Wissenschaftler und Kartographen bei ihrer Arbeit in dieser abgelegenen Gegend unterstützen. Die Forschungsarbeit der deutschen Meeresbiologin Julia Hager beispielsweise, die die Ausbreitung von Mikroplastik untersucht.
Grundlagen schaffen für Umweltschutz
Sein Ziel ist, die gewonnenen Erkenntnisse mit anderen gemeinnützigen Organisationen zu teilen, darüber hinaus stellt Julia Hager Daten über die Plastikverschmutzung für die UNESCO zusammen, die die Region um das Mergui-Archipel schon 2014 als Weltnaturerbe deklariert hat und dauerhaft überwacht. Beide hoffen, dass es ihnen gelingen wird, die Inseln und das saubere Wasser vor den Folgen der voranschreitenden ökonomischen Entwicklung des Landes zu bewahren.
"Je stärker sich das Land entwickelt, umso mehr wird auch diese Region beansprucht. Es wird dann immer schwieriger zu argumentieren, dass es wichtig ist, diesen Ort unberührt zu belassen", sagt Marinelli und betont die Bedeutung des Archipels für die einheimischen Tiere und das 3000 Menschen zählende seefahrende Nomadenvolk der Moken.
Für die Moken, auch “Seezigeuner” genannt, ist der Ozean seit mindestens 300 Jahren Lebensraum und Nahrungsquelle. Sie sind sogenannte Free-Diver, tauchen ohne jegliche Ausrüstung 20 Meter tief in die blauen Fluten, halten bis zu sieben Minuten die Luft an, während sie mit Speeren Fische jagen oder Muscheln vom Meeresgrund sammeln.
Nie nehmen sie mehr als sie täglich zum Essen brauchen, sie sind der Inbegriff einer nachhaltigen Fischerei. Bis zu acht Monate im Jahr verbringen die Moken in ihren hölzernen Booten, Kabang genannt, auf dem Meer. Anthropologen glauben, dass dieses Volk schon seit Jahrhunderten rund um das Archipel vor der Küste Myanmars und Thailands lebt.
Natur im Wandel
Umweltverschmutzung ist für die Moken heute schon mehr als blasse Theorie. Vor drei Jahren nahm Nguk Suriyan Katale, ein erfahrener Taucher aus dem Volk der Moken, an einer Säuberungsaktion vor der Küste Phukets teil. An einem einzigen Tag förderte er eine Öltonne, einen Autoreifen und ein großes Schleppnetz, mit dem der Meeresgrund leergefischt wird, zutage - 15 Tonnen Müll wurden an diesem Tag aus dem Meer geholt.
"Der viele Müll da unter Wasser bedroht Fische und andere Meerestiere", sorgt sich Katale, vor allem die Schildkröten bereiten ihm Kopfzerbrechen, denn sie sterben, wenn sie das Plastik fressen und auch die Fischernetze, die sich in den Korallenriffen verfangen, könnten viele Meeresbewohner töten.
Julia Hager, die zum ersten Mal während ihrer Forschung zu Seelöwen in den USA auf das Problem des Plastikmülls in den Ozeanen stieß, beschreibt die Schadstoffbelastung als zunehmend besorgniserregend.
"Mikroplastik ist eine Gefahr für das gesamte Leben auf der Erde. Nicht nur für die Tiere und Meere, sondern auch für uns Menschen", sagt sie. "Es hat die Eigenschaft, die Chemikalien, die in den Ozeanen treiben, zu absorbieren, zum Beispiel Pestizide, Medikamente oder Feuerschutzmittel. Und diese ganzen Chemikalien lagern sich dann auch im Gewebe der Fische ab, die das Plastik fressen."
Ein kaum kontrollierbares Problem
Schon heute wurde an vier von fünf untersuchten Stränden des Mergui-Archipels Mikroplastik gefunden - überwiegend handelte es sich um Styropor. Einiges davon stammt laut Hager von Verpackungsmaterial auf den Fischerbooten oder von nahegelegenen Baustellen. Je mehr kommerzielle Entwicklungs- und Fischereiprojekte genehmigt werden, umso höher die Wahrscheinlichkeit, Plastikpartikel in den nahe gelegenen Gewässern zu finden.
Ohne den Status als geschütztes Gebiet wird der Mergui-Archipel vor der Küste Myanmars der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung zum Opfer fallen. Für hier lebende Menschen, wie Katale vom Volk der Moken, würde sich nicht nur das Erscheinungsbild der Natur und des Meeres verändern, sondern ihre ganze Art zu leben. Seine Botschaft ist freundlich aber deutlich:
"Es wäre gut, wenn die Menschen dabei helfen würden, den Müll zu sammeln. Ob auf ihrem Weg zum Strand oder im Wasser selbst. Jedes kleine bisschen kann schon helfen."
Die Frage ist, ob das genügt. Noch schwimmen hier Schwarzpunktrochen, Geisterpfeifenfische und Geistermuränen zwischen unberührten Korallenriffen umher. Doch das paradiesische Ökosystem droht dem Fortschritt zum Opfer zu fallen. Allein Plastikmüll zu sammeln, wird es nicht retten.
Einige Informationen wurden uns von dem Projekt Moken zur Veröffentlichung bereitgestellt.
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