Wohl Leiche von Santiago Maldonado gefunden
19. Oktober 2017Aus Solidarität mit Santiago Maldonado, dem vermissten Aktivisten an der Seite der indigenen Mapuche, haben alle argentinischen Parteien ihre Abschlussveranstaltungen vor den bevorstehenden Parlamentswahlen abgesagt. Kurz zuvor war eine Leiche entdeckt worden, die aber noch nicht identifiziert wurde.
Der 28-jährige Santiago Maldonado war seit dem gewaltsamen Vorgehen der Behörden gegen eine Landbesetzung der Mapuche in Patagonien vor mehr als zwei Monaten spurlos verschwunden.
Der Fall brachte auch die Regierung von Präsident Mauricio Macri in Bedrängnis. Die Familie und Menschenrechtsorganisationen machten die Grenzschutzpolizei für das Verschwinden verantwortlich. In den vergangenen Wochen gab es landesweit zahlreiche Solidaritätskundgebungen für Maldonado und gegen die Gewalt der Sicherheitsbehörden.
Der Leichnam wurde am Dienstag im Fluss Chubut gefunden, nur wenige hundert Meter entfernt von dem Ort, an dem die Behörden gegen die Landbesetzer vorgegangen waren. Der Fluss war zuvor mehrfach von Tauchern abgesucht worden. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, die auch eine forensische Untersuchung anforderte.
Ermittler und Mitglieder von Maldonados Familie erklärten, dass bei der Leiche ein Ausweis des Aktivisten und eine Jacke, die dieser vor seinem Verschwinden getragen hatte, gefunden worden seien. Allerdings habe die Familie den Toten noch nicht identifiziert.
Die Mapuche fordern in der südargentinischen Provinz Chubut vom italienischen Textil-Konzern Benetton die Rückgabe von Ländereien, die in der indigenen Tradition als heilig gelten. Benetton nutzt die etwa eine Million Hektar zur Schafzucht.
Im Süden Argentiniens leben noch etwa 100.000 Mapuche, im benachbarten Chile sind es 600.000. Sie sind bekannt für ihren Widerstandsgeist: In der Kolonialzeit verteidigten sie als einziges indigenes Volk Lateinamerikas erfolgreich ihr Territorium gegen die spanischen Kolonialherren. Heute ist ihr ursprüngliches Stammesgebiet weitgehend in den Händen von Investoren und Großgrundbesitzern.
Am Sonntag finden in Argentinien Parlamentswahlen statt. Auch Ex-Präsidentin Cristina Kirchner (2007 bis 2015) bewirbt sich mit einer Allianz verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen um einen Senatorensitz.
stu/pg (dpa, epd, ap)