Konjunktur OECD
28. November 2011Die OECD schlägt Alarm: Der aktuelle Wirtschaftsausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht in der Euro-Krise das herausragende Risiko für die globale Wirtschaftsentwicklung. Das steht in dem Bericht, der am Montag (28.11.2011) in Paris vorgestellt wurde. Und weiter: "Wird den Sorgen der Märkte nicht Rechnung getragen, drohen massive Störungen des Wirtschaftsgefüges und eine neue Kreditknappheit." Die Probleme würden dadurch vergrößert, dass in jüngster Zeit auch Länder ins Schussfeld geraten seien, deren Finanzen bisher als relativ stabil galten.
Mehr Kraft für EFSF und EZB
"Die Aussichten verbessern sich nur dann, wenn schnell und entschieden gehandelt wird”, sagte OECD Chefvolkswirt Pier Carlo Padoan auf einer Pressekonferenz in Paris. Um die Ansteckungsgefahr in der Euro-Zone einzudämmen, "muss der Europäische Rettungsfonds erheblich aufgestockt und die Europäische Zentralbank mit einbezogen werden." Das müsse mit Reformen einhergehen, die "fahrlässigem" Verhalten entgegenwirken, so Padoan weiter und meinte damit das ungehemmte Schuldenmachen.
Gefahr aus den USA
Ein weiterer großer Risokofaktor für die Weltwirtschaft ist aus Sicht der OECD die Lage in den USA. Sollte Washington keinen Weg finden, die Sparmaßnahmen abzumildern, die per Gesetz ab 2013 greifen, könnte das die Wirtschaft in eine Rezession stürzen, die durch politische Mittel kaum noch aufzufangen wäre. Die USA benötigten eine überzeugende mittelfristige Finanzplanung. Nur in einem solchen Fall traut die OECD der weltgrößten Volkswirtschaft im kommenden Jahr ein Wirtschaftswachstum zu – von immerhin zwei Prozent.
Rezession in Eurozone
Entsprechend düster bewertet die OECD die Wirtschaftsaussichten für die Eurozone. Sowohl in diesem als auch im nächsten Quartal werde die Wirtschaftsleistung der 17 Staaten mit der Gemeinschaftswährung voraussichtlich schrumpfen. Erst ab dem zweiten Quartal sei wieder mit positiven Zahlen zu rechnen. Für das Gesamtjahr 2012 prognostizieren die OECD-Experten in der Eurozone ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. In den Krisenstaaten bleibt die Lage allerdings düster. Für Italien wird ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,5 Prozent prognostiziert. Portugal muss sogar mit einem Minus von 3,2 Prozent rechnen. Die Schätzung für Griechenland liegt bei minus 3,0 Prozent.
Deutsche Wirtschaft besser dran
Der deutschen Wirtschaft droht nach der aktuellen OECD-Prognose keine Dauerflaute. Die Konjunktur werde nach einer bis ins Frühjahr währenden Schwächephase ab Mitte 2012 wieder Fahrt aufnehmen. "2013 dürfte das Wachstum stärker ausfallen als in anderen Mitgliedern des Euro-Raums - nicht zuletzt, da kein nennenswerter Abbau von Privat- und Unternehmensschulden erfolgen muss", heißt es in dem Bericht. Das Bruttoinlandsprodukt werde dann mit 1,9 Prozent mehr als dreimal so schnell wachsen wie 2012 mit 0,6 Prozent. Für das zu Ende gehende Jahr werden 3,0 Prozent vorausgesagt. Auch die günstige Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes werde sich fortsetzen: 2013 soll es nur noch 2,7 Millionen Arbeitslose geben - rund 200.000 weniger als in diesem Jahr.
Autor: Henrik Böhme (mit rtr, dapd, dpa)
Redaktion: Dirk Kaufmann