Oculus Rift: Brille für die virtuelle Welt
27. März 2016"Oculus Rift". Das klingt zuerst einmal nach einem Mitglied des "Transformer"-Clans, der sehr erfolgreichen Spielzeug-Action-Figuren und Kinohelden. Aber um Typen wie Optimus Prime geht es hier nicht.
Obwohl: Irgendwie schon. Denn wer die Brille "Oculus Rift" aufsetzt, mag sich womöglich so fühlen. Es geht hier nicht um eine Datenbrille, wie etwa Glass von Google, sondern um virtuelle Realität (VR). Mithilfe des Gadgets befindet man sich nicht mehr in seinem Wohnzimmer, sondern direkt inmitten des liebsten Videospiels - ohne dass äußere Faktoren den Spielespaß stören.
Am Montag, den 28. März, gibt es die ersten Brillen-Exemplare für diejenigen, die das Erscheinen der Brille kaum abwarten konnten und vorbestellt haben. In den Handel kommt "Oculus Rift" im Laufe des Aprils für rund 700 Euro. Spätestens dann sollte man zumindest eine leise Ahnung haben, worum es dabei überhaupt geht.
Beginnen wir simpel:
Wieso dieser Name?
"Oculus" ist lateinisch und heißt "Auge". "Rift" ist englisch und heißt "Bruch". Die Bezeichnung der Brille bezieht sich demnach auf den Bruch von Virtualität und Realität, von der Cyber-Welt und unserer echten Welt. Klingt plausibel, oder?
Was kann Oculus Rift?
In erster Linie ist "Oculus Rift" ein Spielzeug. Man zieht die Brille auf und steht prompt in einer neuen Welt. Spieler können sich hier frei bewegen und sich umschauen, unter Gegenstände sehen oder hinter sich blicken. Man befindet sich quasi in einem 360-Grad-Cockpit.
Mithilfe von Controllern kann der Spieler außerdem mit Gegenständen interagieren, sie anfassen oder hochheben. Sogar gezielte Bewegungen mit der Hand sind möglich, wie eine Faust ballen oder den Daumen hoch zeigen. Es gibt zum Beispiel Jump 'n' Run-Spiele, Sportsimulatoren oder Ego-Shooter.
Besitzen zwei Spieler eine Brille, können sie sich auch in der virtuellen Welt treffen und zusammen oder gegeneinander spielen.
Im Internet finden sich unzählige Videos darüber, wie in etwa man sich das VR-Erlebnis vorstellen kann. In diesem Video probiert zum Beispiel ein Mann eine virtuelle Achterbahnfahrt aus. Seine Reaktion ist wohlbemerkt nicht ganz ungewöhnlich.
Wer schreckhaft ist oder keine starken Nerven hat, sollte sich auch möglichst nicht an dunklen Horror-Spielen versuchen, wie dieses Video beweist.
Neben Spielen gibt es aber auch andere denkbare Anwendungen für VR-Brillen, etwa in der Tourismus-Branche. Reiseveranstalter könnten Kunden Hotels und Strände quasi live zeigen, statt sie in Katalogen blättern zu lassen.
Oder wie wäre Sightseeing vom Sofa aus? Schnell den Big Ben in London (endlich mal!) im Sonnenschein sehen oder das MoMa, das Museum of Modern Art in New York, besuchen - ohne Menschenmassen um sich herum. Klingt verlockend! Auch in der Forschung oder Medizin gibt es mögliche Anwendungen.
Wie trägt sich Oculus Rift?
Im Inneren der Brille befindet sich ein Display, ungefähr in der Größe eines Tabletts. Davor liegen zwei Linsen, durch die der Spieler guckt. Dies kann man sich in etwa wie bei einem Fernglas vorstellen. Mithilfe einer Software, die das Bild teilt und krümmt, erscheint die Welt viel größer als sie tatsächlich ist. Genauer: Oculus Rift hat eine Bildschirmdiagonale von 440 Zoll, also über elf Meter.
Laut Testern soll das Headset mit seinen 220 Gramm komfortabel am Kopf sitzen - und auch für längere Spielesessions geeignet sein.
Was brauche ich für Oculus Rift?
Für die Anwendung von Oculus Rift braucht man einen PC, am besten einen sehr leistungsstarken. Selten gibt es die von der Stange, sodass - je nach Kosten für die einzelnen Komponenten - schon mal 1500 Euro für solch einen Gamer-Computer zusammenkommen können.
Am Laptop läuft die VR-Brille auch, allerdings braucht man dann einen, der eine Grafikkarte verbaut hat, die normalerweise für Desktop-PCs gedacht ist. Sonst ruckelt's in der virtuellen Welt. Zu empfehlen ist diese tragbare Version aber trotzdem nicht. Die geringe Akkuleistung mindert den Spielspaß, und Laptops mit solch einer hohen Leistung sind nicht wirklich handlich.
Auch beim Betriebssystem gibt es Einschränkungen: Windows und 64 Bit müssen es sein. Apple oder Linux funktionieren (noch) nicht.
Wer steckt hinter "Oculus Rift"?
Die ursprüngliche Idee zu "Oculus Rift" stammt von Palmer Luckey, einem Designer am Institute for Creative Technologies an der University of Southern California. Ihm waren die bereits existierenden VR-Brillen einfach nicht gut genug - und so tüftelte er an einer besseren.
Am 1. August 2012 startete er dann eine Kickstarter-Kampagne. Das Ziel? 250.000 US-Dollar. Innerhalb von 24 Stunden wurde das sogar übertroffen und es kamen 800.000 US-Dollar für seine Virtual Reality-Brille zusammen.
Am Ende schloss die Aktion mit über 2.400.000 Dollar und erreichte damit das Zehnfache des geplanten Betrages.
Danach brachte Oculus VR, so der offizielle Name des Unternehmens, erste Versionen der Brille heraus, die für Entwickler und Programmierer gedacht waren. Mittlerweile wurde Oculus von Facebook gekauft, betont aber, dass die VR-Brille nach wie vor für Gamer gemacht wurde.
Welche VR-Brillen kommen noch?
Oculus VR setzt in diesem Jahr nur den Startschuss der Ära der Virtual Reality-Brillen, denn HTC möchte wenig später mit "Vive" (899 Euro) folgen. Und auch Sony hat seine "Playstation VR" angekündigt, mit der man voraussichtlich ab Oktober rechnen kann. Sie soll deutlich günstiger werden als die Konkurrenzprodukte. Außerdem hat Sony einen weiteren Vorteil: Weltweit gibt es etwa 53 Millionen Playstation 4-Konsolen in den Haushalten - hier muss man keinen teuren Supercomputer anschaffen, um die Brille zu nutzen.
Andere Anbieter, zum Beispiel Samsung, nehmen noch einen anderen Weg und verkaufen Headsets, in die Smartphones eingesteckt werden und so als Display dienen. Ob VR-Brillen das Potenzial haben, "The Next Big Thing" zu werden? Eine erste Umfrage in Deutschland aus dem Jahr 2015 sieht weniger danach aus. Aber vielleicht ändern das die neuesten Modelle.