Obamas Regierungs- und Beraterteam. Wer wird was?
Barack Obama hat in Rekordzeit sein Regierungs- und Beraterteam zusammengestellt. Wer wird was?
"Yes we can"
BARACK OBAMA wurde am 20. Januar 2009 als neuer Präsident und Nachfolger von George W. Bush in Washington vereidigt. Mit seinem Slogan "Yes we can" hat er die US-Amerikaner für seine Politik des Wechsels gewonnen. Obamas erste Amtszeit wird durch die Wirtschaftskrise geprägt sein.
Vizepräsident mit bissiger Rhetorik
Mit JOSEPH BIDEN JR. holt sich Barack Obama einen erfahrenen Routinier als Stellvertreter in sein Team. Biden wurde im Alter von 29 Jahren Senator von Delaware und gilt als erfahrener Außenpolitiker. Zu den hervorstechenden Eigenschaften des 65-jährigen Senators zählen Schlagfertigkeit und Witz. Biden bringt darüber hinaus einiges ins Amt mit, was dem künftigen Präsidenten noch fehlt: neben der außenpolitischen Erfahrung sind das vor allem intime Kenntnisse als Strippenzieher im Washingtoner Senat.
Überraschende Berufung der Rivalin
HILLARY CLINTON, ehemalige First Lady und im Präsidentschaftswahlkampf Obamas erbitterte Gegnerin, hat den einflussreichen Posten der US-Außenministerin angenommen. Clinton plant Medienberichten zufolge, das Außenamt personell auszubauen und einen Expertenstab für Wirtschaftsfragen einzurichten. Das Ministerium solle nach Clintons Ansicht im Kampf gegen die globale Wirtschaftskrise eine stärkere Rolle spielen.
Republikanischer Pragmatiker
Der amtierende republikanische Verteidigungsminister ROBERT GATES bleibt auch unter Barack Obama im Amt. Obama setzt mit dieser Entscheidung auf Erfahrung und Kontinuität in der Außen- und Sicherheitspolitik. Der ehemalige CIA-Chef Gates wurde 2006 von Präsident George W. Bush ins Pentagon berufen.
Krisenmanager
TIMOTHY GEITHNER ist als bisheriger Chef der Notenbank Fed prädestiniert für den wohl wichtigsten Posten im Kabinett Obamas - den des Finanzministers. In Zeiten der Finanzkrise wird es seine Aufgabe sein, die Märkte wieder zu stabilisieren. Er gilt als erwiesener Fachmann mit einer ausgeprägt nüchternen Denkweise. Für die Aufarbeitung der Finanzkrise ist er nach Ansicht vieler Banker und Ökonomen genau der richtige Mann.
Einserjurist aus der Bronx
Der im armen New Yorker Stadtteil Bronx geborene Politiker wird der erste Afroamerikaner auf dem wichtigen Posten des Justizministers sein. Als Jurist wurde er an der renommierten Colombia University ausgebildet. Er hat als Juraprofessor gearbeitet, aber auch viel Zeit damit zugebracht, benachteiligten Jugendlichen zu helfen. ERIC HOLDER wird es obliegen, das im In- und Ausland gestörte Vertrauen in die Unparteilichkeit der US-Justiz wiederherzustellen.
Bodenständig und respektiert
KEN SALAZAR, der zukünftige Innenminister, präsentierte sich bei seiner Berufung als bodenständiger US-Amerikaner zünftig mit einem Cowboyhut. Salazar war bislang Senator von Colorado. Er arbeitete als Farmer, Anwalt und für den Staat, bevor er in die Politik ging. Beide politischen Lager schätzen ihn als ehrlichen und pragmatischen Verhandlungspartner. Das Innenministerium der USA befasst sich überwiegend mit Umweltfragen wie etwa dem Schutz von Landschaften.
Heimatschützerin
JANET NAPOLITANO ist die erste Frau und Demokratin, die das Heimatschutzministerium - hauptsächlich zur Terrorabwehr geschaffen - führen wird. Sie gilt als führungsstark und will einen weiteren Schwerpunkt, die Bekämpfung der illegalen Einwanderung, einführen und eine Gesetzesreform dazu verabschieden. Es wird nicht leicht, zwischen einem verschärftem Grenzschutz und einem humaneren Umgang mit illegalen Einwanderen zu handeln.
Physik-Nobelpreisträger wird Energieminister
Zum neuen Energieminister hat Obama den renommierten Klimaforscher STEVEN CHU berufen. Der Sohn chinesischer Einwanderer erhielt 1997 gemeinsam mit zwei Kollegen für Arbeiten zur Kühlung von Atomen den Physik-Nobelpreis. In den vergangenen Jahren konzentrierte sich der 60-Jährige auf Energiefragen und warnte vor den Gefahren des Klimawandels. Chus Ernennung stärkt die Hoffnung, dass Obama es ernst meint mit seiner angekündigten Wende beim Klimaschutz.
Mammutaufgabe
Der einstige Senatsmehrheitsführer TOM DASCHLE soll als künftiger Gesundheitsminister in Barack Obamas Team eine große Reform der Krankenversicherung auf den Weg bringen. Die Ernennung des politischen Schwergewichts Daschle wird als Zeichen gewertet, dass für Obama der Umbau des Gesundheitswesen hohe Priorität besitzt. Das Ziel: Alle sollen krankenversichert werden. Dazu schlägt Daschle ein System privater und staatlicher Versicherungen vor.
Noch kein Handelsminister
BILL RICHARDSON, Gouverneur des Bundesstaates New Mexico, UN- Botschafter und Energieminister unter Bill Clinton, sollte der neue Handelsminister werden. Aber er ist auf eigenen Wunsch von der Kabinettsliste gestrichen worden. Als Grund nannte Richardson gerichtliche Ermittlungen gegen ihn - er wolle keine Belastung für die neue Regierung sein.
Karrieresprung
ARNE DUNCAN macht Karriere, der Schulexperte wird nun sogar Bildungsminister. Duncan ist derzeit Chef der öffentlichen Schulen Chicagos, gilt als reformfreudig und durchsetzungsfähig. Seine Hauptaufgabe wird die Modernisierung des maroden Schulsystems sein. Obama zeigte sich davon überzeugt, dass Duncan für die Qualität der Ausbildungen und bessere Bildungsstätten kämpfen wird.
Gewerkschaftlerin
HILDA SOLIS soll das Amt der Arbeitsministerin übernehmen. Sie ist die Tochter von Einwanderern aus Mexiko und Nicaragua und die einzige Kongressabgeordnete mit mittelamerikanischen Wurzeln. Die 51-Jährige hat sich im Abgeordnetenhaus vor allem mit Einwanderungs- und Umweltfragen und den Arbeitsbedingungen von Geringverdienern befasst. Solis ist tief in der Arbeiterbewegung verwurzelt. Die Gewerkschaften, die sich sehr für ihre Nominierung einsetzten, sind zufrieden.
Frische Ideen für den Wohnungsmarkt
Als Chef der Wohnungsbaubehörde von New York brachte SHAUN DONOVAN frischen Wind in die Behörde. Er sorgte für günstigen Wohnraum in der Metropole. Donovan wird das Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung leiten. Er übernimmt ein Amt, das gerade in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation besondere Bedeutung hat: Der Wohnungsmarkt in den USA gilt als Auslöser der Finanzkrise.
Irak-Kriegsgegner
Der 66-jährige ERIC SHINSEKI wird Minister für Veteranenangelegenheiten. Der pensionierte Vier-Sterne-General japanischer Abstammung zählte zu den heftigsten Gegnern der Bush- und Rumsfeld-Strategie im Irakkrieg. Kriegsveteranen müssten sich insbesondere in diesen wirtschaftlichen Krisenzeiten bei ihrer Heimkehr mit vielfältigen Problemen herumschlagen. Shinseki soll dafür sorgen, dass die Soldaten nach ihrer Rückkehr aus den Kriegseinsätzen ehrenhaft behandelt werden.
Landwirtschaft
Der 58-jährige TOM VILSACK war Gouverneur des landwirtschaftlich geprägten Bundesstaates Iowa im mittleren Westen der USA. Er hatte sich auch um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten beworben, war aber bereits im Februar 2007 aus dem Rennen ausgestiegen. Als Gouverneur bemühte er sich besonders darum, mehr Hochtechnologie in die Landwirtschaft Iowas zu bringen. Als US-Landwirtschaftsminister wird er sich um die Umsetzung eines Subventionsprogramms und um das Thema Biokraftstoffe kümmern müssen.
Zweiter Republikaner in Obamas Team
RAY LAHOOD, 63-jährig, ist arabischer Abstammung und gilt als überparteilich agierender, gemäßigter Republikaner. Er hat sich bei den Demokraten hohen Respekt erworben: als langjähriges Mitglied des Ausschusses, der die Ausgaben des Kongresses überwacht. LaHood befürwortet staatliche Ausgaben zur Stimulation der Wirtschaft und weiß sich damit mit Obama auf einer Linie. Als Verkehrsminister wird er dazu viel Gelegenheit haben, denn in das marode Straßen- und Schienennetz muss dringend investiert werden.
"Rahmbo"
Der für seine gelegentlich rauen Methoden und seine ruppige Art berüchtigte RAHM EMANUEL, Spitzname "Rahmbo", wechselt aus dem Repräsentantenhaus ins Weiße Haus - als neuer Stabschef. Er war früher Berater von Bill Clinton und kennt sowohl Barack Obama als auch das Weiße Haus. Emanuel gilt als durchsetzungsstarker Demokrat, millionenschwerer Investmentbanker und erfahrener Kongressabgeordneter - Erfahrungen, aus denen ein politischer Ratgeber schöpfen kann.
Viele und schwierige Fragen
ROBERT GIBBS ist neuer Sprecher des Weißen Hauses. Der 37-Jährige war Obamas Kampagnensprecher während des Wahlkampfes. Er begleitete den Kandidaten überall hin und beriet ihn in wichtigen strategischen Fragen. Gibbs, der aus Arkansas stammt, stieß 2004 zu Obamas Team, als der Politiker sich für den Senat bewarb. Er war auch Pressesprecher von John Kerry, der 2004 im Rennen um das Weiße Haus George W. Bush unterlag.
Chefstratege und Einflüsterer
DAVID AXELROD ist in Washington ein mächtiger Mann, der bevorzugt hinter den Kulissen arbeitet. Der vortreffliche Wahlkampfstratege mit Gespür für die Massen war der Architekt von Obamas Wahlkampfmotto "Yes, we can" ("Ja, wir schaffen es") und führte ihn zum Wahlsieg. Er wird an Obamas Seite als Chefberater ins Weiße Haus wechseln und dort die Fäden ziehen. Er gilt als ein brillanter Denker und "Cheerleader". Obama, so heißt es, vertraut ihm blind.
Nicht in der ersten Reihe
Der frühere Harvard-Präsident LAWRENCE SUMMERS wird Chef des Nationalen Wirtschaftsrats. Er leitete unter Bill Clinton das US-Finanzministerium - und spekulierte bis zuletzt auf eine Rückkehr auf den Ministerposten. Den übernimmt stattdessen Timothy Geithner. Er wird Obama im Kampf um den wirtschaftlichen Abschwung beraten, entsprechend groß wird sein Einfluss auf die Politik sein.
Großreinemachen bei der Börsenaufsicht
Die angesehene Finanzmarktexpertin MARY SHAPIRO wird neue Chefin der zuletzt sehr kritisierten US-Börsenaufsicht. Die 53-Jährige genießt großen Respekt bei Demokraten und Republikanern. Sie gilt als intelligent, schlau und durchsetzungsfähig. Schon die US-Präsidenten Ronald Reagan, Bill Clinton und George W. Bush griffen auf ihre Beratung zurück. Nicht nur Unternehmen erwarten, dass sie die Zügel straff anziehen wird.
Verfechter des Freihandels
RON KIRK wird neuer Handelsbeauftragter der USA. Der Jurist war von 1995 bis 2001 der erste schwarze Bürgermeister von Dallas. Ron Kirk ist ein entschiedener Verfechter des Freihandels, was ihm Meinungsverschiedenheiten mit Obama bescheren könnte, der einen vorsichtigeren Kurs verfolgt.
Umweltschutzbehörde
Die 46-jährige LISA JACKSON hat sich bereits in der Umweltschutzbehörde in New Jersey einen Namen als Klimaschützerin gemacht. Dort kämpfte sie für die Reduzierung der Treibhausgasse und die Erschließung neuer Energiequellen. Für sein Kabinett erhofft sich Obama ähnliche Impulse für das Thema Umweltschutz.
Umstrittener Terrorberater
Bei der Besetzung des Postens seines Topberaters für die Terrorabwehr entschied sich Obama für den umstrittenen CIA-Veteranen JOHN BRENNAN, der einige der umstrittenen Verhörmethoden in Guantanamo verteidigt hatte. Wegen entsprechender Äußerungen hatte Brennan aus dem Rennen um den Posten des CIA-Chefs aussteigen müssen. Brennan war von 1999 bis 2001 Stabschef des damaligen Geheimdienstdirektors George Tenet und von 2004 bis 2005 Direktor des Nationalen Zentrums für Terrorabwehr.
Vier-Sterne-General
JAMES L. JONES, 64 Jahre alt, trat 2003 als Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa an und übernahm gleichzeitig die Führung im US-Hauptquartier in Stuttgart. Es war das erste Mal, dass ein Kommandeur des US-Marine Corps auf den höchsten militärischen Posten der Allianz rückte. Drei Jahre später gab er das Kommando wieder ab und verabschiedete sich nach 40 Jahren Dienst in den Ruhestand. Doch das war nicht das Ende seiner Karriere. Noch im selben Jahr wurde Jones zum US-Sonderbeauftragten für Sicherheitsfragen im Nahen Osten berufen - und jetzt zum Nationalen Sicherheitsberater.
US-Botschafterin bei der UNO
SUSAN RICE wird UN-Botschafterin. Sie gilt als intelligent, direkt, hartnäckig und außenpolitisch erfahren. Die 44-Jährige war bereits Stellvertreterin von Außenministerin Madeleine Albright in der Regierung von Präsident Bill Clinton. Sie beschäftigte sich mit der Armut in der Dritten Welt, vor allem in Afrika. Ihre Berufung zur UN-Botschafterin ist ein Zeichen für Obamas außenpolitischen Horizont. Der künftige Präsident sieht globale Armut als Nährboden für den Terror und als ein Sicherheitsrisiko für die USA.
Erfahrener Krisenmanager
Obama hat den früheren Senator George Mitchell zum Sondergesandten für den Nahen Osten ernannt. Der 75-jährige Mitchell ist vor allem seit seiner Vermittlung im Nordirland-Konflikt als versierter Schlichter bekannt. Mit seiner stillen, einfühlsamen, aber ungemein effektiven Diplomatie führte George Mitchell nach 30 Jahren die Konfliktparteien zum historischen Karfreitagsabkommen und sorgte auch danach beharrlich für dessen Umsetzung. Im Auftrag des früheren US-Präsidenten Bill Clinton leitete er zudem eine internationale Kommission zur Analyse der Gewalt im Nahen Osten. Diese Kommission forderte bereits in einem Bericht im Frühjahr 2001 einen israelischen Siedlungsstopp im Westjordanland und ein palästinensisches Vorgehen gegen Terrorismus. Die Ernennung Mitchells gilt als klares Signal Obamas, sich im Nahen Osten stärker zu engagieren.
Diplomaten-Urgestein
Der 67-jährige Richard Holbrooke ist Sondergesandter für das Krisengebiet Afghanistan und Pakistan. Für das Diplomaten-Urgestein ist dies nicht der erste Einsatz auf schwierigem Terrain. Der frühere US-Botschafter in Deutschland war unter Präsident Bill Clinton Krisenmanager in Europa. Ob die Konflikte in Bosnien, im Kosovo oder auf Zypern – Holbrooke agierte in Verhandlungsmarathons mit Geschick und Hartnäckigkeit, aber auch mit einer Portion Kaltschnäuzigkeit. 1995 erlebte er mit der Einigung auf das Dayton-Friedensabkommen für Bosnien-Herzegowina seinen größten diplomatischen Erfolg. Der in New York geborene Sohn einer aus Stuttgart stammenden Mutter ist nicht nur Diplomat, er war auch ein erfolgreicher Chefredakteur und Geschäftsmann. 1985 übernahm er für acht Jahre eine leitende Position in der inzwischen untergegangenen Investmentbank Lehman Brothers, bis er im September 1993 für neun Monate als US-Botschafter nach Bonn wechselte. Hier fand er ungewöhnlich schnell die breite Anerkennung deutscher Politiker.
Die starke Frau an seiner Seite
MICHELLE OBAMA studierte an den besten Universitäten des Landes, in Princeton und Harvard. Die promovierte Juristin arbeitete als Sozialarbeiterin und bis zum Wahlkampf ihres Mannes als Krankenhausmanagerin an der Uniklinik Chicago. Nun wird die 44-Jährige die erste afroamerikanische First Lady in der 232-jährigen Geschichte der USA. "Sie wird im Weißen Haus kein Mauerblümchen sein", prophezeit Politikprofessor Leonard Steinhorn von der American University in Washington. Im Wahlkampf hat Michelle Obama aber klargemacht, dass die beiden Kinder Vorrang vor ihren politischen Ambitionen und ihren Pflichten als First Lady haben werden.