Obamas Botschaft
3. Juni 2009Spannungen zwischen Ländern der islamischen Welt und den USA sind nicht neu. Die Bilder von iranischen Studenten, die die amerikanische Botschaft in Teheran stürmten, gingen 1979 um die Welt. Die militanten Islamisten nahmen Geiseln und forderten die Auslieferung des Schah, der sich damals in den USA aufhielt. Erst nach 444 Tagen wurde die Geiselnahme beendet.
Nach dem 11. September 2001 verhärteten sich die Fronten weiter. Der Einmarsch der USA in Irak und Afghanistan, der rechtlose Status und die Misshandlung von Gefangenen in Guantanamo und Abu Ghraib und das offensichtliche Desinteresse des damaligen Präsidenten George W. Bush am Schicksal der Palästinenser trugen dazu bei.
US-Präsident Barack Obama ist entschlossen, diese Kluft wieder zu schließen. An diesem Donnerstag (4.6.) hält er in Kairo eine Rede an die muslimische Welt.
Bushs Botschaft verhallte ungehört
"Terror ist nicht das wahre Gesicht des Islam, darum geht es nicht. Islam ist Frieden. Diese Terroristen repräsentieren nicht den Frieden, sondern das Böse und den Krieg." Mit diesen Worten setzte sich der damalige US-Präsident George W. Bush am 17. September 2001 gegen den Vorwurf zur Wehr, die USA würden sich im Krieg mit dem Islam befinden. Sechs Tage zuvor hatten die Flugzeugattentate auf die Zwillingstürme in New York und das Pentagon in Washington die Welt erschüttert.
Doch obwohl Bush diese Aussage oft wiederholte, wurde sie in der muslimischen Welt nicht wahrgenommen. Denn die Realität von Guantanamo und Abu Ghraib sprach eine andere Sprache. Der Einmarsch im Irak und auch die amerikanischen Raketenangriffe auf pakistanische Ziele standen für eine Politik, die von der Richtigkeit des eigenen Handelns überzeugt ist und auf andere Werte und Ansichten keine Rücksicht nimmt.
Außerdem habe George W. Bush seine Botschaft auch nie außerhalb der USA verbreitet, erklärt James Phillips von der konservativen Heritage Foundation. In Bezug auf Obamas Rede in Kairo meint er, sie sei "in gewisser Weise eine Fortsetzung der Bush-Politik aber mit einem anderen Tonfall. Und deswegen wird sie hoffentlich auf mehr Resonanz in der muslimischen Welt stoßen."
Neue Umgangsformen
Tatsächlich gehen auch unter Obamas Präsidentschaft die gezielten US-Raketenangriffe auf pakistanischem Gebiet weiter. Doch Obama verfolgt eine Politik des Zuhörens. Er will auf den Iran zugehen und die Schließung von Guantanamo ist beschlossen, auch wenn man sich mit der Umsetzung schwer tut. Vor allem Obamas Rhetorik unterscheidet sich eben sehr deutlich von der seines Vorgängers. Bereits in der ersten Rede zu seiner Amtseinführung im Januar erklärte der Präsident, an die muslimische Welt gerichtet: "Wir suchen einen neuen Weg, der auf gegenseitigem Interesse und gegenseitigem Respekt beruht."
Schlüsselrolle für Ägypten
Das erste Fernsehinterview nach seiner Wahl gab Barack Obama einem arabischen Sender. Auf seiner ersten Europareise erklärte er in Ankara, dass sich "die USA nicht im Krieg mit dem Islam befinden" und daran werde sich auch in Zukunft nichts ändert.
Die Rede in Kairo soll eine logische Fortsetzung dieser Politik sein, erklärte Obamas stellvertretender Sicherheitsberater Dennis McDonough in einer Telefonkonferenz. Der Präsident sei sich bewusst, dass viele Errungenschaften der modernen Welt auf den Forschungen der muslimischen Welt aufbauen und man wolle zurück zu einer Partnerschaft, die man bereits zuvor über viele Jahrzehnte gepflegt habe.
Man habe für diese Botschaft an die islamische Welt ganz bewusst Kairo und die dortige Universität ausgewählt. Ägypten sei "ein Schlüsselstaat in der arabischen und muslimischen Welt", so McDonough. "Es ist ein junger Staat, wie so viele in der muslimischen Welt, mit einer wachsenden jungen Bevölkerung. Der Präsident freut sich sehr darauf, mit diesen Menschen Kontakt aufzunehmen.“
In Kairo sind auch Journalisten und Regierungskritiker zur Rede eingeladen. Denn Obama wird nicht umhin kommen, die undemokratischen Zustände in Ägypten anzusprechen. Auch auf den Nahost-Konflikt wird er eingehen, aber wohl keinen konkreten Friedensplan vorlegen. Es gehe ihm vielmehr darum, sagte der Präsident in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vor kurzem in Washington, die Beziehungen der USA zu der gesamten muslimischen Welt zu verbessern. Experten raten dazu, statt Militärhilfe zu leisten, den Handel zu stärken, Investitionen zu fördern und auch mit Entwicklungshilfe das Leben der Menschen zu verbessern.
Imagepflege
Obama wies auch auf einen anderen Aspekt in den Beziehungen zu muslimischen Staaten hin. „Ich möchte auch die Bedeutung der muslimischen Amerikaner in den USA hervorheben und den großen Beitrag, den sie leisten. Das wird in den Diskussionen oft übersehen."
Der US-Präsident hat aber auch noch einen anderen Grund nach Kairo zu gehen: Nach der jüngsten Studie des Meinungsforschungsinstituts Ipsos ist er in arabischen Ländern wie Saudi-Arabien, Jordanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, Libanon und Ägypten als Person besser angesehen als die USA im Ganzen. Die schwächsten Zustimmungsraten hat er aber in Ägypten. Grundsätzlich jedoch wird Obama von weit mehr als einem Drittel der Menschen in diesen Ländern negativ wahrgenommen. Andersherum sieht es allerdings auch nicht besser aus. Nach der jüngsten Umfrage des US-Fernsehsenders CNN haben 46 Prozent der Amerikaner muslimischen Staaten gegenüber eine negative Einstellung.
Autorin: Christina Bergmann
Redaktion: Mirjam Gehrke