Obama zu Trauerbesuch in Orlando
16. Juni 2016"Die Familien der Getöteten könnten unsere Familien sein", sagte US-Präsident Barack Obama nach einem Treffen mit den Angehörigen und Überlebenden des Massakers mit 50 Toten in einem Schwulen-Nachtclub in Orlando. "Sie sind Teil der amerikanischen Familie und ihre Trauer ist unbeschreiblich", so Obama.
Der Präsident hatte sich privat mit den Trauernden getroffen. Begleitet wurde er dabei von Vize-Präsident Joe Biden. Doch rein privat reist Obama nie und so nutzte er seinen Besuch in Orlando für einen eindringlichen Appell an den US-Senat zum Thema Waffenrecht. Der Senat müsse die Zeichen der Zeit erkennen und den Weg für schärferes Waffenrecht frei machen, forderte der US-Präsident. Wenn der Senat nicht handele, werde es weitere Massaker geben.
Unterschiedliche Motive, gleiche Waffen
Mit Blick auf die Massaker an Schulen, die sich in seinen Amtszeiten ereigneten, sagte Obama: "Die Motive der Täter von Aurora und Newtown und von Orlando mögen unterschiedlich gewesen sein, aber ihre Instrumente des Todes waren ähnlich". Genauso wie der Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) müsse der Kampf gegen den Missbrauch von Schusswaffen vorangetrieben werden, forderte der US-Präsident.
Die Terrorgefahr des IS lasse sich nicht ausschließlich mit Waffengewalt bannen. "Es wird mehr brauchen als nur unser Militär", sagte Obama. Der Kampf gegen sogenannte Einsame Wölfe sei schwierig. "Wir können nicht jede entgleiste Persönlichkeit kriegen". Es sei aber mit Beschränkungen beim Erwerb von Schusswaffen möglich, den Schaden zu begrenzen. "Wir können wenigstens einige Tragödien verhindern, wir können wenigstens einige Leben retten", mahnte er.
Republikaner verhindern schärferes Waffenrecht
Diejenigen, die den einfachen Zugang zu kraftvollen Schusswaffen propagierten, sollten sich bitte mit Eltern von Opfern treffen, sagte Obama, der seit längerem für schärfere Waffengesetze eintritt, dabei aber regelmäßig am Kongress scheitert, in dem die Republikaner die Mehrheit haben.
Der 29-jährige Omar Mateen, ein US-Bürger mit afghanischen Eltern, hatte in Orlando in der Nacht zum Sonntag in einem Club für Schwule und Lesben 49 Menschen getötet und 53 verletzt, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Mateen verübte die Tat mit einem Gewehr und einer Pistole, die er kurz zuvor legal erwarb. Vor einigen Jahren war er mehrfach vom FBI überprüft worden.
CIA: IS inspiriert Sympathisanten zu Anschlägen
Die Ermittler in Orlando sind weiter damit beschäftigt, das Bewegungsbild des Täters nachzuzeichnen. Sicherheitsbehörden und Facebook prüfen Bekenner-Nachrichten, die Mateen vor und während seines Angriffs in dem Nachtclub in dem Netzwerk veröffentlicht haben soll.
Demnach hatte er auf Facebook dem Anführer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, seine Gefolgschaft geschworen und weitere IS-Anschläge in den USA angekündigt. CIA-Direktor John Brennan sagte, man habe keine Verbindungen zwischen dem Attentäter und einer ausländischen terroristischen Organisation gefunden. Aber an den Anschlägen von Orlando, San Bernardino und anderswo könne man erkennen, wie die Terrormiliz Sympathisanten zu Attacken inspiriere, auch ohne dass es direkte Verbindungen gebe.
McCain: Obama für Erstarken des IS verantwortlich
Unterdessen gab John McCain - Senator und früherer Präsidentschaftskandidat der Republikaner - dem US-Präsidenten eine Mitschuld an dem Attentat. Obama sei für das Erstarken des IS verantwortlich, weil er die Truppen aus dem Irak abgezogen habe. Er selbst habe damals vorhergesagt, dass es Attacken auf Amerika geben werde, wenn man die Terrormiliz einfach gewähren ließe, sagte McCain. Der US-Senator hatte 2008 den Präsidentschaftswahlkampf gegen Obama verloren und ist ein scharfer Kritiker von dessen Syrien-Strategie.
cw/kle (afpe, dpae, afp, rtre, ape)